Bleeding Through - nine Cover

BLEEDING THROUGH: Nine

Klassische Tugenden, düsterer Anstrich und schlüssiges Songwriting: Es wäre ein Fehler, BLEEDING THROUGH nach langer Durstrecke vorschnell abzuschreiben.

Manchmal kommen sie wieder. Vielleicht sogar mehrmals, denn nach den sechs Jahren Pause zwischen „The Great Fire“ (2012) und dem Reunion-Werk „Love Will Kill All“ (2018) setzen BLEEDING THROUGH noch eins drauf. Sieben Mal musste die Erde diesmal um die Sonne kreisen, bis sich die Metalcore-Band mit neuer Studioplatte zurückmeldet. „Nine“ ist glücklicherweise nicht nur dem Titel nach eine Ansage, auch wenn es ein wenig dauern kann, bis die elf Tracks ihre Widerhaken ausgefahren haben.

Mit so vielen Studioplatten im Gepäck, darf man natürlich auf eine alteingesessene Fangemeinde schwören, die sich auch 2025 noch über klassisches Metal-Riffing freut. Zeitgenössischen Trends begegnen BLEEDING THROUGH vielmehr mit trotziger Miene: Black-Metal-Einflüsse und Symphonic-Anleihen sorgen für einen düsteren Anstrich. Die unheilvolle Grundstimmung schüren zudem Frontmann Brandan Schieppati mittels garstiger Screams und Keyboarderin Marta Peterson durch geschickt platzierte Piano-Spitzen.

BLEEDING THROUGH setzen mit „Nine“ auf klassische Tugenden und schlüssiges Songwriting

Aggressiv und bedrückend in der allgemeinen Ausrichtung, verschließt sich die Band jedoch keineswegs eingängigeren Passagen: Schieppatis Clean-Vocals sorgen schon im Opener „Gallows“ für unmittelbare Ankerpunkte, die in „Path Of Our Disease“, „Emery“ sowie „Lost In Isolation“ durch Marta Petersons Singstimme einen bedeutungsschwangeren Anstrich erhalten. Demgegenüber steht ein angeschwärzter Hassbrocken à la „Our Brand Is Chaos“, wo weniger der einfallslose Text als die konsequente musikalische Umsetzung überzeugt.

Verfeinert wird „Nine“ darüber hinaus durch das eine oder andere Solo – eine Kunst, die im Metalcore heutzutage ja fast schon in Vergessenheit geraten ist. Es ist ein weiteres Indiz dafür, dass sich BLEEDING THROUGH als Band der alten Schule weiterhin genau jenen Tugenden verschrieben haben: Das Songwriting ist schlüssig und oftmals gitarrenorientiert, wodurch selbst die Breakdowns keinesfalls zum Selbstzweck verkommen.

Trotz der langen Durststrecke wäre es ein Fehler, BLEEDING THROUGH vorschnell abzuschreiben

Besonders eindringlich fallen jedoch jene Stücke aus, welche die US-Amerikaner von ihrer ungezügelten Seite zeigen. „I Am Resistance“ mit Gastsänger Andrew Neufeld (COMEBACK KID) prescht ähnlich forsch nach vorne wie „War Time“, wo SHADOWS FALL-Shouter Brian Fair mitmischt. Blastbeats und Tempowechsel stehen dem Blackened-Sound der Band hervorragend zu Gesicht, was „Nine“ zum Ende hin nochmal zusätzlichen Drive beschert.

Eine Revolution starten BLEEDING THROUGH mit diesen Stilmitteln freilich nicht, bringen aber nicht zuletzt aufgrund des starken Finales den Biss ins Genre zurück, den wir inmitten aktueller Trends langsam schon verloren glaubten. Insofern sind wir künftig lieber doppelt vorsichtig, die Veteranen vorzeitig abzuschreiben. Selbst wenn bis zum Nachfolger abermals mehr als eine halbe Dekade verstreichen sollte, wissen wir mittlerweile, dass mit den alten Hasen nicht zu spaßen ist. Manchmal kommen sie nämlich wieder: Das zeigten uns ALL THAT REMAINS Anfangs des Jahres und nun die bissigen BLEEDING THROUGH mit erhobenem Zeigefinger und grimmiger Miene.

Veröffentlichungstermin: 14.02.2025

Spielzeit: 42:13

Line-Up

Brandan Schieppati – Vocals
John Arnold – Gitarre
Brandon Richter – Gitarre
Marta Peterson – Keyboards, Piano, Vocals
Ryan Wombacher – Bass, Backing Vocals
Derek Youngsma – Drums, Percussion

Produziert von Aaron Chaparian

Label: SharpTone Records

Facebook: https://www.facebook.com/BleedingThrough/
Instagram: https://www.instagram.com/bleedingthrough

BLEEDING THROUGH “Nine” Tracklist

  1. Gallows
  2. Our Brand Is Chaos (Visualizer bei YouTube)
  3. Dead But So Alive (Video bei YouTube)
  4. Hail Destruction
  5. Lost In Isolation
  6. Last Breath
  7. Path Of Our Disease
  8. I Am Resistance (Audio-Stream)
  9. Emery
  10. War Time
  11. Unholy Armada