Das Konzert begann überraschend 30 Minuten früher als angekündigt – ein seltener Moment, in dem sich frühes Erscheinen wirklich auszahlte. Wir waren zum Glück rechtzeitig da, um keinen Augenblick zu verpassen, als sich der Saal langsam verdunkelte und die ersten, zarten Klänge durch den Raum glitten. Eine gespannte Ruhe legte sich über das Publikum, als sich die Bühne in sanftes Licht tauchte und die Stimmung zwischen Vorfreude und Ehrfurcht vibrierte.
Dann betrat ELINBORG, die jüngere Schwester von EIVØR, die Bühne – ruhig, fast scheu, und doch mit einer Präsenz, die sofort fesselte. Gleich zu Beginn verzauberte sie das Publikum mit einem eindrucksvollen Gesangssolo und schuf mit ihren minimalistischen Klanglandschaften eine Atmosphäre zwischen zarter Verletzlichkeit und stiller Stärke.
Ihre Musik entführte die Zuhörer in die raue, weite Einsamkeit ihrer nordischen Heimat – noch berührender, weil sie ihre Texte authentisch in Färöisch vortrug.
Sie sang von Verlust, Sehnsucht und jener leisen Hoffnung, die selbst in der Dunkelheit aufleuchtet, und bewies, wie man mit wenigen, sorgfältig gesetzten Tönen tief im Inneren berühren kann. Ein ruhiger, zugleich kraftvoller Auftakt für einen Abend voller Magie, der nach ihrem Set mit verdientem, tosendem Applaus gefeiert wurde.
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ÁSGEIR übernahm anschließend, als reiner Solokünstler, und füllte den Raum mit seiner unverwechselbaren Mischung aus Elektronik, Folk und Pop. Pulsierende Rhythmen fesselten das Publikum vom ersten Ton an. ÁSGEIR’s klare warme Stimme und seine fein arrangierten Songs wie „Dream“, „Julia“ und „Ferris Wheel“ zogen das Publikum sofort in ihren Bann. Die Stücke, teils in Englisch, teils in seiner Muttersprache, Isländisch, vorgetragen, untermalt von Gitarre oder Synthesizer und den elektronischen Beats des Pad-Controllers, verliehen dem Set eine besondere Tiefe – als öffnete er ein Fenster in eine andere, verträumte und doch raue Welt.
Seine Performance bewies, dass große Emotion nicht laut sein muss, sondern im subtilen Zusammenspiel aus Klang, Stille und Gefühl entsteht.
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Als schließlich EIVØR selbst auf das Podium steig, wurde der Saal von erwartungsvoller Stille erfüllt. Mit „Jarðartrá“ eröffnete sie ihr Set. Abgewandelt, und ihrer Liveperformance angepasst, fand sich hier auch ein Schlagzeug auf der Bühne, welches den Titel kraftvoll begleitete. „Salt“, für welches sie selbst eine große Rahmentrommel in die Hand nahm, zeigte ebenso perfekt EIVØR’s musikalische Bandbreite: Rohe Erdverbundenheit trifft auf ätherische Leichtigkeit. EIVØRs Auftritt war ein Wechselspiel zwischen urtümlicher Kraft und filigraner Zerbrechlichkeit. Stücke wie „Gullspiunnin“ und „Í Tokuni“ sorgten für begeisterte Reaktionen und verträumt strahlende Gesichter im Publikum.
Man sah den Konzertbesuchern an, wie sie sich, wenn sie nicht sogar selbst mitsangen, einfach fallen ließen, um in der musikalischen Klanggewalt der Färingerin zu baden.
Ein besonderer Moment des Abends war EIVØR’s Medley aus „Threads of Life“, dem Main Theme „The Last Kongdom“ und „Hymn 49“, bekannt aus der genannten Serie „The Last Kingdom“. Letzterer Part dieser Zusammenführung aus Titeln wurde seitens eines der Keyboarder mit einem Elektro-Kontrabass begleitet, welcher mit seinem teifdringenden Basstönen die visuell und musikalisch dichte Inszenierung gebührend untermalte und den Raum so zu einem lebendigen Epos werden ließ. Ebenso berührend war ihre Interpretation von PINK FLOYD’s „Us and Them“, gemeinsam mit ÁSGEIR performt, welche zu den emotionalen Höhepunkten des Abends zählte – ein stiller Moment geprägt von Gänsehaut.
Zum Finale kam ELINBORG noch einmal auf die Bühne, um gemeinsam mit ihrer Schwester „Upp Úr Øskuni“ zu singen – ein kraftvolles Symbol familiärer und musikalischer Verbundenheit. Im anschließenden Encore mit „Trøllabundin“ und „Falling Free“ verwandelte sich das Huxleys in ein Meer aus Emotionen, Stimmen und Licht.
EIVØR bewies einmal mehr, dass sie weit mehr ist als eine Sängerin: Sie ist eine Geschichtenerzählerin, Schamanin und Klangkünstlerin zugleich. Ihre Musik überschreitet Grenzen, geografischer, sprachlicher und emotionaler Natur. Das Berliner Publikum spürte dies in jeder Note: Momente voll stiller Hingabe, gefolgt von tosendem Applaus.
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EIVØR Setlist
- Jarðartrá
- Salt
- Gullspunnin
- Í Tokuni
- Lívstræðrir
- The Last Kingdom
- Hymn 49
- Let It Come
- Boxes
- So Close to Being Free
- Us and Them (PINK FLOYD cover mit ÁSGEIR)
- Enn
- Upp Úr Øskuni (mit ELINBORG)
- Trøllabundin
- Falling Free