„Your upgrade’s been unlocked.“ Sängerin Anna Brunner gibt direkt zum Auftakt die Marschrichtung vor. Persönliche Weiterentwicklung ist eine der wichtigen Botschaften von „Galvanize“. Unser Leben selbst in die Hand zu nehmen das erklärte Ziel, dem wir uns oft genug selbst im Weg stehen – womöglich auch, weil wir das Produkt unserer Umwelt sind. Daher wählen LEAGUE OF DISTORTION zumeist den unverblümten Weg: Nicht nur textlich, auch musikalisch schreitet das Quartett schnurgerade nach vorne weg, vereint rastlose Synthesizer mit satten Riffs und kraftvollem Gesang.
Das Gesamtpaket ist dabei modern und catchy, ohne die nötige Kante missen zu lassen. Die zeigt sich in Form drückender Breaks und bratender Gitarren, aber auch in Brunners variablem Gesang, der sich mit Leichtigkeit gegen das donnernde Rhythmusfundament zu behaupten weiß. Überhaupt ist die Fronterin wohl das größte Alleinstellungsmerkmal der Band: Selbstbewusst und trotzig in „My Hate Will Go On“, dann verletzlich in der Strophe von „Suck My Blood“ findet die emotionale Ebene des Albums zu großen Teilen hinter dem Mikrofon statt.
LEAGUE OF DISTORTION setzen auf ein bewährtes Erfolgsrezept, erlauben sich aber auch Freiheiten
Stilistisch erlauben sich LEAGUE OF DISTORTION derweil durchaus Freiheiten. Einem schmissigen Hit wie dem Titeltrack steht beispielsweise das experimentelle „What’s Wrong With Her?“ entgegen, wo Reggae-Rhythmen mit (gesampelten) Blechbläsern sowie einer herrlich affektierten Gesangsperformance kombiniert werden und schließlich in einen EDM-Break münden. Dagegen wirkt die gelungene Halbballade „In Our DNA“ mit CYPECORE-Frontmann Dominic Christoph fast schon konservativ, obwohl sie zu Beginn der zweiten Hälfte einen wichtigen Tempowechsel bereitstellt.
Denn grundsätzlich setzt „Galvanize“ über seine Laufzeit auf recht bewährte Methoden, die sich zumindest mittelfristig schneller abnutzen können, als uns lieb ist. Daher ist jede Abkehr vom bewährten Erfolgsrezept aus einprägsamen Gesangslinien, futuristischen Synthesizern und stampfend-rockiger Rhythmik eine willkommene Abwechslung. Diesen schmalen Grat bewältigen LEAGUE OF DISTORTION auf ihrem Zweitwerk jedenfalls ohne ins Wanken zu kommen, aber auch ohne das eigene kreative Potenzial durchgehend auszuschöpfen. Immerhin: Die originellen Einfälle zwischendurch lassen vermuten, welches Upgrade die Band für die nahe Zukunft ins Auge gefasst hat.
Veröffentlichungstermin: 25.10.2024
Spielzeit: 36:27
Line-Up
Anna “Ace” Brunner – Vocals
Jim “Arro” Müller – Guitar
Felix “Ax” Rehmann – Bass
Tino “Aeon” Calmbach – Drums
Produziert von Julian Breucker und Hannes Braun
Label: Napalm Records
Homepage: https://www.leagueofdistortion.de/
Facebook: https://www.facebook.com/leagueofdistortion
Instagram: https://www.instagram.com/leagueofdistortion
Bandcamp: https://leagueofdistortion.bandcamp.com
LEAGUE OF DISTORTION “Galvanize” Tracklist
1. Galvanize (Video bei YouTube)
2. My Hate Will Go On (Video bei YouTube)
3. Chainsaw (Video bei YouTube)
4. Suck My Blood
5. My Enemy
6. What’s Wrong With Her?
7. In Our DNA
8. Crucify Me (Video bei YouTube)
9. Anti-Hero
10. The Crown
