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GUNTHER SCHMÄCHE: Genau, genau, genau…

Gunther Schmäche ist etwas Besonderes, oder soll ich besser sagen, was ganz Spezielles? Eines ist er auf alle Fälle, und zwar sächsisch, und das zutiefst.

Wer anderes als der gute alte Gunther soll als Erstes von mir in die „Hell of Fame“ eingeführt werden!? Denn GUNTHER SCHMÄCHE ist etwas Besonderes, oder soll ich besser sagen, was ganz Spezielles? Eines ist er auf alle Fälle, und zwar sächsisch, und das zutiefst. Außerdem ist er Kleingärtner aus Leidenschaft und im echten Leben Radiomoderator bei Radio NRJ. Und zu guter Letzt ist er vor allem eines: lustig!

Mit Evergreens wie dem „Bierlied“ (Isch dringe Bier – KLIRR KLIRR – unn wos dringgd ihr?), dem Song vom „Bimmelfohrn“ (=Straßenbahnfahren) oder auch seinen grandiosen Gedichten über „Gaubojs“, „Weihnochdn“ etc. könnt ihr jede Party sprengen. Besondere Hits sind jedoch gleich nach dem Intro „Hallo“ Gunthers Adaption von „Killing Me Softly“ namens „Softielied“ (Fingor midd Loch – schmerdst immor noch, öh-hööö!), das den armen Boxi durchaus schon mal so mitnimmt, dass er auf der Autobahn fast auf den Seitenstreifen fahren muss, weil er vor Lachtränen nix mehr sieht, sowie Gunthers Anruf beim Scall seines guten Kumpels Jochen, ohne jemals zuvor mit moderner Kommunikationstechnologie in Berührung gekommen zu sein… wie denn auch, wo er doch meistens zusammen mit seiner guudsdn Evi auf seiner Datsche in Klein-Pösna weilt und dort mit Jochen ein paar Bierschn zipft. Letzterer hat allerdings ein kleines Problem: „In den ledzdn Wochn hod dor Jochn oft gebrochn…“, wie wir erfahren. Dieses Problem kennt Gunther nur von seinen Versuchen, den geliebten Bierschn abzuschwören: „Isch hob’s ooch schon mit Wein brobiert, do muss isch göbeln gehn, wer so ne Gülle in sisch kibbd, den konn isch nüsch vorstehn!“

GUNTHER SCHMÄCHE kann man eigentlich nur lieben oder hassen

Gunthers kleiner Kosmos rund um Klein-Pösna, Bemmen und seine Evi wächst einem sofort ans Herz, und auch die herrlich abwechslungsreiche musikalische Untermalung zwischen Country, Blasmusik, Soul und Schlager passt zum schrägen Gesamtbild, das man nur lieben oder hassen kann. Ein paar Freundschaften sind bereits an diesem Album zerbrochen, viele andere wurden aber gerade durch das gemeinsame Gunther-Erleben erst so richtig gefestigt.

Abgerundet wird dieses Meisterwerk, das alleine schon die Wiedervereinigung dreimal wert war, durch flotte Anrufbeantwortersprüche Marke „Isch bin grod nüsch dorheeme, Sie gönn‘ nu gerne einbräschn!“ oder „Wenn Se von dor Deelegomm sind, isch hob gor geen Dellefon!“ und einer Karaokeversion, pardon, -versjööhn vom „Bierlied“, so dass man Gunther auch in seinen Alltag integrieren kann.

GUNTHER SCHMÄCHE nimmt keine Rücksicht auf Verluste

Die einzige Gefahr beim dauerhaften Genuss dieser CD ist leider, dass man sich nur noch ausschließlich in Guntherzitaten unterhält, die die Außenwelt nur bedingt nachvollziehen kann. Aber das sollte man in Kauf nehmen für dieses Meisterwerk der abendländischen Musizier- und Dichtkunst! Denn Gunther Schmäche ist, auch wenn die dominierenden Instrumente auf „Genau, genau, genau…“ Tuba und Fiedel sind, definitiv METAL! Warum? Er geht gnadenlos vor, nimmt keine Rücksicht auf Verluste im Lachmuskelbereich und trinkt mehr Bier auf einer Platte als alle von TANKARD zusammen! Und wem das nicht reicht: Das „Kuhlied“ hält auch noch was für die Splatterfans bereit, da es das traurige Schicksal der LPG-Kuh Marie-Luise schildert, die im 100g-Sparpack als Fleischsalat im Konsum um die Ecke endet.

Abschließend sei noch auf „Seitensprung“, Gunthers zweite CD, verwiesen, die ebenfalls so manchen Brecher beinhaltet, z.B. berichtet Gunther von seiner ersten Affäre („Mein ersdor Seidnsprung… is mir dodaal mißlung'“), seinem Freund Arthur („Wir essen Joghurt nur pur, denn wir hobn Gulldur!“) sowie seiner Versöhnung mit Evi (Romantik auf Sächsisch ist allerdings dann nur für die wirklich Hartgesottenen zu ertragen, hehe). Gemäß dem Grundsatz „Das erste Demo war noch Kult, danach kam nur noch Gülle!“ ist „Genau, genau, genau…“ allerdings unerreicht und wird weiterhin der Gradmesser für die Belastbarkeit von Freundschaften sowie auch der Festivalsoundtrack Nummer eins für alle Open-Airs rund um Leipzig für mich bleiben!