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FLUORYNE: Dämmerung

Dank viel Atmosphäre und moderner Elemente eines der besseren Black Metal-Nebenprojekte.

Black Metal mit deutschen Texten wirkt schnell furchtbar halbintellektuell und nervt dadurch. Nur wenige Künstler schaffen es, diesen Spagat hinzukriegen, ohne dass die Sacknaht reißt. Als wäre dieses Unterfangen nicht schon schwierig genug, versucht der ehemaligeGEIST-Keyboarder Falk mit seinem Soloprojekt FLUORYNE das Ganze auf die nächsthöhere Ebene zu bringen: Das Vertonen von expressionistischen Gedichten. Glücklicherweise ist nicht das Hauptaugenmerk auf diese Gedichte gerichtet, die man zwar gerne zu Hause liest, aber die man nicht unbedingt im Black Metal-Kontext hören möchte. Es klingt eher so, als hätte der Hauptakteur keine Muße für Texte gehabt und sich daher bei von Hoddis, Lichtenstein und Trakl bedient.

Musikalisch sieht Dämmerung dann aber wieder anders aus. Zusammen mit Drummer Lykrates Vyron und den Sängern Martin Wiese und Pariah G. hat Falk ein paar kompetente Mitstreiter gefunden um Musik zu realisieren, die weit von der Ausrichtung seiner damaligen Band entfernt ist. Zwischen Ambient, Black Metal, Post Rock, Elektronik siedeln FLUORYNE ihre Musik an, nicht wirklich innovativ, aber von den gängigen Standards doch ein wenig entfernt. Dämmerung besticht durch seine vielen Facetten, zeigt sich in jedem der fünf Songs anders, aber überrascht doch durch einen guten Gesamteindruck. Sehr modern und atmosphärisch ist die Musik, in Fern klingen FLUORYNE nach BETHLEHEM auf Mein Weg, vielleicht auch wegen dem Cleangesang, dann wieder in den brutalen Passagen nach AGRYPNIE, und wenn es richtig modern wird, nach SONIC REIGN.

Atmosphäre ist bei FLUORYNE enorm wichtig, und die ist fast ausschließlich kalt und unwirtlich, gerade in De Profundis. Von Wehmut erfüllt und unheimlich zeigen sich Fern und Klage, zwei Stücke die mit Black Metal rein gar nichts zu tun haben, sondern nahezu komplett auf Synthesizer basieren. So beginnt auch das beste Stück Unwetter wird aber bald zu einem drohenden, finsteren Stück, das mit sägenden Gitarren aufwartet, immer wieder anschwillt und in sich zusammen sackt. Das Material von Dämmerung ist alles andere als schlecht, aber das gewisse Etwas fehlt den fünf Songs dann doch. So wirklich können FLUORYNE nicht mitreißen, vielleicht weil sie sich zu sehr in ihrer scheinbaren Intellektualität verlieren und eine Distanz zum Hörer aufbauen.

Trotz diesem Umstand und der recht dünnen Produktion ist Dämmerung empfehlenswert für aufgeschlossene Black Metal-Hörer, die gerne elektronische Elemente in ihrem Lieblingsgenre haben und sich nicht mit den üblichen Songstrukturen zufrieden geben. Ein weiterer Pluspunkt ist das grandiose Artwork, das die Musik schön unterstreicht. Langer Rede, kurzer Sinn: FLUORYNE ist eindeutig eines der besseren Black Metal-Nebenprojekte und kann daher dem angesprochenen Klientel gefahrlos ans Herz gelegt werden.

Veröffentlichungstermin: 25. Dezember 2009

Spielzeit: 42:34 Min.

Line-Up:
Falk – Guitar, Synthesizers, Programming, Voice
Lykrates Vyron – Drums
Martin Wiese – Clean Voice
Parian G. – Screams

Label: Lost Souls Graveyard

Homepage: http://www.fluoryne.de

MySpace: http://www.myspace.com/fluoryne

Tracklist:
1. Morgens
2. Fern
3. Unwetter
4. De Profundis
5. Klage

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