EMINENCE gibt es nun bereits seit 1995 und trotzdem hatte ich bis vor kurzem noch nichts von ihnen gehört. Sicher, man kann natürlich nicht alles kennen, aber im Falle von EMINENCE bereue ich das schon ziemlich, denn Humanology hat mir sofort gefallen. Na gut, die Band hat sich seit ihrem Longplayer-Debüt Chaotic System, das 1999 erschienen ist mächtig zeitgelassen, was sicher nicht dazu beiträgt, dass die Band in aller Munde liegt.
In der heutigen Zeit stellt man sich sowieso die Frage, was denn nun zeitgemäßer Metal ist. Ist es abgefahrener, progressiver, technischer Frickel-Sound? Oder extrem schnelles Geknüppel? Oder sind es eher melodische Bands, wie IN FLAMES oder DARK AGE? Oder Groove-Monster, wie EMINENCE? Nun, letztendlich ist es natürlich alles Geschmackssache und der Streit um die ominöse Objektivität ist ja mittlerweile auch recht alt. Im Grunde ist es einfach das gewisse etwas, das die Band haben muss, wir diskutieren ja auch nicht darüber, warum dir Möhrenkuchen schmeckt und mir nicht. Die Chemie zwischen Musik und Hörer muss stimmen. Und das tut sie bei EMINENCE und mir.
Es sind ja auch keine Laien am Werk, denn die Rythmusfraktion stellt sich aus bekannten Gesichtern zusammen. André Márcio (ex-OVERDOSE) hockt hinter den Kesseln und Ex-SEPULTURA-Gitarrist Jairo Guedz bedient den Bass.
Aber Namen hin oder her, lassen wir lieber die Musik für sich sprechen. EMINENCE sind so gesehen nicht wirklich originell. Zudem sind sie auch nicht übermäßig abwechslungsreich. Warum gefällt mir Humanology trotzdem ziemlich gut und wie könnte man es beschreiben? Nun, wenn ich sage, dass EMINENCE anno 2004 ein rüder Bastard aus MACHINE HEAD und FEAR FACTORY sind, mit einer mächtigen Portion SEPULTURA zur Roots-Phase und einen Hauch SOULFLY, dann wäre das vielleicht ein kleiner Ansatz. Furchtbar, dass man immer alles kategorisieren muss, nicht wahr? Aber seid mal ehrlich, ihr wollt das doch irgendwie hören, ist es jetzt nicht schon viel einfacher sich ein Bild der Musik zu machen? Und die ist simpel und druckvoll, voll mit einer ganzen Menge catchy Riffs und zu jeder Sekunde groovy as hell. Ziemlich modern und spacig kommt Humanology daher, für viele sicher viel zu modern und steril, für andere vielleicht wieder zu langsam. In der Tat bleibt das Tempo so gut wie konstant im Midtempo, schneller wird man seltener, extrem schnell nie. Doch immer bleibt der fette Groove da. In bester Manier zum Bangen und Schunkeln. Das Riffing und besonders das Drumming erinnern ziemlich an SEPULTURA oder eben auch SOULFLY, weil sich unverkennbar an nicht wenigen Stellen ein Tribal-Beat einschleicht, was das ganze etwas exotisch-skurril wirken lässt und wunderbar ins Bild passt. Man könnte auch sagen, es klingt unverkennbar brasilianisch. Sänger Wallace Parreiras singt auch aber dann doch einen kleinen Zacken tiefer und fieser als alle genannten Referenz-Bands, und auch wenn er schon ziemlich im Max Cavalera-Rob Flynn-Schema gefangen ist, so schafft er es doch die ganze Chose mit schönen Screams zu würzen. Diese kommen in einem unverwechselbaren Stil daher (obwohl man so was wohl schon bei DISTURBED gehört hat) und scheinen sich bei zunehmendem Hörgenuss zu einer Art Markenzeichen zu entwickeln.
Einziger Schwachpunkt der Platte ist aber wahrscheinlich, dass sie gegen Ende doch recht gleichförmig wirkt. Immerhin ist sie stolze 17 Lieder lang und ändert ihr Rezept in dieser Zeitspanne nicht sonderlich, wenn man die erste Hälfte kennt wird man in der zweiten sicher keine Überraschung erleben.
Warum mir Humanology trotzdem so viel Spaß macht? Weiß nicht, magst du Möhrenkuchen?
Veröffentlichungstermin: 06.09.2004
Spielzeit: 57:26 Min.
Line-Up:
Wallace Parreiras – Vocals
Alan Wallace – Guitars
Jairo Guedz – Bass
André Márcio – Drums
Produziert von Neil Kernon for Auslander; Co-Produced by EMINENCE
Label: Two Fat Men/ Hardebaran
Homepage: http://www.eminence.com
Email:
info@eminence.com.br
Tracklist:
1. B.O.H.1
2. Evolution
3. Overload
4. Humanology
5. Citizen Zero
6. 6ix Degrees
7. Greenspirit
8. Like I hate you
9. Greed as a Pig
10. Leech 9
11. The Freak I Become
12. Creep
13. Democrasick
14. Onefortyfive
15. Hawking Radiation
16. Coward
17. 17253017