Was zunächst verwirrend wirkte, ist bei näherer Betrachtung durchaus logisch! „Fear Of The Universe“ ist nichts anderes als die Wiederveröffentlichung des 85er MARTYR-Debüts „For The Universe“, aufgepeppt mit der brandneuen EP „Fear“, welche die ersten Aufnahmen seit der Reunion enthält. Da „For The Universe“ bereits vor einigen Jahren re-released wurde und mit einigen Demo-Bonustracks versehen war, die hier komplett fehlen, kann man sich über Sinn und Zweck streiten, zumal bei nur 28 Minuten Laufzeit durchaus noch jede Menge Platz gewesen wäre, den man hätte nutzen können. So hat man nun zwei einzelne CDs im zugegebenermaßen schicken Digipack, die es zusammen gerade mal auf gut 50 Minuten Spielzeit bringen. Wer als Fan „For The Universe“ schon im Schrank stehen hat, bezahlt nun eben für eine EP einen überhöhten Preis, aber wir kennen das ja.
Musikalisch spielten die Holländer auf ihrem Debüt durchaus in der oberen Liga der europäischen Bands mit. Geboten wird roher, unverfälschter Metal der für die damalige Zeit technisch erstaunlich ausgereift und relativ breaklastig war. Sänger Gerard Vergouw zählte zwar nicht zu den besten seines Fachs, seine klare, etwas dünne Stimme passte aber hervorragend zu den Kompositionen. Wer jedenfalls auf kitschfreien, rifflastigen Metal der Mittachtziger steht, bei dem der Bass schön pumpt, die Doppel-Leads stilprägend sind und auch die Melodien nicht zu kurz kommen, der liegt bei „For The Universe“ goldrichtig.
Nachdem seit der Reunion auch wieder einige Jährchen ins Land gezogen sind und MARTYR ja auch schon etliche Gigs bestritten haben, war es natürlich höchste Zeit für neues Material. Vom ursprünglichen Line Up übrig geblieben sind die beiden Klampfer und der Bassist, mit Wilfried Broekman gibt´s einen neuen Drummer, mit Rop van Haren einen neuen Sänger zu vermelden.
Die Produktion der neuen Songs ist widerum ziemlich roh mit eindeutigem 80er Touch, für meinen Geschmack teilweise etwas zu schwammig, trotzdem natürlich ungleich druckvoller als das alte Material. Rein stilistisch bewegen sich MARTYR nach wie vor grob im melodischen Metalbereich, dennoch gibt´s absolut keine Parallelen zum alten Material zu verzeichnen, das hier ist eine komplett neue Band! Der Opener „The Most Evil“ ist eher schleppend gehalten, überzeugt durch sehr variables Drumming, für Die Hard-Traditionalisten vielleicht etwas zu modernes Riffing und coolen, sphärischen Vocals im Refrain. Rop van Haren ist eindeutig ein Gewinn, setzt er doch seine Stimme sehr variabel ein und meistert gekonnt sowohl die mittleren als auch die hohen Lagen. Auch der Titelsong überschreitet ein gewisses Tempo nicht und hat die gleichen Pluspunkte, nach Kutte, Leder oder Schwert klingen die Holländer anno 2009 aber definitiv nicht! Was die Rhythmik angeht, fühle ich mich hier eher an eine der vielen US Demobands der Anfangsneunziger erinnert, OPPOSITE EARTH kommen mir da in den Sinn, hat aber auch eine Prise der späteren HADES. Eine interessante Entwicklung haben MARTYR da vollzogen, ob die kleine Fanschar da mitzieht, wage ich aber zu bezweifeln.
Mir gefallen auf „Fear“ die ersten drei Songs richtig gut, während das sehr zähe „Take Me Home“ (ich höre die alten Fans „Verrat“ schreien) und der Rausschmeißer „Eaten Alive“ mit einem zu prolligen Refrain mich nicht so wirklich in ihren Bann ziehen können. Sicherlich hätte zumindest ein Uptempo-Track noch etwas mehr Abwechslung gebracht und über ein komplettes Album verteilt, wäre der hier gebotene Stil etwas monoton. Ich bin prinzipiell mal gespannt wie das neue Material aufgenommen wird, bzw. in welche Richtung sich MARTYR künftig entwickeln und hoffe mal, es wird ein weiteres Lebenszeichen geben.
Veröffentlichungstermin: 20.02.2009
Spielzeit: 50:56 Min.
Line-Up:
Gerard Vergouw – vocals (For The Universe)
Rop van Haren – vocals (Fear EP)
Rick Bouwman – guitar
Marecel Heesakkers – guitar
Toine van der Linden – bass
Elias Papadopoulos – drums (For The Universe)
Wilfried Broekman – drums (Fear EP)
Label: Rusty Cage Records
Homepage: http://www.martyronline.nl
MySpace: http://www.myspace.com/martyronline
Tracklist:
CD 1 – Fear
01. The Most Evil
02. Fear
03. Different Kind Of Rain
04. Take Me Home
05. Eaten Alive
CD 2 – For The Universe
01. For The Universe – Theme
02. Speed Of Samurai
03. The Eibon
04. Four Walls
05. The Awakening
06. Black Sun
07. For The Universe – Requiem