Kurz vor seinem überraschenden Tod im Oktober 2017 war Martin Eric Ain der Einladung des Schweizer Avantgardisten BALZ TRÜMPY für ein gemeinsames Ein-Song-Projekt gefolgt: Zusammen mit Samuel Trümpy, dem Sohn des Komponisten, haben der emeritierte Professor für Komposition und Musiktheorie an der Musikhochschule Basel und der HELLHAMMER-/CELTIC FROST-Bassist eine experimentelle Nummer irgendwo im Niemandsland zwischen Ambient und Avantgarde-Klassik eingespielt, die nun die letzte bekannte Aufnahme des legendären Metal-Musikers markiert.
„Der Dorn“ klingt eiskalt und macht frieren. AIN rezitiert, während es im Hintergrund leise perlt und emsig gesägt wird. Das kurze atmosphärische Stück ist mehr Klangkollage als herkömmlicher Song. Und Metal schon mal gleich gar nicht. Aber: Cool.
Wer auf ARVO PÄRT und ERIK SATIE auf der einen und auf CURRENT 93, HAUS ARAFNA, die EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN und ja: auch auf CELTIC FROST auf der anderen Seite kann (um hier mal völlig unbeholfen und rein assoziativ ein paar Namen in den Hut zu werfen, von denen freilich keiner auch nur im Ansatz als Vergleich taugt), der oder die darf hier gerne mal ein offenes Ohr riskieren. Oder anders ausgedrückt: CELTIC FROST haben dem gemeinen Metaller in ihrer langen, anstrengenden Karriere so viel zugemutet, da macht diese witzige kleine Kollaboration das Kraut auch nicht mehr fett.
Ein Sammlerstück für CELTIC FROST-Fans
„Der Dorn“ gibt es als schicke 7-Inch Vinylsingle, limitiert auf 222 Exemplare, erschienen beim Aachener Liebhaber-Label Ván Records. Auf der B-Seite der Single findet sich mit „Der Mond“ eine weitere nette Nummer, allerdings ohne AIN. Als alter FROST-Devotee habe ich mir das Teil freudig in die Sammlung gestellt.
VÖ: November 2017
Label: Van Records