HENRY ROLLINS: Bush is an evil man – die Inkarnation des Bösen
Er bezeichnet Adjektive als "langweilige Füllwörter" - aber um Henry Rollins zu beschreiben, wäre selbst das Adjektiv-Repertoire eines versierten, eloquenten Autors extrem gefordert - und notwendig, denn Rollins ist eine vielschichtige, echte Persönlichkeit - kompliziert, gebildet, kultiviert, sensibel, brutal, subtil, energisch, eitel sogar, laut in der Zeile und leise dazwischen, ein bisschen neurotisch auch und ein bisschen ordinär. Er hat das Zeug - alle Prädikate - einer Kultfigur. Seine Pressekonferenz in Roskilde war ein wirklicher Genuss - interessant, informativ und (man höre und staune) überaus unterhaltsam, stellenweise sogar witzig. Und trotzdem: Derjenige, dessen Muttersprache nicht Englisch ist, hat kaum die Chance, alles zu erfassen, was dem sehr sehr klugen Kopf dieses 33jährigen Kaliforniers entspringt. Verdammt sei hier die Sprachbarriere - und wer diesen Mangel nicht empfindet, ist entweder bewundernswert versiert im Englischen oder einfach nur ignorant. Nach der Konferenz hatte man das Gefühl "Das ist noch nicht ausgereizt, da ist noch mehr - und auch noch was Anderes". Nun will ich Rollins nicht zum "Heiligen Heinrich" zerreden, aber dass dieser Multi-Media-Künstler etwas ganz Besonderes ist (auch ohne Sahne?Bonbons), zeigen schon die eher unorthodoxen Fragen der internationalen Presse beim Roskilde-Festival im Juni 1994, die der Vielseitigkeit und dem Intellekt dieses Mannes Rechnung tragen. Der Versuch, die Antworten von Henry Rollins in Sinn und Pointe angemessen zu formulieren, gehört für mich mit zur anspruchsvollsten Übersetzerarbeit, die ich bisher gemacht hab´. Im Ernst!