FUNKER VOGT: Survivor

Die besten Momente hat "Survivor", wenn finstere, klaustrophobische Stimmungen auf pulsierende Beats und sich sofort einprägende Melodiebögen treffen. FUNKER VOGT gelingt das Kunststück, Monotonie zum bestimmenden, beklemmenden Stilmittel zu erheben und zugleich zu keiner Zeit langatmige Songs zu schreiben.

An der Oberfläche wirkt die Musik von FUNKER VOGT wie eines dieser mittlerweile in jeder Stadt anzutreffenden modernen Hochglanzbüroviertel – seelenlose, im Arbeitstakt wummernde Elektrobeats, bis in den letzten Winkel durchdesignte Strukturen und entmenschlichte Monotonie bestimmen zunächst das Gesamtbild. Doch FUNKER VOGT verlieren sich nicht im weiten grauen Feld der EBM-Maschinenbands, sondern ironisieren ihre eigene technisierte Kälte geschickt durch die zwar eintönige, aber eine gehörige Portion Aggressivität an den Tag legende Stimme von Sänger Jens Kästel sowie die von ihm über die sphärischen Synthieteppiche gelegten grandiosen Refrainmelodien. Hier kommt der „human factor“ mit ins Spiel, hier erhebt sich die Musik meilenweit über austauschbare Synthetikmusik wie Techno und Konsorten. Gleich die ersten drei Songs, „Date of Expiration“, „This World“ und „History“, saugen den Hörer in eine in ihrer Härte und Kälte faszinierende Klangwelt, die von ausufernden Hooklines gekrönt wird. In solchen Momenten sind FUNKER VOGT am stärksten. Ruhigere Tracks wie „Compulsions“ oder „Red Queen“ sind zwar ebenfalls nicht von schlechten Eltern, doch die besten Momente hat „Survivor“, wenn finstere, klaustrophobische Stimmungen auf pulsierende Beats und sich sofort einprägende Melodiebögen treffen. FUNKER VOGT gelingt also das Kunststück, Monotonie zum bestimmenden, beklemmenden Stilmittel zu erheben und zugleich zu keiner Zeit langatmige oder gar langweilende Songs zu schreiben. Atmosphärisch dicht und in seiner Tiefe beeindruckend reift „Survivor“ mit jedem Hördurchgang zu einem absoluten Highlight der EBM-Szene, das auch so manchen nicht ganz so engstirnigen Gitarrenmusikfreund in seinen Bann ziehen kann, selbst wenn dieser bis dahin EBM mit technoider Tanzmucke gleichgesetzt hatte. Als Einstieg wäre „Fallen Man“ mit dem zum Einsatz kommenden Gitarrenstampfriff und der stellenweise disharmonischen Synthiemelodie als Anspieltipp zu nennen.

Veröffentlichungsdatum: 21.10.2002

Spielzeit: 69:14 Min.

Line-Up:
Gerrit Thomas – Instrumente/Programmierung

Jens Kästel – Gesang

Produziert von Gerrit Thomas
Label: Synthetic Symphony/SPV

Homepage: http://www.funkervogt.de

Tracklist:
Date of Expiration

This World

History

Obscure Pictures

Compulsions

Prisoners of War

Final Thrill

Fallen Man

Stolen Thoughts

Lügner!

Faster Life

Red Queen

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