CALES: The Pass In Time

…nimmt man dann noch eine dicke Schüppe traditionellen Edelstahls mit rein, ist die Mixtur angerichtet, die CALES ausmacht: langsamer, epischer Metal mit rauhem Gesang und gelegentlichen Ausbrüchen in schnellere Gefilde.

Bei Metal aus Tschechien denkt das tschechische Label Red Black sofort an die Band ROOT, die ich wiederum leider nicht kenne. Es soll aber eine „legendäre“ Band sein, nun ja. Wie dem auch sei, deren Gitarrist Peter Hosek, der sich selbst aber nur „Blackie“ nennt, warum auch immer, hat auch noch ein Soloprojekt am Start, und von eben jenem liegt uns nun die zweite Platte „The Pass In Time“ vor, eine, das sei vorweggenommen, sehr sympathische Aufnahme.

Blackie selbst bezeichnet seine Musik als „Epic Majestic Metal“, und er möchte damit zugleich den alten Kelten huldigen. Dies tut er zunächst, indem er seine Gitarre lauter dreht als alles andere, und das, obwohl er nicht einmal viel frickelt. Ganz im Gegenteil, seine Songs sind recht eingängig und simpel gehalten, aber er als Gitarrist und einziges festes Bandmitglied muss wohl auch am lautesten zu hören sein. Es sei allerdings beruhigend hinzugefügt, dass dieser Umstand wenig stört, denn wenigstens macht Blackie nicht den Fehler, sonstige Allüren aufzufahren und bemüht sich um den Song an sich. Dabei reicht seine kompositorische Klasse nicht ganz an seine Vorbilder heran, ganz ohne ist sie aber zweifellos auch nicht. Liest man sich mal durch, wer seine Vorbilder sind, wird klar, dass das wohl in Ordnung geht: BATHORY (mit „Hammerheart“) wird da genannt, und „Bloody Kisses“ von TYPE 0 NEGATIVE. In der Tat kann „The Pass In Time“ als Mischung dieser beiden Elemente verstanden werden – nimmt man dann noch eine dicke Schüppe traditionellen Edelstahls mit rein, ist die Mixtur angerichtet, die CALES ausmacht: langsamer, epischer Metal mit rauhem Gesang und gelegentlichen Ausbrüchen in schnellere Gefilde.

Gewollt ist dabei ganz offensichtlich eine natürliche, irgendwie „keltische“ Atmosphäre; dass dieses Ziel aber desöfteren verfehlt wird, dafür sorgen zwei Faktoren: 1. der Drumcomputer. Es handelt sich zwar um einen der besseren Sorte, aber Computersounds bleiben Computersounds, sie können niemals die Natürlichkeit eines echten Schlagzeugs ersetzen. Und 2. die zu traditionellen Heavy Metal-Elemente, die in etwa folgenden Effekt haben: der Hörer schwelgt gerade in einem Traum voller keltischer Mystik, wunderschöner Natur etc. Plötzlich schiebt sich ein Vorhang vor das innere Auge, und eine ganz in Leder gekleidete Metalband erscheint auf einer wie aus dem Nichts entstandenen Stadionbühne und post sich die Seele aus dem Leib. Dass das stört, liegt auf der Hand, und ich verstehe hier das Mischverhältnis nicht ganz. Gut, ganz so schlimm ist es nicht, aber die ganz große Begeisterung wird so verhindert.

Das soll aber nun etwaige Interessierte nicht abschrecken. CALES ist ein Beispiel für eine Szene, die offensichtlich noch völlig unverseucht von Modetrends ist und ehrliche Musik macht. Denn das merkt man „The Pass In Time“ in jeder Minute an: jeder der hier Beteiligten hängt sich voll rein und gibt alles. Insbesondere die verschiedenen Sänger (u.a. von SILENT STREAM OF GODLESS ELEGY und SAD HARMONY) und Gitarrenkönig Blackie natürlich sprühen vor Spiel- bzw. Sangesfreude. Und da Artwork und Produktion noch spitze sind und man mit „On The Way“ einen richtig schön folkigen Rausschmeisser am Start hat, kann ich abschließend nur von einem gelungenen Werk sprechen.

VÖ: Herbst 2002

Spielzeit: 60:47 Min.

Line-Up:
Peter ‘’Blackie’’ Hosek : all guitars and arrangements

DeSed : screams and vocals

Tudy : keyboards and programming

Evil : percussion

Ashok : lead guitars

Skuny : vocals

Zuzka : vocals

Alesh : backing vocals

Produziert von Jan Nemec
Label: RedBlack Productions
Email: calesclan@seznam.cz

Tracklist:
1. Hymn Of Meeting

2. Wandering Phantom

3. Along Paths Of Return

4. From The Bosom

5. Faces In The Walls

6. Sacrifice To Fire

7. Burn My Blood

8. The Last Winter Dance

9. The Rebirth

10. On The Way

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