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AKHLYS: House Of The Black Geminus

AKHLYS laden ein ins „House Of The Black Geminus“ und lassen ihre Gäste erschaudern. Die US-Black Metal-Band präsentiert ein Panoptikum von albtraumhaften, großartig komponierten und gespielten Black Metal-Songs, wie sie nur von ihnen stammen können.

Es bricht die Nacht herein, keine dankbare, die Schwüle des Tages vertreibende Dunkelheit, dafür eine pechschwarze Wolkenfront, größer als die epochalsten Bauwerke: Sagen wir “hallo” zu dem, was sich in unserem Unterbewusstsein aufhält und nun manifestieren darf. Die dunkle Seite des Klarträumens wurde vor dreieinhalb Jahren, Hand in Hand mit „Melinoë“ erkundet und wirklich verdaut ist dieser Höllentrip noch immer nicht. AKHLYS laden nun zur nächsten nokturnen Exkursion ein, ihrer Nummer Vier. Die US-Black Metal-Band lockt die Hörenden in das „House Of The Black Geminus“, und wüsste es der Verfasser nicht besser, er würde glauben, dass es ein Hexenhaus ist, und die sechs Stücke die wohlschmeckendsten Pfefferkuchen, die diese bizarre Zauberwelt zu bieten hat.

Die Verführung des Boshaften mag sich manchmal in die schillerndsten Kleider hüllen, „House Of The Black Geminus“ legt sich indes keine Tarnung zu, und lockt doch. AKHLYS klingen so boshaft wie eh und je, aber sie verströmen eine beinah betörende Schönheit, aller Dissonanzen, Brutalität und Finsternis zum Trotz. Und warum das so gut funktioniert, zeigt schon „The Mask Of Night-Speaking“. Der zwölfminütige Opener startet mit verzerrten Industrial-Sounds und lässt sich Zeit, ehe der Terror mit seinen nervös-dissonanten Riffs einsetzt. Als würde ein Tor in die Finsternis aufgerissen, die ersten Schritte führten an einen lichtlosen Abgrund und beim ersten Einsetzen der Blast Beats würde man hinabgestoßen werden. Und der ewige Fall, er ist voller Zauber und Wunder, aber auch voller Schrecken und Terror.

AKHLYS entwickeln sich auf „House Of The Black Geminus“ subtil weiter: Naas Alcameth hat in Sachen Songwriting und Sounddesign dazugelernt.

In etwas weniger als einer Stunde zeigen AKHLYS, dass sie in Sachen Songwriting und Sounddesign dazugelernt haben – als wäre „Melinoë“ nicht schon erschreckend gut genug gewesen. Neben Dark Ambient integriert „House Of The Black Geminus“ nun auch subtil Industrial in den Sound, was der Band nicht nur gut steht, es erweitert das stilistische Bild sorgsam und sinnvoll. Abgesehen davon erzeugen AKHLYS, wie kaum eine andere Band im Black Metal, eine unwahrscheinlich dichte Atmosphäre. Dabei hilft natürlich, dass Bandleader Naas Alcameth eine ganz eigene kompositorische Handschrift besitzt. Dass er mehr Dynamik dem Sound von AKHLYS gut steht, zeigt „Maze Of Phobetor“, das neben dem nervösen Horror eine gelungene Steigerung in der zweiten Hälfte verzeichnet und im Finale schier den Atem raubt.

„House Of The Black Geminus“ funktioniert abseits der Songs und auch als Ganzes, AKHLYS haben das Gesamtbild stets im Blick. „Through The Abyssal Door“ stellt nach der Raserei des vorherigen Songs dann die Atmosphäre in den Fokus. Langsam steigert sich das Stück, die hypnotischen Riffs werden von Mal zu Mal zwingender, das Drumming zieht langsam an und auch wenn eine große Klimax ausbleibt, diese zehn Minuten schrauben sich gekonnt in Richtung Wahnsinn. Mit „Black Geminus“ steht auch auf diesem Album ein Dark Ambient-Stück, das vielleicht nicht so verstörend ist wie „Succubare“ auf „Melinoë“, aber mit verzerrten, dunklen Synthesizern den Weg in das chaotische Finale von „House Of The Black Geminus“ ebnet.

Surreale Albtraumwelten mit Suchtfaktor: AKHLYS ziehen mit „House Of The Black Geminus“ die Hörer*innen in ihre schwarze Welt.

AKHLYS befinden sich als Performer und Songwriter definitiv in der ersten Liga im zeitgenössischen Black Metal. Naas Alcameth, dessen giftige Vocals, Harmonien und Riffs unverkennbar sind, leistet dabei mehr als nur Dienst nach Vorschrift. Die Energie, die AKHLYS verströmen, wird mit jedem Ton, jedem Snareschlag und jedem Scream in die Rezipienten gehämmert. Kein Wunder, dass auch auf eine perfekte Produktion Wert gelegt wurde. Und genau der Sound von Dave Otero, mit den getriggerten Drums und dem hie und da etwas flachen Gitarrensound ist ein bisschen zu künstlich – ein wenig mehr Schmutz und Direktheit hätte „House Of The Black Geminus“ schon vertragen. Die Musik funktioniert dennoch, bis zur letzten Sekunde: Das epische und von entfesselter Wildheit geprägte Abschlussdoppel „Sister Silence, Brother Sleep“ und „Eye Of The Daemon – Daemon I“ zieht nochmal die Daumenschrauben an – AKHLYS speien hier nochmal knapp 20 Minuten Gift und Galle und hinterlassen ein ausgezehrtes Publikum, das aber gleichzeitig diesen irren Trip am liebsten nochmal sofort erleben möchte.

Wer glaubt, dass der Sommer keine geeignete Jahreszeit für Black Metal ist, channelt die oneirischen Schatten nur halbherzig und sollte vielleicht lieber nicht die Schwelle des „House Of The Black Geminus“ übertreten. Das knapp einstündige, vierte Album von AKHLYS greift gnadenlos zu und erzeugt ad hoc eine Atmosphäre des Schreckens, strahlt aber eine Faszination aus, die ihresgleichen sucht. Intensiv, zwingend, exzellent geschrieben und gespielt, brilliert das Trio in jedem der sechs Songs, und vielleicht traut sich die Band beim nächsten Mal, das Industrial-Element noch ein wenig beherzter einzusetzen. AKHLYS sind auch weiterhin die Hand, die aus dem Dunklen nach den Hörer*innen greift und sie in die ewigen Traumlande zieht. Wann war Black Metal zuletzt so verführerisch und dabei so gefährlich?

Wertung: 5 von 6 doppelte Lottchen

VÖ: 5. Juli 2024

Spielzeit: 53:02

Line Up:
Naas Alcameth – Vocals, Guitars, Keys, Lyrics, Compositions
Nox Corvus – Guitars
Eoghan – Drums, Bass

Label: Debemur Morti

AKHLYS „House Of The Black Geminus“ Tracklist:

1. The Mask Of Night-Speaking
2. Maze Of Phobetor (Official Video bei Youtube)
3. Through The Abyssal Door
4. Black Geminus
5. Sister Silence, Brother Sleep (Official Audio bei Youtube)
6. Eye Of The Daemon – Daemon I

AKHLYS „House Of The Black Geminus“ Full Album Stream bei Youtube

Mehr im Netz:

https://akhlys.bandcamp.com/
https://www.facebook.com/people/Akhlys/100045704862350/
https://www.instagram.com/akhlys_official/
https://noxialmerch.bigcartel.com/

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