ENSHRINED: Derevelation

Versiert, vielseitig und schön.

Warum nur muss ich immer auf blöden Coverartworks rumreiten? Ich sollte mal versuchen, die Hüllen zu ertasten und mit geschlossenen Augen einzulegen. Denn Derevelation hat mich mal wieder in die Irre geführt. Nix da Garagencombo sagte die vernünftigere Hälfte meines Hirns schon als die Augen übermittelt hatten, dass hier Martin Bermheden als Leadgitarrist und Sänger am Werk ist, seines Zeichens seit einigen Monaten Klampfer bei VISCERAL BLEEDING. Also ist man auch direkt mal ins selbe Studio gegangen und hat was eingehämmert – und das kann sich hören lassen. Von Blastbeats bis Groove meldet das Auge von der Front des Promozettels. Das will zwar die etlichen Hirnwindungen nicht so recht erschüttern, da das Cover immer noch Belanglosigkeit suggeriert, aber die Platzierung des Silberlings im Schacht schafft Abhilfe. Und siehe da: ENSHRINED sind gut. ENSHRINED sind abwechslungsreich, ENSHRINED sind versiert. Zugegeben, das merkt man in seiner Fülle erst nachdem man sich alle Songs reingezogen hat. Zugegeben auch, dass einige Hänger in Form von etwas langatmigen Parts ihr Dasein auf Derevelation fristen. Nach Messung und Auswertung der Hirnströme dürfte deren Anteil zirka 2,431 % der Gesamtzeit des Albums betragen. Der Rest sitzt. Denn ENSHRINED haben so ziemliche jede Facette Todesmetall in ihren Sound übernommen: 1. Schnelles Geknüppel, 2. Melodische Leads, 3. thrashiges Midtempo, 4. zähes, nervenzerrendes Slow-Tempo, 5. nette Soli (nie überpräsent oder nervig), 6. Breaks an den richtigen Stellen und 7. abwechslungsreicher Gesang von mehreren Sängern (genaugenommen der gesamten Band), der wütend, hasstriefend, aber trotzdem nach Mensch klingt, nicht nach Schwein oder Frosch.
Man nehme den AT THE GATES-mäßigen Opener Parasite, den brutalen Hammer Angel Inhaled Red, das groovende Salvation In Suffering oder das schleppende, mit düsteren Choren versehene Maddening Contemplation. ENSHRINED überzeugen, schaffen Atmosphäre und machen Spaß. Derevelation ist wahrscheinlich kein Album für die Ewigkeit und zeigt sich viel zu verspielt, um in die heiligen Hallen des Death Metals auch nur aufgenommen werden zu wollen. Ausreden, dass es nicht bei dir im CD-Regal steht gibt es aber trotzdem wenige. Aber Achtung: Das Debüt der Schweden ist weder spektakulär noch stumpf, oft nicht straight und nur wenig das, was man eingängig nennt. Die Stärken von Derevelation liegen woanders. Im gelungenen Tempospiel zum Beispiel, in der Abwechslung oder im absolut harmonischen Songwriting, das trotz wenig festen Strukturen maximalen Flow bietet. Ja, ENSHRINED rocken.
Das Gehirn meinte trotzdem: Cover passt nicht zur Musik. Beim zweiten Durchlauf von Derevelation schaltete ich es daher ab.

Veröffentlichungstermin: 26. 06. 2006

Spielzeit: 43:39 Min.

Line-Up:
Anders Nauclér – Vocals/Bass
Dejan Milenkovits – Rhythm Guitar/Vocals
Joél Cirera – Drums/Vocals
Martin Bermheden – Lead Guitars/Vocals

Label: Unexploded Records

Homepage: http://www.enshrined.net/

Tracklist:
01. Parasite
02. Fall From Grace
03. Angel Inhaled Red
04. Repentwhore
05. Trinity Finite
06. Salvation In Suffering
07. Maddening Contemplation
08. Bringer Of Sins
09. Twofaced Demon
10. Dead Heart Seed
11. Carnal Visions

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