Mit Sicherheit keine Mogelpackung: Lässt die Vita der beteiligten Musiker zunächst musikalisch andere Schlüsse zu, legt das Debütalbum die Karten direkt auf den Tisch. „Nordic Gothic“ verfolgt jenes namengebende Lebensgefühl, indem es den Dark und Gothic Rock-Ikonen der Neunziger und frühen 2000er ein zeitgemäßes Denkmal errichtet. Federführend agieren hierbei INSOMNIUM-Gitarrist Markus Vanhala sowie Keyboarder Santeri Kallio (AMORPHIS), deren Songs eine waschechte Supergroup ausdefinieren darf.
Neben DIMMU BORGIR-Bassist Victor Brandt (DIMMU BORGIR) und Drummer Vesa Ranta (SENTENCED), dessen ehemalige Band in Stücken wie „Violent Storm“ oder „Behind The Lie“ immer wieder durchschimmert, schenkt natürlich Sänger Mikael Stanne (DARK TRANQUILLITY, THE HALO EFFECT, GRAND CADAVER) dem Material durch seine unverkennbare Singstimme eine ganze Menge eigenen Charakter. Was CEMETERY SKYLINE durch die warme, manchmal fast zuckrige Darbietung an Rohheit verlieren, gewinnen sie in einem gefühlvoll-bewegenden Stück à la „When Silence Speaks“ an Emotion hinzu.
Im Spannungsfeld aus nostalgischer Atmosphäre und moderner Interpretation bewegen sich CEMETERY SKYLINE zielstrebig
Zumeist jedoch verbinden Vanhala und Kallio rockige Gitarren, das eine oder andere Solo („Torn Away) und geschickt platzierte Keyboardspuren, die von Piano-Begleitung bis hin zu flächigen Teppichen in „In Darkness“ reichen. Die Referenzen scheinen derweil immer greifbar, ohne zur bloßen Kopiervorlage zu verkommen. Im erwähnten „Torn Away“ melden sich etwa THE SISTERS OF MERCY ebenso zu Wort wie PARADISE LOST, wohingegen „The Coldest Heart“ seine TYPE O NEGATIVE-Einflüsse gar nicht erst zu leugnen versucht.
In diesem Spannungsfeld aus nostalgischer Atmosphäre, vertrauten Querverweisen und moderner Interpretation bewegt sich „Nordic Gothic“ durchaus zielstrebig sowie unbeirrt, was sich letztendlich auch im Gesamtpaket bemerkbar macht. Trotz der dezent düsteren Atmosphäre können CEMETERY SKYLINE größere Längen vermeiden, wenngleich aufgrund des homogenen Grundcharakters die unvergesslichen Augenblicke ihrerseits rares Gut sind.
„Nordic Gothic“ ist kein bloßes Lippenbekenntnis
Was dem Album möglicherweise den künftigen Klassikerstatus kosten könnte, ist am Ende des Tages eigentlich kaum mehr als ein kleiner Makel. Schließlich bewegt sich das Quintett auf durchgehend hohem Niveau, das selbst die vorsichtigen 80er Vibes von „Never Look Back“ in rundum stimmiger Weise zu integrieren weiß. Die durchdringende Grundstimmung des Albums führt schlussendlich somit jede Facette des nostalgisch angehauchten Bandsounds zusammen und schenkt diesem noch dazu einen perfekten Namen, welcher noch dazu mit falschen Erwartungen aufräumt. Nein, eine Mogelpackung ist „Nordic Gothic“ daher nicht einmal im Ansatz.
Veröffentlichungstermin: 11.10.2024
Spielzeit: 48:59
Line-Up
Mikael Stanne – Vocals
Markus Vanhala – Gitarre
Santeri Kallio – Keyboards
Victor Brandt – Bass
Vesa Ranta – Drums
Produziert von Alexander Backlund (Mix) und Tony Lindgren (Mastering)
Label: Century Media
Facebook: https://www.facebook.com/cemeteryskylineofficial/
Instagram: https://www.instagram.com/cemeteryskyline
Bandcamp: https://centurymedia.bandcamp.com/album/nordic-gothic-24-bit-hd-audio
CEMETERY SKYLINE “Nordic Gothic” Tracklist
1. Torn Away (Audio bei bandcamp) | (Video bei YouTube)
2. In Darkness (Video bei YouTube)
3. Violent Storm (Video bei YouTube)
4. Behind The Lie (Video bei YouTube)
5. When Silence Speaks
6. The Darkest Night
7. Never Look Back
8. The Coldest Heart (Visualizer bei YouTube)
9. Anomalie
10. Together Alone