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AIDEN: Some Kind Of Hate

Die Amerikaner mit dem Horrorfaible haben ihre Geisterbahn endlich mal zum Laufen gebracht.

Umtriebig waren AIDEN ja schon immer. Trotzdem war mit zwei Studioalben im Jahr 2011 nicht unbedingt zu rechnen – der Vorgänger “Disguises” kam schließlich erst im April über den großen Teich gekrault. Überraschung? Jepp. Gelungene Überraschung? Jein mit Tendenz zu ja. Warum das alles nicht so einfach ist, lesen Sie jetzt.

Die Herren aus Seattle machen mit ihrem poppigen Melodic Punk-Rock/Hardcore eigentlich nix verkehrt. Das Problem ist nur, dass das Gros der solide eingezimmerten und durchaus kurzweiligen Nummern, obwohl ihrer eingängigen Singalong-Hooks einfach nicht zünden will. So richtig lodert das Lagerfeuer eigentlich nur zu den Klängen der flotten Hymnen “Freedom From Religion” und “Broken Bones”. Okay, beim Opener “There Will Be Blood” und im AFI-verbeuge-Schlusstrack “In The End” knistert es auch noch ganz manierlich zwischen den Ästen. Ansonsten gibt es gepflegte Durchschnittskost (“Irony In The Shadows”, “Deactivate”, “The Courage To Carry On”) und Sandkasten-Kuchen. “London Dungeon” (MISFITS) und “Transmission” (JOY DIVISION) sind weder besonders gelungen, noch machen sie sich gut im Albumkontext. Das mit der Ehrerbietung hat man wenige Monate zuvor mit “Radio” (ALKALINE TRIO) noch um einiges besser hinbekommen. Wobei man sagen muss, dass es der kleine Lichtblick doch recht einfach hatte, im zappendusteren Schattenland der übrigen”Disguises”-Tracks wie ein großer Leuchtturm herauszuragen – man, was ging mir dieses pseudoaggressive Geshoute auf die Nerven. Der Band anscheinend auch. Auf dieser Platte ist davon nichts mehr zu hören. Ein tränenarmer Abschied. Apropos verzichtbar. Der Totalausfall “Grotesque Vanity” hätte mit seinem regen Gebrauch von Scream Queen-Samples, allerhöchstens noch als Hidden-Track im Anschluss an die ansonsten recht unnütze Feedback-Gedenkminute von “In The End” funktioniert. So als kleines Späßchen zur frühen Stunde. Naja, ein Schenkelklopfer wäre das Ding auch so nicht geworden. Sandkasten-Kuchen hat mir einfach noch nie geschmeckt. Dass diese drei Nummern überhaupt aufs Album mussten, um auf den AIDEN-üblichen-Albumstandard von einer halben Stunde Spielzeit zu kommen, spricht für….

Meine These: “Some Kind Of Hate” ist ein Schnellschussgemisch aus etwas Neuinspiritation, ein wenig (evtl. modifizierter) Resteverwertung und outgesourcten B-Seiten.

Was im obigen Kontext zweifellos negativ rüberkommt, könnte aber tatsächlich der entscheidende Grund dafür sein, warum “Some Kind Of Hate” das erste AIDEN-Album ist, das ich mir, aller Schwachpunkte zum Trotz, ganz gut anhören kann. Wie auch immer sie es angestellt haben: Der Nachlader trifft endlich mal die Zielscheibe. Jedenfalls klingt “Some Kind Of Hate” über “weite” Strecken angenehm unverkrampft und irgendwie geerdet. Nach der Fülle von reichlich mauen Releases (immerhin fünf Studioalben, zwei EPs sowie eine Live-Scheibe), wurde das verdammt nochmal auch allerhöchste Zeit. Ohrenscheinlich hat man sich mal wieder intensiv mit den eigenen Punk-Rock-Heroes beschäftigt, zu denen neben BAD RELIGION und NOFX, auch die bereits genannten AFI, MISFITS und ALKALINE TRIO zählen. Gerade der Einfluss von Matt Skiba und seinen beiden Mitstreitern (insbesondere die Schaffensphase vor “Agony And Irony”) ist auf “Some Kind Of Hate” so greifbar wie nie zuvor. Insgesamt steht der Band  diese musikalische Ausrichtung um Längen besser, als alles was man bisher verbrochen hat.  Von einer richtig runden Platte kann man zwar noch nicht sprechen, aber immerhin reicht das Dargebotene für einen Achtungserfolg. Und das ist doch mal was. 

Veröffentlichungstermin: 25.10.2011

Spielzeit: 29:40 Min.

Line-Up:

Wil Francis – Vocals
Angel Ibarra – Guitar
Nick Wiggins – Bass
Jake Davison – Drums

Produziert von William Control (Künstlerpseudonym von Wil Francis)
Label: Victory Records

Homepage: http://www.aiden.org

Mehr im Netz: http://www.myspace.com/aiden

Tracklist:
1. There Will Be Blood
2. Broken Bones
3. Irony In The Shadows
4. London Dungeon
5. Deactivate
6. Grotesque Vanity
7. Transmission
8. Freedom From Religion
9. The Courage To Carry On
10. In The End

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