Dienst nach Vorschrift? Bislang sind ARCH ENEMY damit gut gefahren, zumal im Fall der Schweden jede noch so kleine Unzulänglichkeit umgehend ausgebügelt werden musste. Perfektionismus als Fundament brachte das Quintett letztlich in die oberste Liga des melodischen Death Metals, wo mit dem Triumph auf den großen Bühnen aber auch die Spritzigkeit verloren ging. Kurzum, man wusste irgendwann, was man bekommen würde.

Das makellose Auftreten sei Segen und Fluch zugleich, könnten wir der Band attestieren. Qualitativ immer erhaben, doch zuletzt auch sehr berechenbar findet Mastermind Michael Amott auf dem zwölften Studioalbum endlich den Mut, das eigene Spielfeld zu erweitern. Vorsichtig zwar, doch mit erkennbarem Selbstbewusstsein, wie die französischsprachige Rock-Ballade „Vivre Libre“ zeigt. Den 80er typischen Hall des BLASPHEME-Covers mit seinen BLACK SABBATH-Anleihen tauschen ARCH ENEMY zwar gegen eine cleanere Neuinterpretation, punkten dafür mit der starken Singstimme Alissa White-Gluz‘.

Auf „Blood Dynasty“ darf ARCH ENEMY-Sängerin Alissa White-Gluz glänzen

Jene Performance war es schlussendlich auch, welche das Stück von der geplanten Bonus-Dreingabe zum regulären Albumtrack beförderte, wie Amott verriet. Dass die Nummer dem ersten Eindruck nach gar nicht so recht in den Albumfluss passt, erweist sich schlussendlich als gar nicht so schlecht: Ein bisschen Sand im Getriebe tut der sonst perfekt geölten Maschine durchaus gut.

Querverweise auf die klassische Ära des Heavy Metal finden sich zudem in „Paper Tiger“, wo sich die reitenden Gitarren bei der NWoBHM à la JUDAS PRIEST bedienen. Mit groß angelegtem Klargesang im Refrain verwandelt White-Gluz zudem „Illuminate The Path“ zu einer markanten Hymne, deren stampfendes Hauptriff ansonsten wenig Aufsehen erregt hätte.

Viel Routine, aber auch ein paar neue Kniffe zeichnen „Blood Dynasty“ aus

Diesen klug gesetzten Impulsen setzen ARCH ENEMY auf „Blood Dynasty“ ansonsten natürlich genauso viel Furor wie erprobte Trademarks entgegen. Das wilde „Dream Stealer“ eröffnet mit harter Thrash-Kante und der charakteristischen Solo-Arbeit Michael Amotts, während „Liars & Thieves“ den Sack nach rund 42 Minuten mit ähnlicher Galligkeit zumacht.

Dazwischen präsentiert sich „Blood Dynasty“ gefestigt und routiniert, wenn etwa „March Of The Miscreants“ zwischendurch klassisches Melodeath-Riffing einwebt oder der Titeltrack mit seiner prägnanten Lead-Melodie zur bandtypischen Midtempo-Hymne avanciert. ARCH ENEMY bleiben sich trotz der kleineren Kniffe also treu, finden Zeit für catchy Refrains („The Pendulum“), vergessen aber auch nicht den Biss („Don’t Look Down“) – eben exakt so, wie wir das von wahren Perfektionisten gewohnt sind.

ARCH ENEMY entdecken die Vorzüge der Spontaneität

Dass es darüber hinaus jedoch nicht immer so starr zugeht wie zuletzt, stimmt positiv. Immerhin beseitigen ARCH ENEMY damit auch die große Diskrepanz zwischen Musik und Inhalt: Dienst nach Vorschrift hat durchaus seine Vorzüge, wie man an der Erfolgsgeschichte der Formation ablesen kann, doch wenn man auch diesmal wieder über Außenseiter, Widerstand und Rebellion singt, darf man durchaus ein bisschen Platz für Spontaneität lassen – so wie es die Coverversion einer getragenen Rock-Ballade geradezu vorzüglich demonstriert.

Veröffentlichungstermin: 28.03.2025

Spielzeit: 42:49

Line-Up

Alissa White-Gluz – Vocals
Michael Amott – Guitars
Joey Concepcion – Guitars
Sharlee D’Angelo – Bass
Daniel Erlandsson – Drums

Produziert von Jens Bogren

Label: Century Media

Homepage: https://www.archenemy.net/
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Instagram: https://www.instagram.com/archenemyofficial/
Bandcamp: https://archenemyofficial.bandcamp.com

ARCH ENEMY “Blood Dynasty” Tracklist

1. Dream Stealer (Video bei YouTube)
2. Illuminate the Path
3. March Of the Miscreants
4. A Million Suns
5. Don’t Look Down
6. Presage
7. Blood Dynasty (Video bei YouTube)
8. Paper Tiger
9. Vivre Libre
10. The Pendulum
11. Liars & Thieves (Video bei YouTube)