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LATE: Imagination Of An Angel

Wer auf gut gemachten Spät-70er/Früh-80er Rock steht mit Prog-Anleihen, der sollte reinhören. Wer aus derselben Generation kommt wie die Herren Musiker, der fühlt sich hier schnell wohl.

Klar provoziert man Wortspiele, wenn nicht mehr ganz so junge Herren ihre neue Band LATE nennen. Dabei sind die Bandköpfe bereits durchaus alte Hasen, Walter Negele als Gründungsmitglied und Uli Frank in den späten 70ern nachgerückt, waren mit PANCAKE nicht nur im Stuttgarter Raum eine bekannt Progessive-Rock-Band. Mit der neuen Band wollen sie es also noch mal wissen.

Dass hier Musiker am Werk sind, die wissen, wie es geht, das hört man sofort. Zudem hat man mit Jürgen Schneider einen starken Sänger an Bord, der aus seiner Erfahrung als Sänger einer Cover-Band schöpfen kann. Musikalisch hört man immer wieder Anleihen an die 70er, was wenig wundert, da ein paar der Songs überarbeitete Oldies von PANCAKE sind, angereichert mit neuen Songs. Abwechslung gibt es reichlich, der Opener erinnert kurz an BACHMAN TURNER OVERDRIVE on speed, The State ist sehr catchy mit 80er-Touch, Sunny kommt rockig groovend und hat einen Hauch von SPLIFF und der Neuen Deutschen Welle, bleibt dabei absolut kitschfrei. Obwohl die Herren sicher weitaus mehr drauf haben, als sie hier präsentieren und ihre Möglichkeiten den Songs zuliebe hinten anstellen, hat man immer den Eindruck, hochwertige Musik geboten zu bekommen. Vom Alte Herren-Rock bleiben LATE ausreichend weit weg, obwohl sie mit ihren Songs in erster Linie die älteren Rockfans ansprechen werden. Aber beim abschließenden Motionless lassen es die Herren doch mal richtig laufen, proggen munter drauf los, bieten 70er Progressive-Rock im zeitgemäßen Gewand, gepaart vielleicht mit einer Portion TOTO und SAGA. Für die Dame des Hauses hat man hingegen den eingängigen Schmuser Angel mit kuscheligem Saxophon-Solo zu bieten, das flotte Du sagst kommt mit kraftvollem, zumeist deutschen weiblichen Gesang daher, auch hier schwingt etwas späte NDW mit. Ein echter Hit ist zwar nicht dabei, dazu ist man einfach zu weit weg vom aktuellen Zeitgeist, aber es gibt reichlich gefällige Melodien, gute Vocals, Musik zum näher hinhören. Was aber vor allem sehr deutlich durch kommt, das ist die Spielfreude, mit der die Songs eingespielt wurden. Das geht soweit, dass man in manchen Momenten sogar etwas über´s Ziel hinaus schießt und so euphorisch aufspielt, dass man den vorhandenen Groove überholt und diesen etwas verliert. Gerade bei den Drums werden voller Leidenschaft alle Löcher zugediddelt. Das mag bei Reign In Blood passen, hier ist es gelegentlich eine Prise zu viel. Aber wirklich störend ist das nicht, lieber zu viel Leidenschaft als ein lustloses Profialbum.

Wer auf gut gemachten Spät-70er/Früh-80er Rock steht mit Prog-Anleihen, der sollte reinhören. Vor allem wer aus derselben Generation kommt wie die Herren Musiker, der fühlt sich hier schnell wohl. Nächstes Mal die eigene Begeisterung etwa bremsen, gern wieder etwas mehr deutlicher erkennbare musikalische Finessen, und LATE rücken sicher ein ganzes Stück nach oben.

Veröffentlichungstermin: 20.01.2012

Spielzeit: 49:48 Min.

Line-Up:
Jürgen Schneider – Vocals
Walter Negele – Guitars
Uli Frank – Keyboards, Bass, Vocals
Helmut Kipp – Drums

Gäste:
Regine Riegel – Vocals (Du Sagst, Tomorrow, Montionless)
Martin Kiemels – Saxophon (Angel)
Carlo Rapallo – Solo-Guitar (Ready For Take Off)
Peter Pollert – Flute (Tomorrow)

Produziert von Walter Negele und Uli Frank
Label: 7Hard / New Music Distribution

Homepage: http://www.latemusic.de

Tracklist:
1. Paradise
2. Johnny On The Spot
3. The State
4. Angel
5. Sunny
6. Ready For Take Off
7. Tomorrow
8. Du sagst
9. Fly Into A Rage
10. Your Time
11. Motionless

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