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WINGS OF STEEL: Winds Of Time

US Power Metal wie aus den Achtzigern! WINGS OF STEEL gelingt mit “Winds Of Time” ein Zweitwerk, welches die hohe Klasse ihres Debütalbums mindestens hält, wenn nicht gar übertrifft.

2019 gegründet, erreichten WINGS OF STEEL spätestens mit ihrem 2023er Debütalbum “Gates Of Twilight” eine gewisse Aufmerksamkeit in der traditionellen Metalszene. 2024 tourte die Band um das Duo aus Sänger Leo Unnermark und Gitarrist Parker Halub dann in Europa und spielte auf einigen Festivals. Unter anderem auf dem ROCK HARD FESTIVAL, wo der Verfasser dieser Zeilen sich von den Live-Qualitäten der Truppe überzeugen konnte. Den Auftritt in Lille veröffentlichte man unter dem Titel “Live On France” auf CD. Bis dahin hat die Band alle Veröffentlichungen in Eigenregie durchgezogen. Für das zweite Album “Winds Of Time” ist man nun bei High Roller Records untergekommen.

Ein begnadetes Duo plus hired guns – Leo Unnermark und Parker Halub sind das kreative Zentrum von WINGS OF STEEL

Im Trad Metal-Underground war und ist die Begeisterung für die Truppe recht groß, und auch mir gefällt der klassische US Power Metal der Band ziemlich gut. Ähnlich wie bei WITHERFALL bilden ein Gitarrenheld und ein Goldkehlchen den Kern der Band, alle weiteren Musiker sind wohl eher hired guns. Die beiden sind wirklich beide absolute Könner, alleine das musikalische Talent der beiden hebt die Musik von WINGS OF STEEL auf ein hohes Niveau. Wenn das Team dann noch großartige Songs wie “Liar In Love” oder “Fall In Line” vom Debüt schreiben, dann sind US Metal Fans im siebten Himmel. Ab und an fühlt man sich gar an eine weniger verspielte Version von QUEENSRYCHE erinnert, dann gibt es wiederum einfach nur hochklassigen, treibenden US Power Metal. So oder so ist der Sound der Band klar in den Achtzigern hängen geblieben.

Als erste Single gleich ein elf Minuten langes Epos – WINGS OF STEEL schielen eindeutig nicht auf Streaming-Zahlen

Das neue Album eröffnen WINGS OF STEEL mal eben mit dem fast elf Minuten langen Titelsong, der auch als erste Single veröffentlicht wurde. In Zeiten von auf Streamingzahlen ausgerichteten Songs ein deutliches Statement. Der Song hat wirklich alles, was man von einem Power Metal-Epos erwarten kann – rasanter Beginn, hoher Gesang, ein epischer Refrain, dann heavy Stakkato Riffs und einen langen Instrumentalteil, in dem Parker Halub sich austoben darf. “Saints & Sinners” zählt direkt im Anschluss nicht mal drei Minuten, ein schneller Power Metal-Kracher mit jeder Menge Solo-Gegniedel vom Feinsten. Trotzdem nur der zweitbeste Song dieses Namens in diesem Jahr – Platz eins geht an PAGAN ALTAR.

Aber wenn man einen auf Achtziger Schlüpferstürmer macht und gerne mal oben ohne posiert, muss man natürlich auch mindestens eine Ballade am Start haben. Vorhang auf für “Crying”, bei dem man die Feuerzeuge… ähm, Verzeihung, die Smartphone-Displays im Publikum schon vor dem inneren Auge leuchten sieht. In den Achtzigern wäre das sicher ein Hit geworden. “Burning Sands” punktet erneut als brachialer Banger in den Strophen mit epischem Refrain. Auch “To Die In Holy War” läuft wie eine gut geölte Riff-Maschine und sorgt weiterhin für gereckte Fäuste und zuckende Nackenmuskel, während Parker sich zum Ende hin die Finger blutig shreddet.

Wenn man gerade denkte, der Band geht die Luft aus, hauen WINGS OF STEEL so richtig einen raus

Doch wie schon auf dem Debütalbum schleicht sich neben vielen starken Stücken auch mal ein Füller unter die Songs. Hier vertreten von “Lights Go Out”, welches sich im Mid Tempo heavy aber relativ spannungsfrei fünf Minuten lang zieht. Klar, großartiger Gesang, starkes Gitarrenspiel, aber trotz allem schlafen mir da die Füße ein. Aber vielleicht gehört das ja auch zur Album-Dramaturgie, die Stimmung mal kurz etwas abzuflachen, bevor man so richtig einen raus haut. Und das tun WINGS OF STEEL in Folge in der Tat. “We Rise” bietet sechseinhalb Minuten absoluten Edel US Metal, ein großartiges Epos mit unfassbar geilem Gesang, der sofort Assoziationen zu QUEENSRYCHE heraufbeschwört. Dieser Refrain, ey! Viel besser kann man das echt nicht machen! Den Abschluss bildet die epische Halbballade “Flight Of Th Eagle”, bei der die Band über acht Minuten nochmal von sanften Tönen bis zu rasanten Gitarrenabfahrten alle Facetten ihres Sounds zeigt.

Erstklassige Musik, drittklassige Optik – beim Cover herrscht erneut Kitsch-Alarm

Lediglich ein eher mäßiger Song, dafür einige echte Highlights und ansonsten mindestens sehr gute US Power Metal-Kost. WINGS OF STEEL liefern mit “Winds Of Time” erneut ein starkes Album ab, welches mindestens so stark wie sein Vorgänger ist, wenn nicht sogar noch ein wenig besser. Auch beim Cover bleibt die Band konstant, hier allerdings konstant scheisse. Denn ganz ehrlich, dieser kitschige Einhorn vor mystischem Hintergrund aus der Mottenkiste-Kram sieht eher nach drittklasssigem Euro Power Metal der frühen 00er Jahre aus. Man kann nur hoffen, dass die Band damit niemanden davon abhält, sich mit ihrer Musik zu beschäftigen. Das wäre bei der hohen Qualität wirklich eine Schande. Wenn die beiden jetzt beim Songwriting eine Spur konsistenter werden, könnte das nächste Album ein echtes Highlight werden. Aber auch für sich ist “Winds Of Time” schon ein richtig geiles Stück US Metal.

Veröffentlichungsdatum: 17.10.2025

Spielzeit: 49:31

Line-Up:
Leo Unnermark – vocals
Parker Halub – guitars
Damien Rainaud – drums

Label: High Roller Records

Bandcamp: https://officialwingsofsteel.bandcamp.com
Facebook: https://www.facebook.com/Wings-of-Steel-113063034623709
Instagram: https://www.instagram.com/wingsofsteelband

WINGS OF STEEL „Wings Of Time“ Tracklist

01. Winds of Time
02. Saints and Sinners
03. Crying
04. Burning Sands
05. To Die in Holy War
06. Lights Go Out
07. We Rise
08. Flight of the Eagle