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HYSTERESE: Hysterese

HYSTERESE shiften auf ihrem vierten Album von Punkrock zum Post Punk und haben einige Hymnen und Ohrwürmer parat.

Bringt eine Band ein selbstbetiteltes Album raus, so drückt sie damit meistens aus, dass sie nun „wirklich ihren Stil gefunden hat“, dass „es endlich eine Rückkehr zu alten Stärken gibt“ oder ähnlich Ermüdendes. HYSTERESE machen in diesem Zirkus seit ihrer Gründung 2009 nicht mit, stoisch ist jedes ihrer Alben schlicht „Hysterese“ benannt. Gingen wir nach den Standards des Musikbusiness wäre die diesjährige „Hysterese“ nun echt ein Fall für ein klassisches „s/t“, denn sagen wir so: Bei dem Tübingern ist in den vergangenen drei Jahren einiges passiert.

Es gibt keinen Stilwechsel, aber eine deutliche Stilverschiebung, das deutet schon der langsame Albumauftakt „Burning“ an. HYSTERESE klingen auf ihrem vierten Album reifer, nachdenklicher, düsterer mit weniger klassischem Punkrock und dafür viel mehr Post Punk. Auch die gleichberechtigte Verteilung des Gesangs verschiebt sich, Gitarrist Moritz lässt seiner Gesangspartnerin Helen Runge nun den Vortritt, deren dunkle Vocals sehr präsent und charakteristisch sind. All das irritiert natürlich zunächst, da gerade Songs wie „Cry Wolf“ aus 2018 sämtliche Stärken der Band gebündelt hatten und darauf nun fast schon trotzig verzichtet wird. Das war die schlechte Nachricht. Nun aber die Gute: Die neue Ausrichtung steht HYSTERESE größtenteils echt gut.

Weniger Punkrock, mehr Post Punk: HYSTERESE zeigen sich anno 2021 reifer, nachdenklicher, düsterer und geerdeter.

Die Energie ist immer noch da, aber dosierter – das muss auch so sein, da die Stücke sehr midtempolastig sind. Die zehn Songs können so gut atmen und sich entfalten. Die Intensität des Punk gibt es auch weiterhin zu spüren, aber vor allem in der ersten Albumhälfte; sie hätte sich in der zweiten Hälfe gerne deutlicher manifestieren dürfen. Die schnelle Nummer „Call Of The Void“ bündelt alle Stärken von HYSTERESE anno 2021, „Meltdown“ zeigt den Doppelgesang der früheren Alben im neuen Kontext. Das ist ebenso spannend, wie die Tatsache, dass HYSTERESE mit neuem Stil in der Lage sind, eine Hymnen und Ohrwürmer wie „We Are All The Same“ zu schreiben.

In der zweiten Hälfte werden die Stücke ruhiger, sind kompositorisch immer noch  stark, bestechen mit starken Riffs und Refrains, hätten aber mehr Power vertragen, wie „The Hunter“ und „Lock & Key“ zeigen. So ganz sattelfest sind sie in diesem stilistischen Metier also noch nicht, aber diese Ausrichtung steht dem Quartett wirklich gut. HYSTERESE präsentieren sich auf ihrem vierten Album reifer, nachdenklicher, düsterer und geerdeter. Sie lassen die jugendliche Wildheit der früheren Tage fast gänzlich hinter sich, um sich zu großen Teilen in einem neuen Genre wieder zu finden. Die Tübinger zeigen sich als Songschreiber mit Mut zur Entwicklung und zur Lücke, somit ist „Hysterese“ ein spannendes Album, das Freunden der Band und dem Post Punk-Publikum gleichermaßen gefallen dürfte.

Wertung: 7 von 10 Ecdysen

VÖ: 25. Juni 2021

Spielzeit: 36:06

Line-Up:
Helen Runge – Electric Guitar, Lead Vocals
Moritz Kehle . Electric Guitar, Vocals
Jana Rozsas – Bass
Kai Hirt – Drums

Label: This Charming Man

HYSTERESE „Hysterese“ Tracklist:

1. Burning (Official Video bei Youtube)
2. Call Of The Void (Official Video bei Youtube)
3. Heartbeat
4. Meltdown
5. We Are All The Same
6. Cipher
7. The Hunter
8. Lock & Key
9. Sumer
10. Dead Dog

Mehr im Netz:

http://hysteresepunk.blogspot.com/
https://hysterese.bandcamp.com/
https://www.instagram.com/hysterese_punx/

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