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I PREVAIL, SET IT OFF, KID BOOKIE: Konzertbericht – UFO im Velodrom, Berlin – 10.05.2024

Mal was Neues erleben, das ist es, was uns heute ins Velodrom zu Berlin treibt. Neu insofern, als wir nur äußerst selten hier zu Gast sind, besuchen wir sonst doch eher die kleineren Konzerte der Hauptstadt. An diesem Freitagabend lockt uns ein sattes Line-up hinterm Ofen hervor: I PREVAIL. Als Support geben sich SET IT OFF die Ehre. Opener ist KID BOOKIE.

An der Location angekommen, fällt direkt auf, dass das gesamte Happening überaus sauber durchorganisiert ist. Obwohl ausverkauft, ist es zu keinem Zeitpunkt auch nur entfernt hektisch. Am Einlass macht die Crew einen tollen Job, die Security agiert höchst professionell und einmal in der kreisrunden Halle (sehr passend “UFO” genannt) stehend, fühlen wir uns nicht, als würden wir uns die Crowd mit 5000 anderen Besuchern teilen. Zwar sind die Ränge heute mal nicht besetzt, aber die Stimmung in der Community ist dennoch hervorragend. So auch später im Verlauf des Abends, als die Fans in den Umbaupausen zur Hintergrundmusik laut mitsingen. Unter anderem wird LINKIN PARKs “In The End” geschmettert. Gefühlt die ganze Halle bebt – und das in einer Pause!

KID BOOKIE

Pünktlich um 19.30 Uhr legt der erste Act des Abends los.
KID BOOKIE, bürgerlich Tyronne Buddy-Lee Ike Hill, aus dem Süden Londons, gibt sich die Ehre. Hinter dem Metal-Rap-Sänger steht kein geringeres Label als Marshall Records, begleitet wird er heute von zwei Gitarristen, einem Bassisten und natürlich dem Schlagzeuger.

Für uns ein eher unbekannter Act, den wir heute Abend zum ersten Mal live erleben dürfen. Dabei ist KID BOOKIE, der seit 2009 regelmäßig von sich hören lässt, bis in hohe Kreise bekannt, so hat in seiner Karriere bereits sogar mit Corey Taylor an den beiden Songs “Game” und “Stuck in my ways” gearbeitet.

Die für Metal-Konzerte eher ungewöhnliche Mischung aus Rap und gelegentlichem Growlen verwirrt zwar einige Konzertbesucher, schreckt sie aber nicht ab. Im Gegenteil: Die teilweise wie Lobeshymnen auf Weed und Sex klingenden Stücke heizen der Meute vor der richtig großen Bühne ordentlich ein. Dazu tragen auch die Interaktion mit dem Publikum und seine Performance in den ersten Reihen bei, von wo aus er kurz seine Rap-Einlagen zum Besten gibt.

KID BOOKIE – Setlist 

  • AI (Save Yourself) 
  • Scars 
  • Liquor, Sex, Weed 
  • Stuck In My Ways 
  • Love Me When You’re Angry (Unreleased) 
  • You Only See (Unreleased) 
  • Mass Hysteria 
  • All the Same 

Fotogalerie: KID BOOKIE


SET IT OFF

Okay, gut. War ja ganz schön, jetzt ist aber Zeit für ein wenig härteren Stuff. Der Auftritt der Pop-Rock-Band SET IT OFF ist von der ersten Sekunde an energiegeladen. Die Gruppe ist bekannt für ihre ansteckenden Hymnen, gepaart mit streckenweise harten Riffs. Als sie also mit ihrem Song “Parasite” als Opener das Konzert eröffnen, übernimmt das Publikum schier die Kontrolle, indem gefühlt nahezu jeder den Text mitsingt.

Frontmann Cody Carson ist den gesamten Auftritt über geladen wie ein Dynamo. Pausenlos läuft er die Bühne auf und ab und springt wild herum, seine Bühnenpräsenz ist fesselnd und die Gesangsleistung beachtenswert. Seine kraftvolle Stimme wird von seinen Bandkollegen Zach DeWall (Gitarre), Bassist Maxx Danziger und Cody Burford an den Drums perfekt ergänzt.

Die Setlist ist eine sorgfältig und gut abgeschmeckte Mischung aus älteren All-Time-Favorites und aktuellen Stücken aus ihrem neuen Album “Elsewhere”. Songs wie “Wolf in Sheep’s Clothing” und “Hypnotized” zeigen auf, dass die Band ein Händchen dafür hat, eingängige Melodien mit bedrückenderen Texten zu verbinden. Die Live-Performances dieser Songs sind durchweg energiegeladen, was das Publikum zum Tanzen, Springen und Moshen animiert. Aber auch eine ihrer letzten Veröffentlichungen „Fat-Ass Friends“ animiert das Publikum dazu, im Rhythmus zu klatschen. Als wären die Fans ein als geschlossene Einheit funktionierendes Metronom. Und auch Cody lässt es sich nicht nehmen, wie KID BOOKIE zuvor, in der Crowd stehend, von Fans begleitet, zu performen. Dieser Auftritt wird uns und vielen anderen Konzertbesuchern noch lange im Gedächtnis bleiben.

SET IT OFF Setlist

  • Parasite 
  • Wolf in Sheep’s Clothing 
  • Fake Ass Friends 
  • Evil People 
  • Points of Authority 
  • I’ll Sleep When I’m Dead 
  • Killer in the Mirror 
  • Hypnotized 
  • Win Win 
  • Why Worry 
  • Punching Bag 

Fotogalerie: SET IT OFF


I PREVAIL

Dass wir alle noch stehen, verdanken wir der gut funktionierenden Klimaanlage. Das war fett! Schier außer Atem, aber noch nicht fertig, fiebern wir dem Headliner des Abends entgegen.

Bevor die Musiker die Bühne betreten, wird auf der Wand füllenden Leinwand im Hintergrund ein Kurzfilm gezeigt, wo sich eine gesichtslose Gestalt, direkt an das Publikum gewendet, mit verzerrter Stimme über den schmalen Grat zwischen Realität und Wahrnehmung philosophiert. Als die ersten Töne von “There’s Fear in Letting Go” erklingen, schreitet I PREVAIL zur Tat. Das Introvideo, also im Grunde die Fortsetzung des Intros, wird in der Mitte des Sets noch einmal gezeigt, um den Song “FWYTYK” einzuleiten.

Seit 2013 bewegen sich Brian Burkheiser und Eric Vanlerberghe (beide Gesang), Steve Menoian und Dylan Bowman (Gitarre) und Gabe Helguera (Schlagzeug) im musikalischen Hochspannungsfeld von I PREVAIL und haben es hiermit zu einer genreübergreifenden Größe gebracht. Nicht umsonst wurde die Band gleich zweimal Grammy-nominiert.
Heute werden die fünf Jungs von einem zusätzlichen Live-Musiker (Keyboard und Gitarre) unterstützt. Fünf Jungs? Nein, vier (+ Gastmusiker)! Brian fehlt! Denn Anfang der Woche musste die Band leider bekannt geben, dass der Clean-Sänger aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Europatournee teilnehmen kann. Der Musiker musste sich einer Operation unterziehen und befindet sich auf dem Weg der Besserung, wie er selbst in einem aktuellen Statement versicherte.
Damit steht die Band leider ohne Leadsänger da. Aber Profis lassen sich nicht so leicht aufhalten. Für den Großteil der cleanen Vocals steigt Dylan überzeugend ein, der neben flinken Fingern an der Gitarre auch mit einer satten Singstimme aufwarten kann. Zudem ist das Publikum so aufgeheizt, dass es über weite Strecken ganze Textpassagen einfach mitsingt und die Band hier fast übertönt.

Auch wenn man schon fast befürchten musste, dass der Ausfall des – mit Verlaub – wichtigsten Mitglieds des Headliners die Stimmung des Abends hätte ruinieren können, so ist es doch beeindruckend zu sehen (und zu hören), wie die ganze Community zusammenhält und das UFO während der Sets von I PREVAIL regelrecht zum Beben bringt.

Das Publikum gibt heute Abend einfach alles. Als Frontmann Eric fragt, wer die Band denn heute zum ersten Mal sehe, gehen mehr als fünfzig Prozent der Hände in die Höhe. Also werden hier heute ganz viele entjungfert. Die Freude im Pit ist immens, als auf der Bühne das Wort “Coversong” ertönt. Alle freuen sich auf einen der bekanntesten Songs der Band: “Blank Space” von Taylor Swift. Und gefühlt alle sind textsicher!

Bei den härteren Stücken wie “Choke” kann man überdies beobachten, dass sich die Konzertbesucher allesamt wie auf einer großen Welle treiben lassen. Im Rhythmus der Musik lässt man sich in den Strudel aus Energie hineinziehen und droht förmlich in der Wucht aus Kraft und Leidenschaft zu ertrinken. Ein toller Auftritt!

I PREVAIL Setlist

  • There’s Fear in Letting Go 
  • Body Bag 
  • Self-Destruction 
  • Blank Space (Taylor Swift cover) 
  • Visceral 
  • DOA 
  • Deep End 
  • Head Like a Hole (Nine Inch Nails cover) 
  • Breaking Down 
  • FWYTYK 
  • Judgement Day 
  • Choke 
  • Hurricane 

Encore: 

  • Bow Down 
  • Gasoline 

Fotogalerie: I PREVAIL

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