JOLLY ROGER: Wohin es uns führt… [Eigenproduktion]

Das Düsseldorfer Punk-Quartett macht dort sozialkritisch und rockig weiter, wo sich die TOTEN HOSEN seinerzeit in Pop und Belanglosigkeit verloren.

Das Düsseldorfer Punk-Quartett macht dort sozialkritisch und rockig weiter, wo sich die TOTEN HOSEN seinerzeit in Pop und Belanglosigkeit verloren. Die acht Stücke auf Wohin es uns führt… klingen frisch und schlüssig. Das einzige, was (vermutlich ganz bewusst) fehlt, sind platte Gröhlrefrains, in denen die selbe Phrase wieder und wieder hinausgeschmettert wird. In dieser Hinsicht sind JOLLY ROGER zwar immer noch klar im Punk verwurzelt, bevorzugen aber eine sozialkritische Ausrichtung, die geschickt die Balance zwischen Lebensfreude und Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation findet. Textlich bleiben viele Ideen leider arg vage. Echte Alternativen werden nicht angeboten. Dafür gibt es auf der musikalischen Seite eingängige Melodien und stimmige Backingchöre, die dafür sorgen, dass die Musik auch abseits der Bühne ordentlich rockt. Im Tempo spiegelt sich eine gewisse Rastlosigkeit, die aber nie in hektisches Uptempo-Gebolze abdriftet. Das Schlagzeug gefällt mir dann am besten, wenn es geradlinig trommelt und dadurch eine herrliche Basis für die Songs bildet. Wo andere Produktionen unnatürlich fett und digital zurechtkorrigiert klingen, macht diese CD einen authentischen Eindruck. Das heißt nicht, dass hier irgendwas holprig wirkt. Nein, Wohin es uns führt… klingt absolut professionell. Auch nach mehreren Hördurchgängen bleiben die Stücke unterhaltsam. Es gibt schöne Gitarrenriffs und -melodien, gepaart mit abwechslungsreichen Songstrukturen und einer sehr homogenen Grundeinstellung, die es einem leicht macht, voll in die Musik einzutauchen.

Die Band hat sich einen Gefallen damit getan, auf ihrem ersten Lebenszeichen nur eine knappe halbe Stunde zu präsentieren. Denn ein, zwei uninteressante Riffs haben sich gegen Ende eingeschlichen. Gleichzeitig kann man sich nun für schlappe 5 Euro das gute Stück besorgen und sich davon überzeugen, dass es auch jenseits der etablierten Labels starke Bands gibt. JOLLY ROGER gehen erfreulicherweise gleich noch einen Schritt weiter und lizensieren ihr Werk Creative Commons Namensnennung-Nicht-kommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen. Mittlerweile habe ich etwa 400 CDs für Vampster besprochen, doch dies ist das erste Mal, dass eine Band nicht nur implizit nach Bekanntheit und dem, was man im Englischen so schön Exposure nennt, strebt, sondern tatsächlich die urheberrechtlich wohl sinnvollste Möglichkeit wahrnimmt, und damit den Grundstein für ein dynamisches Bandwachstum legt.

Also Daumen hoch for JOLLY ROGER.

Veröffentlichungstermin: 22.07.2010

Spielzeit: 26:30 Min.

Line-Up:
Christian Hoffmeier – Gesang, Gitarre
Nicolas Feelisch – Gitarre
Artur Freund – Bass
Simon Stratmann – Schlagzeug

Mehr im Netz: http://www.myspace.com/duesseldorfpunkrock

Tracklist:
1. Jolly Roger
2. Alles für nichts
3. Ich will weg
4. Feuer
5. All die Jahre
6. Ungewollt
7. Wehrlos
8. Worte des Windes

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner