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Nicola Bardola und Herbert Hauke: Vom Bambi Kino in den Buckingham Palast

„»Bislang unbekannte Unterlagen aus der Buchhaltung« ist eine Kurzbeschreibung für ein Buch, das normalerweise nur bei Steuerberatern und Finanzbeamten hoch im Kurs steht. Doch wir sprechen hier von John, Paul, George, Pete und Stuart! Jenen fünf jungen Männern aus Liverpool, die am 16. August 1960 als THE BEATLES in Hamburg-St. Pauli eintrafen, um im Rotlichtviertel der Hafenstadt für kleines Geld ihr Glück zu versuchen.

So weit und zutreffend der Text auf dem Rückdeckel von „Vom Bambi Kino in den Buckingham Palast“, in dem Nicola Bardola und Herbert Hauke mithilfe von zum Teil noch nie öffentlich gezeigten Dokumenten, Verträgen, Abrechnungen, Briefen und Bildmaterial einen faszinierenden Blick hinter die Kulissen ermöglichen.

Die Beatles auf St. Pauli

Dem eher oberflächlichen BEATLES-Kenner wird dabei ein Eintauchen in die Anfangszeit der Liverpooler Superstars ermöglicht und darüber hinaus eine Zeitreise in die Sechzigerjahre per se. Dabei stehen im Buch neben eher uninteressanten Quellen wie Tankbelegen oder Versicherungsscheinen auch seltenes Bildmaterial, skurrile Einblicke in die auch schon damals ausufernde und lähmende deutsche Bürokratie (wie Vergnügungssteueranmeldungen oder Anträge auf Arbeitserlaubnis, von den Briten mit krakeliger Handschrift selbst ausgefüllt) und berührende Zeichnungen von Klaus Voormann, dem Gestalter des Covers des „Revolver“-Albums.

Eine Zeitreise in die Sechzigerjahre

Viele Originaltöne und lakonische, mal unkommentierte, mal kommentierte Belege (zum Beispiel kommentiert der Besteller eines Flügels für JERRY LEE LEWIS trocken: „Es erscheint ratsam vorher die 125.- DM für den Flügel der letzten Bestellung zu überweisen.“) zeichnen ein Bild der Clubs auf St. Pauli, in denen sich die Prominenz der Sixties die Klinke in die Hand gab.

Neben Beatles Wegbereiter Tony Sheridan, dessen Begleitband die Beatles anfangs waren, solche Größen wie Little Richard, Gene Vincent, dem „Killer“ Jerry Lee Lewis, Fats Domino und fast alle, die als Beat Band auf ihre Chance hofften.

Kein kleinteiliges, buchhalterisches Faktengehubere

Die größte Stärke des Buchs ist aber gerade nicht das kleinteilige, buchhalterische Faktengehubere, sondern das Zeichnen eines kompletten Bildes einer kurzen, aber prägenden Zeitspanne der Musikgeschichte. So wird im Laufe des Buches auf viele andere Künstler, die Clublandschaft in Hamburg und Liverpool und begleitende Medien wie die „Bravo“ eingegangen.

In Liverpool bin ich geboren, aber in Hamburg bin ich erwachsen geworden

»In Liverpool bin ich geboren, aber in Hamburg bin ich erwachsen geworden«, brachte John Lennon später diese Zeit auf den Punkt. Das glaubt man nach diesem Buch gern.

Und wer sich über den Titel wundert: im Bambi Kino (einem Kino für Kinder) waren die Beatles anfangs unter wenig ansprechenden Bedingungen untergebracht, um Geld zu sparen. Wenige Jahre später durften sie im Buckingham Palace der Queen die Hand schütteln…

 

Hardcover: 240 Seiten

Verlag: Verlag Andreas Reiffer, 1. Auflage (2024)

ISBN 978-3-910335-60-8

Größe: 21 x 26 cm

40,00 Euro

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