K²: Book Of The Dead

Ein zeitloses Stück 70er-Prog Rock. Unheimlich.

Book Of The Dead ist so ein Album, das einem einfach unheimlich ist. Die Frage, warum das so ist, kann eigentlich nur mit zwei Thesen, die sich tragischer weise in die Hände spielen, versucht erklärt zu werden. Ein Erklärungsversuch ist der viel zu früh gekommene Tod des K²-Sängers Shaun Guerin. Er erlebte die Veröffentlichung des Albums nicht mehr. Shaun Guerin singt auf diesem Album über das Buch der Toten, er haucht Zeilen über das Leben, das Sterben, die Dunkelheit, das Licht und die Unendlichkeit in das Mikrofon. Assoziationen mit seinem Schicksal sind dabei nicht zu vermeiden. Guerins Stil, die Textzeilen förmlich zu hauchen, sie schwebend über der Musik zu positionieren, prädestinieren ihn geradezu dafür, dieses Album über die ägyptische Mythologie einzusingen.

Auf der anderen Seite besteht K² eben auch aus ausnahmslos exzellenten Musikern. Vor allem Fusion-Legende Allan Holdsworth drückt Book Of The Dead seinen Stempel auf, obwohl er nicht so Jazz-orientiert agiert, wie man es von ihm kennt. Die Musik von K² muss nicht einzigartig sein, um außergewöhnlich zu sein. Will heißen, dass sich die Band an klassischen Größen des Progressive Rocks orientiert. Legenden wie PINK FLOYD, IQ, MARILLION oder auch ASIA geistern einem beim Hören von Book Of The Dead durch den Kopf. Aber außergewöhnlich ist die fantastische, unheimliche Atmosphäre, welche durch die großen, aber stehts nachvollziehbaren Bögen und die elegant minimalistischen Arrangements erzeugt wird. Ausgestaltet wird dieser Rahmen durch das Violinenspiel von Yvette Devereaux, die sich auch mal mit Allan Holdsworth kleine Duelle liefert und durch viele Klänge, die man unmissverständlich dem alten Ägypten zuordnet. Ryo Okumoto und Ken Jaquess (SPOCK`S BEARD) Beiträge, in Form von hypnotischen Piano, Keyboard und Moog Melodien geben dem Album so manch ekstatischen Moment. Das funktioniert nicht nur, wenn sich die Band viel Zeit nimmt, wie im gigantischen, 23 Minuten langen Opener Infinite Voyage, sondern auch in den kürzeren Tracks. Die Strophen Cloak Of Antiquity sind wohl Shaun Guerins herausragende Minuten auf dieser Scheibe. Er singt glasklar und beschwörend, ruhig und beängstigend, fokussiert und leidenschaftlich. Wenn es nicht Guerin ist, der den Geist in die tiefgründigen Sphären leitet, dann ist es mal ein großartiges Intro, wie in Mirror To The Spirits oder das Interlude Aten, in dem man Ken Jaquess gefühlvolles Bassspiel bewundern kann. Eben dieses Bassspiel ist auch ein gutes Beispiel für den starken Sound des Albums. Der Sound ist nicht im wissenschaftlichen Sinne perfekt, aber er ist authentisch. Man fühlt sich der Musik nahe.

Der 70er-Prog Rock ist zeitlos. Dafür ist das Album von K² wieder ein guter Beleg. Legt man Book Of The Dead nie wieder weg? Wahrscheinlich nicht, aber man holt es sicher immer wieder heraus, solange man den majestätischen Sound der 70er zu schätzen weiß und progressive Elemente nicht gänzlich verdammt.

Veröffentlichungstermin: 05.04.2005

Spielzeit: 46:40 Min.

Line-Up:
Ken Jaquess – bass, keyboards, acoustic guitar

Yvette Devereaux – violin

Shaun Guerin – vocals

Allan Holdsworth – guitar

Ryo Okumoto – piano, moog

Doug Sanborn – drums

John Miner – (additional) guitar

Produziert von Ken Jaquess
Label: ProgRock Records

Homepage: http://www.kenjaquess.com/

Tracklist:
Chapter 1: Infinite Voyage

Chapter 2: Mirror to the Spirits

Chapter 3: The Edge of Light

Chapter 4: Aten (Window of Appearances)

Chapter 5: Cloak of Antiquity

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