Das Erstaunlichste an den RED HOT CHILI PEPPERS? Für mich immer wieder die Hartnäckigkeit, mit der die Kalifornier regelmäßig die Spitze der Charts und einen festen Platz in den CD-Playern unterschiedlichster Hörerschaft erringen. Allem MTV-Awards-Ruhm auf Bubblegum-Niveau zum Trotz ist ihr massenkompatibler und leicht konsumierbarer Funkrock immer so individuell, kreativ, eigensinnig und ausgefeilt, dass keiner auf die Idee kommen kann, ihnen den Status als ernstzunehmende Musiker abzusprechen. Ernst nehmen als Musiker ist sicher auch das kleinste Problem, beim Image schaut es da ganz anders aus. Wenige Bands gelten so unwiderruflich als Partyvögel, an denen in einer ganz speziellen Qualität wirklich alles abgedreht ist, die Songs eingeschlossen. Abgesehen davon, dass mal locker die Hälfte von Sex in allen Nuancen, Schattierungen und Geschmacksrichtungen handelt, mal mehr, mal weniger offensichtlich.
Bei einer Band mit solchen Lieblingsthemen war es sicherlich eine Herausforderung für Autor Rob Fitzpatrick (Schreiber bei diversen Magazinen wie „Arena“ und „Sleaze Nation“), dem Motto der Rockbuch-Reihe – Die Story zu jedem Song – treu zu bleiben. In diesem Sinne hat der Schreiber seine Aufgabenstellung mehr als angemessen gelöst, im Gegensatz zu anderen Bänden der Reihe (u. a. „METALLICA – Hit The Lights“ und „NIRVANA – Teen Spirit“ ), in denen sich die Autoren auf Inhalte in den Songs konzentrieren konnten, stellt er hier die Geschichte und Entwicklung der Kalifornier in den Vordergrund, zeigt auch und gerade Neueinsteigern in Sachen RHCP, was es mit den Männern auf sich hat, die wahnsinnig genug waren, sich in einem Saal voller testosteron-triefender Bluesfans nur mit (den berühmten) Socken bekleidet auf die Bühne zu trauen.
Hoch anzurechnen dabei: Der Autor schafft es, sich sowohl dem Bandgeschehen mit allen Abstürzen und Comebacks, dem Privatleben der jeweilig beteiligten Mitglieder, aber auch dem Tod des Gitarristen Hillel Slovak respektvoll und feinsinnig zu nähern. Fitzpatrick erzählt keine reißerischen Geschichten, zieht niemanden in den Dreck, bleibt objektiv und informativ (wie selten das bei Fanartikeln ist, weiß jeder selbst). Er berichtet über die frühen Anfänge in der Highschool, zerpflückt das Bandkarussell in überschaubare Häppchen und bringt dem Leser das komplizierte und zerbrechliche Phänomen RHCP nahe. Jedes Album wird beleuchtet, die einzelnen Stationen bis „By The Way“ so detailliert nachvollzogen, dass Hochachtung aufkommt für die Musiker, die es immer wieder geschafft haben, trotz größter Hürden Beeindruckendes zu leisten.
Abgerundet wird das 144 Seiten starke Buch durch viele, durchweg gut ausgesuchte Bilder, die fast ausschließlich aus Fotosessions stammen oder bei Konzerten geschossen wurden. Auch wenn das Material dafür sicher vorhanden wäre, hat man (anerkennenswert) auf Paparazzibilder verzichtet, es gibt keine vollgesoffenen Mitglieder nach durchfeierten Nächten zu begutachten, keine Schnappschüsse, die ein Nahedran am „realen“ Star suggerieren sollen.
Wer PEPPERS-Fan ist und sich „Give It Away“ zulegen will, wird solches aber auch gar nicht erwarten und sich eher für den Hintergrund der hibbeligen Tabubrecher interessieren. Jedem, der aus diesem Grund das neue Buch kauft, wird davon genug geboten. Pflichtkauf für Fans!
RED HOT CHILI PEPPERS – Give It Away von Rob Fitzpatrick
€ 19,80 (D) / € 20,50 (A) / sFr 34,80
Mit 100 Farbfotos
144 Seiten
Maße: 28×21,6 cm (Softcover mit Fadenbindung)
ISBN: 3-927638-19-6