KELLERGEISTER06: Duisburg, AStA-Keller, 07.04.2006

Manche Leute gehen zum Lachen in den Keller, andere, um den lokalen Underground zu unterstützen. Anfang April fand im AStA-Keller des Duisburger Campus der Universität Duisburg-Essen KELLERGEISTER06 statt, ein kleines Festival mit vier Bands aus dem Duisburger Rock-Underground. Sah es in den kleinen Räumlichkeiten zunächst noch erschreckend leer aus, so war der Keller, als es dann endlich losging, überraschenderweise brechend voll – knapp 200 Anwesende hatten sich schließlich versammelt, um sich ein Bild von der Duisburger Szene zu machen.

Manche Leute gehen zum Lachen in den Keller, andere, um den lokalen Underground zu unterstützen. Anfang April fand im AStA-Keller des Duisburger Campus der Universität Duisburg-Essen KELLERGEISTER06 statt, ein kleines Festival mit vier Bands aus dem Duisburger Rock-Underground. Sah es in den kleinen Räumlichkeiten zunächst noch erschreckend leer aus, so war der Keller, als es dann endlich losging, überraschenderweise brechend voll – knapp 200 Anwesende hatten sich schließlich versammelt, um sich ein Bild von der Duisburger Szene zu machen.

Rhythmisch vertrackt und mit komplexem Riffing, aber mit Schwächen im Stageacting: DR. IVE

Los ging es mit DR. IVE, die ihren Sound selbst als Speedrock bezeichnen. Das trifft es aber nur teilweise. Zwar ging die Band über weite Strecken des etwa 45 Minuten dauernden Auftritts sehr schnell zu Werke, lockerte ihre Songs dabei aber durch eine Vielzahl von Tempowechseln auf und streute immer wieder schleppende oder zum Moshen einladende Midtempo-Passagen ein. Instrumental schien immer wieder eine Vorliebe für numetallische Sounds durch, wobei die Band besonders mit ihren rhythmisch vertrackten, teilweise auch funkigen Passagen und überraschenden Breaks zu begeistern wusste, den einen oder anderen, der mit der Musik nicht vertraut war, jedoch auch überforderte. Zu gefallen wusste vor allem das Gitarrenspiel, denn die häufig eingesetzten komplexen Singlenote-Riffs sorgten zusammen mit der Rhythmusfraktion für mächtig Groove. Musikalisch sicher die anspruchsvollste Band des Abends, litt der Auftritt ein wenig unter dem bescheidenen Sound, für den der AStA-Keller berüchtigt ist. Abgenommen wurden in dem kleinen Raum nur die Drums. Während so alle Instrumente gut zu hören waren, ging leider der rockig-bluesige Gesang von Frontfrau Jacqueline etwas unter – schade, denn das, was von ihr zu hören war, klang absolut überzeugend. Arbeiten müssen DR. IVE allerdings noch am Stageacting und den Ansagen; zu sehr konzentrierte man sich auf sein Spiel. Da dies der erste Auftritt in dieser Besetzung war, ist hier aber sicher noch Potenzial vorhanden.

Den darauf folgenden GATECRASH, gegründet 1995 und kurz vor der Veröffentlichung des ersten Albums “Millimeterarbeit” stehend, merkte man die deutlich größere Bühnenerfahrung zu jeder Sekunde an. Die Musik der Punkrocker, die – besonders gesangstechnisch – etwas an die Schweden MILLENCOLIN erinnerte, war zwar naturgemäß um einiges primitiver, dafür aber auch energiegeladener als der des Openers, und obgleich sich nun weniger Zuschauer vor der Bühne versammelten als bei DR. IVE, machte das Quartett doch ordentlich Stimmung. Besonders Sänger Martin erwies sich als ein echtes Energiebündel, für den die bescheidene Bühne fast zu klein war, sprang er doch wie von der Tarantel gestochen herum, dass mehr als nur einmal ein Mikroständer umzukippen drohte. GATECRASH waren melodisch, aber immer dreckig genug, um nicht ganz in die Poppunk-Ecke gestellt zu werden. Natürlich bot die Musik der Band im Prinzip nichts Neues, sie machte aber, souverän vorgetragen und mit eingängigen Melodien versehen, einfach Spaß, wenn es auch mit zunehmender Spielzeit ein wenig eintönig wurde.

Kellergeister06: Gatecrash
GATECRASH-Sänger Martin entpuppte sich als echtes Energiebündel.

CEL’ADORE konnten mit ihrem Indie-Rock dann im Anschluss weniger punkten. Schon vor Beginn des Auftritts hatte die Band technische Probleme, welche von Sängerin Moon durch wenig professionelle Sprüche überbrückt wurden. Als es dann endlich los ging, wurde sie nicht müde, immer wieder zu betonen, dass sie sich selbst nur sehr schlecht hören könne. Ob es nun ausschließlich daran lag, dass sie mit ihrem recht dünnen Gesang immer wieder mal neben der Spur lag, lässt sich nicht ohne weiteres beurteilen. Fakt ist, dass sich die schwache Gesangsleistung sehr störend auf den Hörgenuss auswirkte und die Frontfrau auf den Aufnahmen der Band einen deutlich besseren Eindruck hinterlässt. Mit dem ruhigen, eingängigen und melancholischen “Unable” hatten CEL’ADORE einen richtig guten Song am Start, der ganz leicht an neuere THE GATHERING erinnerte. Ansonsten aber dümpelte man leider mit austauschbarem Songmaterial, ohne Widerhaken und überwiegend im Midtempo gehalten, vor sich hin. Von den Möglichkeiten, die sich durch das Vorhandensein zweier Gitarristen bieten, machte die Band leider keinen Gebrauch – für das genretypische Gitarrengeschrammel jedenfalls hätte ein Gitarrist in jedem Fall gereicht. Wie schon bei DR. IVE, die aber musikalisch überzeugen konnten, so machten sich auch bei CEL’ADORE das Fehlen jedweder Bühnenshow und die unprofessionellen Ansagen negativ bemerkbar. Alles in allem ein nicht gerade berauschender Auftritt, der die Jungs und das Mädel hoffentlich nicht in Bestleistung gezeigt hat.

Auch bei DRY WATER, dem Headliner des Abends, war der Sängerposten schnell als Schwachpunkt identifiziert. Zu schade, denn dann abgesehen machten die Jungs ihre Sache sehr ordentlich. Irgendwo zwischen Stoner- und Alternative-Rock anzusiedeln, hatte man eine ganze Reihe cooler Riffs am Start und verstand es, ordentlich zu grooven, zeigte sich aber auch immer wieder von seiner ruhigen und melancholischen Seite. Aufgelockert wurde die Musik zudem durch sporadische Gitarrenleads, die zwar nicht besonders virtuos gespielt waren, ihre Wirkung aber dennoch nicht verfehlten. Das Ganze war zwar nicht bahnbrechend, aber musikalisch doch schwer in Ordnung. Leider wurde durch die schwache Gesangsleistung vieles kaputt gemacht. Sänger Daniel fiel nicht nur durch eine dünne und uncharismatische Stimme auf, der einfach das gewisse Etwas fehlte, sondern hatte auch hin und wieder Schwierigkeiten, den Ton zu halten. Ein kräftigerer und dreckigerer Gesang würde der Band sicher gut tun.

Unterm Strich war das KELLERGEISTER06-Festival eine gelungene Veranstaltung, welche, wenn auch manche der Bands unter den typischen Underground-Syndromen leideten, zeigte, dass die Duisburger Rockszene einige hörenswerte, zumindest aber im intimen Live-Kontext unterhaltsame Kapellen zu bieten hat. Besonders DR. IVE und GATECRASH konnten dicke Ausrufezeichen setzen und ihr Potenzial aufzeigen.

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