LIVING SENSES: Descending World

Moderner Rock mit fehlender Intensität – hier wäre mehr drin gewesen.

Ich persönlich glaube, dass es an Selbstbewusstsein bei der Frankfurter Band LIVING SENSES nicht mangelt. Im Info preisen sie sich als 21st Century Rock an. Heißt das, sie wollen den Rock ins 21. Jahrhundert führen? Für so eine junge Band ein gewagtes Unterfangen. Ein sehr gewagtes, um genau zu sein. Aber bevor ich weiterschimpfe, haben die Jungs nicht doch was drauf?

Eigentlich ja. Weil der doch recht massive Sound der Band fesselt schnell. Ihre Riffs haben allesamt hohen Wiedererkennungswert, sind klar strukturiert und besitzen viele Hooklines. Hinzu kommt der sehr gute, melodische Gesang von Frontmann Aykut, der schön melancholisch und doch kräftig ist und wirklich zu überzeugen weiß. Descending World ist eher dunkler Natur, hier hört man doch gerne mal Herz- und Weltschmerz heraus. Düster, schwermütig und doch mit einem deutlichen Schimmer Hoffnung ausgestattet sind die Songs dabei mal ernster und mal etwas leichter. My Girl ist wohl das eingängigste und poppigste Stück der Scheibe und auch das Verzichtbarste.

Doch die anderen Stücke, Dead Dragonfly und Vision Turns to Red gefallen besser. Erinnerungen an KATATONIA werden des öfteren wach, auch wenn LIVING SENSES weniger trist, weniger grau, weniger intensiv sind. Das ist auch der Grund, warum die Frankfurter wohl nicht zu Dauergästen in meinem CD-Player werden. Die fehlende Intensität. Zwar machen sie mit dem relativ schnellen und heftigen Titeltrack alles richtig, doch dieser reicht nicht aus, um Descending World zu einer Scheibe werden zu lassen, die man wirklich haben muss.

Ein Pluspunkt an diesem trotz allem durchaus ambitionierten Erstling ist außerdem das wirklich schöne Artwork, das große Tristesse ausdrückt; sollte man gesehen haben. LIVING SENSES mögen dunklen, modernen Rock spielen, mehr aber auch nicht. Das gewisse Etwas, es fehlt. Die Band sollte an ihrem Stil feilen, damit sich das richtige Gefühl einstellt und die Musik den Hörer an den Eiern packt. Ansonsten, reinhören erlaubt.

Veröffentlichungstermin: Ende 2005

Spielzeit: 24:56 Min.

Line-Up:
Aykut Sayar – Vocals

Daniel Janke – Guitar

Boris Herrmann – Bass

Edvin Softic – Drums

Label: MusCon Records

Homepage: http://www.livingsenses.de

Email: info@livingsenses.de

Tracklist:
1. Intro

2. Dead Dragonfly

3. My Girl

4. Visions Turn to Red

5. Descending World

6. Outro

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