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ARIDUS: Serpent Moon

Von wegen Statist: Galen Baudhin tritt mit ARIDUS aus dem Schatten und performt auf „Serpent Moon“ spannenden US-Black Metal.

So richtig persönlich wirkt „Serpent Moon“, das Debüt von ARIDUS, nicht. Artwork, Songtitel, Logo, Stil, nur wenig an diesem Album deutet darauf hin, dass Galen Baudhin, das einzige Bandmitglied von ARIDUS, hier einen Teil seines Lebens, die Rückkehr in den Schoß New Mexicos, in Musik gegossen hat. Ist das nun schade, oder ist es ein Indiz dafür, dass „Serpent Moon“ doch mehr Kunst ist, als es den Anschein macht? Immerhin, klassischer Black Metal-Mummenschanz ist in diesen vierzig Minuten nicht gegeben, und das ist nicht nur zu hören, sondern auch zu spüren. Und selbst wenn ARIDUS gleich zu Beginn wie die US-Version von Spätneunziger-DARKTHRONE oder CARPATHIAN FOREST klingen, steckt doch mehr hinter diesem Debütalbum, als es initial den Anschein macht.

„Serpent Moon“ zeigt, dass Galen Baudhin als Multiinstrumentalist und alleiniger Komponist Talent hat: ARIDUS ist ein solider Genrebeitrag gelungen.

Galen Baudhuin aka G.B. zeigt sich erstmalig als Solist abseits von klassischen Bandstrukturen. Als Live-Bassist von WOLVES IN THE THRONE ROOM und Bassist von TRAP THEM konnte er keine bis wenige Akzente in den Bandsounds setzen, aber viel Erfahrung sammeln. So wundert es nicht, dass ARIDUS das klassische US-Black Metal-Gewand durch ein punkiges Flair und modrige Death Metal-Atmosphäre ergänzen. So richtig mutig und originell ist das nicht geworden, lässt ARIDUS aber immerhin nicht austauschbar erscheinen. Und mehr: Diese Mischung schafft es, dass „Serpent Moon“ nicht an den Hörer*innen vorbeirauscht, sondern mitreißt. Fünf Songs lang schafft es Galen Baudhin, mit starken Riffs zu überzeugen und vermeidet zumeist Längen in den Songs, obwohl die im Schnitt knapp siebenminütigen Stücke gerne und oft einen recht repetitiven Ansatz verfolgen.

Im Gegenteil, die meisten Kompositionen von ARIDUS sind äußerst kurzweilig. Schon der Opener „Aridus“ bietet in den rasanten Stellen genügend subtile Variation, um den Song interessant zu halten, und auch der Titeltrack reißt durchgängig mit, da auch hier großzügig das Tempo variiert wird. Doch gerade wenn wie in „Spectre Of Despair“ und „Reptilian Sleep“ konsequent im Stil von LEVIATHAN geholzt wird, haben ARIDUS besonderen Charme. Dem gegenüber steht mit „Bearer Of Silence“ ein langsames Stück, dessen Tremolo-Riffing und Geschrei über dem schleppendem Drumming heavy und bedrohlich wirkt, als hätte Baudhin die Wüsten seiner Heimat vertont. Stark!

„Serpent Moon“ zeigt in 40 Minuten die spielerische und kompositorische Souveränität von ARIDUS.

Das abschließende „The Infinite Corridor“ beschließt „Serpent Moon“ als überlanges Outro. Das ist gut gemacht, weil kein plumper Dungeon Synth, sondern ein voll ausarrangiertes Stück mit analogen Synthesizern, Gitarre, Bass und rituellen Drums, aber so recht mag es zu „Serpent Moon nicht passen, es wirkt etwas ungeschickt dorthin platziert. Ein wirklicher Wermutstropfen ist das nicht, denn ARIDUS leisten sich davon abgesehen keinen Patzer. Im Gegenteil, das USBM-Projekt ist spielerisch und kompositorisch sehr souverän. Dass Galen Baudhuin hier alles allein eingespielt und geschrien hat, ist beachtlich, gerade im Hinblick auf die Leadgitarren. Mehr als ein starker Genrebeitrag ist „Serpent Moon“ dennoch nicht geworden, dafür fehlt ARIDUS eben doch die Originalität. Um aus dem Schatten seiner (ehemaligen) Arbeitgeber zu treten, reicht es für „Serpent Moon“ aber locker, denn das Herzblut, das Persönliche, das G.B. in dieses Album gesteckt hat, ist tatsächlich spürbar. Kurz gesagt: ARIDUS ist mit „Serpent Moon“ eine Überraschung gelungen und sollte dem US-Black Metal-Publikum ein genaues Reinhören wert sein.

Wertung: 4 von 6 Wüstengewächse

VÖ: 5. Mai 2023

Spielzeit: 40:15

Line-Up:
G.B. – All Instruments, Vocals

Label: Eisenwald

ARIDUS „Serpent Moon“ Tracklist:

1. Aridus (Official Audio bei Youtube)
2. Serpent Moon
3. Spectre Of Despair
4. Bearer Of Silence (Official Audio bei Youtube) 
5. Reptilian Sleep
6. The Infinite Corridor

Mehr im Netz:

https://aridus.bandcamp.com/album/serpent-moon
https://www.instagram.com/aridus.blackmetal/

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