LIFTHRASIL: Vor dem Sturm

Produktion gelungen, Musik tot.

Groß mein Erstauen, als ich die neuen Releases von Twilight in den Händen halte. LIFTHRASIL. Irgendwo fern im Hinterkopf erklingt ein kitschiges Keyboard. Richtig: Es ist die Teebeutel-Band, die mich anno 2001 mit ihrem zehnten Aufguss des immergleichen Kitsch-Black Metals zum Gähnen brachte. Dennoch rufen Wortschöpfungen wie Entmenschlichung sofort Neugier in mir hervor. Es muß sich etwas getan haben in diesen drei Jahren, die Muse der Inspiration muß sich im LIFTHRASIL-Übungsraum wohnlich eingerichtet haben. Vielleicht hat sie sich auch das Keyboard gekrallt und es in seine Schranken verwiesen? Gespannt schnappt sich der CD-Schacht Vor dem Sturm. Mahlzeit!

Ein geklimpertes Intro trippelt zart aus den Boxen. Eine heisere Stimme kündigt das Unheil an: ich falle…. Die Hoffnung auf kitschfreie 46:24 Minuten fällt ebenfalls. Ins Bodenlose. Fort ist sie. LIFTHRASIL sind wieder da, garantiert inspirationsfrei und dies aus Überzeugung. Das tyrannische Keyboard beherrscht Vor dem Sturm vehement, manchmal läßt es die Gitarren ein bißchen in den Vordergrund, doch dies nur, um den Hörer in Sicherheit zu wiegen, bis es zum Großangriff trötet. Während junge Bands wie etwa SYCRONOMICA auf Paths im Tastenbereich eine große Portion Spielfreude an die Nacht legen, regiert auf Vor dem Sturm der sture, bleierne Bombastteppich, der jeden interessanten Funken im Keim erstickt. Gitarren, Bass und Schlagzeug werden dadurch lediglich sekundär, sie sind geschundene Untertanen, ihre Schreie verhallen ungehört, das letzte Gefecht haben sie verloren.

Die Pathos-geschwängerten (zum Teil unfreiwillig komischen), in deutscher Sprache gehaltenen Lyrics sind währenddessen von der größenwahnsinnigen Illusion besessen, die Klasse von NOCTE OBDUCTA zu besitzen. Schamlos biedern sie sich dieser Größe an und scheitern kläglich. Immerhin vergreift man sich (noch) nicht an literarischen Werken, nicht auszudenken, wie schnell etwa E.T.A. Hoffmann in so einem Fall im Grab rotieren müßte!

Fazit: Seit dem Demo hat sich bei LIFTHRASIL nur die Produktionsqualität verbessert. Produktion gelungen, Musik tot.

Veröffentlichungstermin: 21.06.2004

Spielzeit: 46:24 Min.

Line-Up:
Chris: Gitarre, Programmierung

Robert: Gitarre, Vocals

Steffen: Drums

Andi: Bass

Label: Twilight Vertrieb

Homepage: http://www.lifthrasil.de

Email: info@lifthrasil.de

Tracklist:
1. Intro

2. Der zweite Schatten

3. Schreie verhallen ungehört

4. Vor dem Sturm

5. Im Morgengrauen kommt der Fall der Nebel

6. Nagelfar

7. Das letzte Gefecht

8. Entmenschlichung

9. Verliese des kalten Jenseits

10. In den schwarzen Händen

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