FRESH BLOOD II: Dortmund/WBZ Hörde, 12.11.2004

5 Bands, 10 Euro Eintritt, 2 Gratis-Biere, Preise wie man es sich ansonsten nur wünschen kann und eine ausgiebige Autogrammsession mit dem Headliner.

Der Geiz ist geil!-Slogan scheint fast spurlos an der (Death) Metal Welt abzuprallen. In einer Zeit, in welcher der Konsummensch tagtäglich die Mutter aller Schnäppchen! jagt, der Metaller seit längerem auch mal zu diversen Special Price-Angeboten greift, hat dieser aber noch nicht erkannt, dass bereits im eigenen Umfeld korrekte Gut & Billig – oder wie man sie bezeichnen will – Events stattfinden, und man bei diesen eine ganze Menge für wenig Kohle geboten bekommt. Im Falle der zweiten Ausgabe des FRESH BLOOD-Festivals in Dortmund, welches an einem verregneten Freitag im WBZ Hörde stattfand und gleichzeitig als Offizielle Release Show vom neuen GOD DETHRONED Album The Lair of the white Worm gehandelt wurde, war das so. Die Voraussetzungen: 5 Bands, 10 Euro Eintritt, 2 Gratis-Biere, Preise wie man es sich ansonsten nur wünschen kann und eine ausgiebige Autogrammsession mit dem Headliner. Mit ca. 250 zahlenden Besuchern wurden die Erwartungen des Veranstalters mehr als übertroffen, man könnte aber eigentlich davon ausgehen, dass in einem Einzugsgebiet wie des östlichen Ruhrgebietes mehr Leute an einem fetten Angebot zu günstigen Konditionen interessiert sind. Der Platz für die Abwesenden war auf jeden Fall vorhanden.

Weil auf ausgedruckte Online-Routenplaner wie von FALK.DE auch kein richtiger Verlass mehr ist, man deshalb ein paar Ehrenrunden um die Dortmunder Blocks drehen und sich auch noch auf die verstrahlten Jugendlichen aus Hörde verlassen musste, die einem auskunftsfreudig und gesichtszuckend den Weg wiesen, wurde durch diese demotivierende Aktion die Eröffnungsband des Abends verpasst: SKULLBREAKER aus Bochum.

ILL SANITY
Melodischen Death Metal aus Bergheim bei Köln wollten dann ILL SANITY als zweite Band an diesem Abend präsentieren. Resultat: Das war wohl nichts! Motivierte Kerle mit viel Spielfreude konnte man auf der Bühne zwar wahrnehmen, aber das dargebotene Material konnte man keinesfalls als Death Metal bezeichnen. Von der Performance mal ganz zu schweigen. Musikalisch gab´s hier eher eine Ladung durchschnittlichen Thrash Metal mit Mikropartikeln von Todes Metal und einem noch lange nicht ausgereiften Gesang auf die Lauscher. Wie halten SCORPIONS Klaus Meine und sonstige Rocker ihre Mikros in den Händen? Richtig: Immer schön mit den Fingerspitzen, bloß nicht fest im Griff das Teil, und die meiste Zeit so weit wie möglich vom Gesicht entfernt. Und bei Solis immer abhängend über des jeweiligen Gitarristen Schulter ins Mikrofon trallernd. So auch bei ILL SANITY gesehen. Positiv: Das zum Ende hin gespielte Killing Machine zeigte die Band zwar immer noch mit keiner Spur mehr Death Metal im Blut, aber einheitlich kompakter und zielorientierter.

EXPOSED GUTS
zündeten dann das erste Death Metal Feuer des Abends an. Kein neuer an schwedischen Vorbildern orientierter Death Metal mit keyboardunterstützten Melodien und atmosphärischen Gewändern, sondern ein recht dichter Old-School-Sound Marke DEATH, SUFFOCATION, … wurde hier entflammt. Weiterhin, ohne lang rumzufackeln und mit einer nicht immer selbstverständlichen Standfestigkeit wurde feinste Todeskost für die anwachsende Zahl an Personen runter geknüppelt. Die ließen sich nicht lange bitten und legten sich entsprechend der Bandaction auf der Bühne mächtig ins Zeug, ließen die Mähnen kreisen und eröffneten hin und wieder einen Mini-Pit. Gesangstechnisch bot Frontmann Markus erste Sahne-Röcheleien und auch der Rest des Sounds schien wie gemacht für die Anwesenden, denn bei EXPOSED GUTS war fast die beste Atmosphäre des ganzen Abends auszumachen. Der Grund dafür liegt auf der Hand: ein Teil der Bandmitglieder stammt aus Dortmund und der Rest aus dem naheliegenden Hamm – nach Bandangaben sogar von drei Blocks nebenan. Also: Heimvorteil und gute Fanbasis!

DELIRIOUS

DELIRIOUS
Korrekter und durchgepowerter Auftritt: DELIRIOUS

Die Traditions-Thrasher aus Hamm hatten es im Folgenden etwas schwerer. Es mag an dem hauptsächlich Death Metal-freundlichen Publikum gelegen haben, denn anders kann man sich nicht erklären, warum das WBZ erheblich leerer wurde bzw. sich der Großteil der Anwesenden draußen oder an anderer Stelle aufhielt. In einheitlichen DELIRIOUS-Trikot-Shirts, mit denen die Band im Frühjahr erst ihren lokalen Fußballclub SC Eintracht Hamm ausgestattet hat, enterte die Band die Bühne und gab sich dabei recht optimistisch. Die wenigen Anwesenden erlebten dann einen recht korrekten und durchgepowerten Auftritt. Kein Wunder, denn das Quintett hat bereits erheblich mehr Konzerte (u.a. mit TESTAMENT, DEATH ANGEL, … ) absolviert als die drei anderen Vorbands zusammen, zockte seinen Bay-Area-Thrash locker durch den Raum und sorgte an diesem Abend für die meiste Bewegung auf der Bühne. Egal ob das Bass/Gitarren-Duo auf der rechten Seite, Alex links an der Gitarre oder Front-Sympath Betty gaben alles,was an diesen Abend angebracht war. Dass DELIRIOUS noch mehr Abgehen, wenn mehr Zuschauer am Start sind, hat man u.a. beim Auftritt während des diesjährigen Rock Hard Festival gesehen. Fazit: Starke Band, die man hoffentlich bald wieder in gewohnter (Thrash-) Umgebung erleben kann!

GOD DETHRONED
Mit GOD DETHRONED betrat dann der Headliner um 00:30 die Bühne, und das als einzige Band des Abends ohne Riesenbanner, Aufsteller oder sonstigen Zeugs, was bei den vorherigen Bands anscheinend Standard ist. Saß GOD DETHRONEDs Frontmann Henri nach der absolvierten Autogrammsession noch recht gelangweilt und in die Leere starrend in der Ecke rum, so konnte man beim Startschuss zu The Warcult das freudige Gesicht des Frontmannes wahrnehmen, was auf den voller werdenden Raum zurückzuführen ist. Souverän gab sich die noch sehr frische Bandkonstellation: Bassist Henk und Gitarrist Isaac sind erst seit Juni 2004 mit dabei und auf dem gerade erschienenen neuen Longplayer The Lair of the white Worm zum ersten Mal vertreten, für den an diesem Abend auch noch ne Runde Werbung gemacht wurde. Logisch! Und das vierte Stück an diesem Abend sollte dann auch das Erste vom neuen Album sein: Nihilism, mit treibenden Gitarren und eingesprenkelten, leichten Double-Bass Attacken. Geniale Sache … Stellung beziehen, Schnauze halten, Kopf rotieren lassen und der Hölle ein bisschen näher sein. Auch Henri wurde es jetzt etwas zu warm und man konnte meinen, dass wenn man von seiner glänzenden Glatze während der Show den herabfließenden Schweiß in Flaschen abfüllen würde, einige Kisten Wasser zusammenkämen. Ohne großartige Soundprobleme knüppelte die Band sich durch ihre letzten Alben, wobei ich persönlich ziemlich froh war, dass Rusty Nails vom Neuen nicht zum Vorschein kam. Mit Sicherheit ein geniales Stück, aber es klingt doch sehr stark geklaut – egal ob Gitarre, Schlagzeug, Gesang – an die Labelkollegen AMON AMARTH. Die sicherlich bessere Wahl traf die Band u.a. mit dem geil groovig startenden Loyal to the Crown of God Dethroned (was für ein Trackname) und dem schnelleren Titeltrack The Lair of the white Worm, welche die Trommelfelle ordentlich aufmischten. Nach dem von vielen geforderten Soul Sweeper hatte sich im ersten Drittel des Sets bereits die Mitgrölhymne Villa Vampiria verirrt, die man eigentlich eher am Ende erwarten könnte, aber auch hier gut ankam, obwohl die Chorusparts es nicht durch die Boxen schafften. Wer die Band beobachtete, konnte meinen, dass die Jungens bereits einige Jahre zusammen durch die Gegend knüppeln, denn auch alte Tracks wie Serpent King und The Somberness of Winter wurden mit den neuen Bandmitgliedern einheitlich gekonnt durchgezogen. Nach einer Stunde wurde es bereits erheblich leerer, was an der fortgeschrittenen Zeit oder an so manchem Alkoholpegel gelegen haben dürfte. Die Holländer ließen sich von dem Zustand aber nicht abschrecken, legten zwei Tracks mit noch reichlich vorhandener Restpower nach und verabschiedeten sich mit dem neuen Last Zip of Spit dann gutgelaunt von den übriggebliebenen Leutchen um kurz vor zwei nachts von der Bühne.

Im Großen und Ganzen eine klasse Veranstaltungsreihe mit ausbaufähigen Potenzial. Zwei Tipps: 1.) Besser eine Location suchen, die der Besucheranzahl entspricht, also kleiner ausfällt und 2.) auf eine reine Death Metal Veranstaltungsreihe aufbauen. Bands und Publikum werden noch zufriedener sein! Das Fresh Blood III ist bereits geplant und findet am 04.03.2005 mit den bisher bestätigten Bands NECROPHAGIST, DAWN OF DISEASE, SYMBIONTIC, weiteren Bands und einem noch nicht bekannten, aber großen Headliner statt.

Korrekturleserin: carrie

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