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D´ACCORD: Helike

70er Progressive-Rock, der durchaus interessant ist, um wirklich zu überzeugen aber zu viele Abzüge in der B-Note bekommt. Kann man haben, muss man aber nicht.

Die Norweger D´ACCORD gibt es seit 2008, nach dem selbstbetitelten Debüt im Sommer 2009 steht nun also der Nachfolger an, diesmal beim Bergener Label Karisma Records.

Mit Helike erwartet uns ein Konzeptalbum über Atlantis. Kein wirklich neues Thema, aber die Musik der Band ist ja auch nicht gerade neu. Man hat sich dem 70er Progressive-Rock verschworen, wo solche ausufernden Konzepte ja durchaus oft zu finden waren. Aufgeteilt ist die Geschichte auf zwei lange Songs, das riecht nach einem angestrebten Vinyl-Release. Klar, so ein Thema lässt Raum für Fantasie und freie Erzählungen, die Storyline ist ok und erzählt eine nette Geschichte über die mystische Stadt. Die hatte der Disney-Film auch, wie bereits zahllose Filme, Bücher und Geschichten zuvor. Musikalisch gehen D´ACCORD den durchaus passenden theatralen Weg, man bringt viel verspielte und verträumte PINK FLOYD grob aus der Zeit 73-76 mit, stellt dem etwas extrovertierter und erzählerisch die frühen GENESIS zu Peter Gabriel-Zeiten gegenüber. Das machen sie soweit ganz gut, die Songs tragen die Geschichte, bieten Abwechslung und ausreichend Dynamik, wie der klassische Progressive-Rock funktioniert, das wissen die Herren um Daniel Måge. Immer wieder tauchen Parts auf, gerade wenn die Flöte erklingt, die dann an JETHRO TULL erinnern, irgendwo gibt es eine typische früh-QUEEN-Bridge, oder man zieht auch mal durch etwas jazzigere Elemente. Gerade in diesen Momenten verfahren sie sich ganz gern mal, statt – gerade hier wichtig – tight auf den Punkt zu spielen wird hecktisch aneinander vorbei gespielt. Wenn man immer mal etwas an KING CRIMSON oder VAN DER GRAAF GENERATOR erinnern möchte, dann wird deutlich, dass man doch ein weites Stück fern ist von den Vorbildern.

Weder der Sound noch die musikalische Umsetzung kann wirklich beeindrucken, worunter das durchdachte und eigentlich gelungene Konzept leidet. Dazu trägt auf ähnliche Weise der Gesang bei. Ideen gibt es reichlich, Abwechslung im Sinne der Story wird geboten, alles theoretisch im grünen Bereich. Aber zu oft wird es zu schräg, zu anstrengend, zu aufgesetzt. Das, was sich Daniel Maage vorgenommen hat, ist stimmig und wäre sicher beeindruckend, wenn er es auch umsetzen könnte. Wenn er irgendwo zwischen Peter Gabriel und David Gilmour pendelnd seine Geschichte singt und erzählt, dann kann das schon mal weh tun. Das hält den Zuhörer auf Abstand, wo man bei vielen Kollegen erfolgreich eingeladen wird, sich als Beobachter oder gar Teil der Geschichte zu fühlen, hat man hier den Eindruck, einem netten Bauerntheater zuzuschauen. Selbst das persönliche Hippieprogramm mit Kräutertee, Lavalampe und Räucherstäbchen hat nichts genützt, man bleibt immer unbeteiligter Zuhörer. Das funktionierte bei alten Helden wie z.B. GROBSCHNITT oder ANYONE´S DAUGHTER, die den Fan gezielt zum gespannten Zuhörer machen, hier aber leider nicht. Das Eintauchen in die Musik gelingt aber halt auch nicht, dazu fehlt die Atmosphäre, die einen wie bei den Vorbildern oder auch jüngeren Bands der Hippie-Rock-Welle erfolgreich in die Geschichte zieht. So heißt es also Zuhören, die immer wieder auftauchenden spannenden oder schönen Momente mitzunehmen, andere Passagen lassen den letzten Kick vermissen, der Gesang kann immer mal wieder arg nerven. Gut gemeint, recht gut gemacht, aber um sich gegen die zahlreichen anderen neueren Oldschool-Progressive-Bands zu behaupten, reicht es leider nicht.

70er Progressive-Rock, der durchaus interessant ist, um wirklich zu überzeugen aber zu viele Abzüge in der B-Note bekommt. Kann man haben, muss man aber nicht. Dazu gibt es zu viele bessere neue Bands, oder man rüstet dafür einen der zahllosen original 70ies/Progressive/Psychedelic/Kraut-Rock-Klassiker nach. 

Veröffentlichungstermin: 09.09.2011

Spielzeit: 44:19 Min.

Line-Up:
Daniel Maage – Vocals, Flute & various instuments
Stig Are Sund – Guitar
Årstein Tislevoll – Keyboards
Martin Sjøen – Bass
Bjarte Rossehaug – Drums

Produziert von Daniel Maage und Årstein Tislevoll
Label: Karisma Records/Soulfood

Homepage: http://daccord-music.com

Mehr im Netz: http://www.myspace.com/daccordband

Tracklist:
1. Helike Part 1
2. Helike Part 2

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