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WHEEL: Resident Human

WHEEL bleiben mit ihrem Progressive Metal zugänglich, aber fordernd: Wir können uns in “Resident Human” verlieren oder aber bewusst in das Album eintauchen, um es uns Stück für Stück zu erschließen.

Wenn ein selbsternannter Perfektionist wie James Lascelles kleinere Unsauberkeiten in der Produktion belässt, dann wissen wir, dass es ihm ernst ist mit seinem Konzept. „Resident Human“ befasst sich, um es auf den kleinsten gemeinsamen Nenner herunterzubrechen, mit der menschlichen Natur. Und was ist für unsere Spezies bezeichnender als ihre Unvollkommenheit? Irren ist bekanntlich menschlich und der Verzicht auf ein klinisch glattgebügeltes Studioprodukt der beste Ausdruck dafür. In dieser Hinsicht irren sich WHEEL folglich ganz und gar nicht: Ihr neuester Spross wirkt offen, transparent, intellektuell, auch weil die Musik leben darf.

Das ist nicht unbedingt selbstverständlich, denn eigentlich ist der Ansatz der anglo-finnischen Formation häufig relativ unaufgeregt. Lascelles Gesang ist warm, aber zurückgenommen – “klassisches Understatement”, schießt uns immer wieder in den Kopf. Vor allem im fast zwölfminütigen Auftakt „Dissipating“, wo uns ein entspanntes Schlagzeug, ein geschmeidiger Bass und schöne Clean-Arrangements im Bereich der Gitarren lange in Geborgenheit wiegen. Erst zur Hälfte nimmt das Stück nach und nach an Fahrt auf, bis es in einem schön vertrackten Prog Metal-Part kulminiert.

Ohne Wendungen kommt keines der Stücke auf “Resident Human” aus

WHEEL – diese Referenz dürfen wir schlicht nicht unterschlagen – bewegen sich hier und in den beiden anderen Mammut-Kompositionen „Hyperion“ sowie „Resident Human“ in ziemlich ähnlichem Fahrwasser wie TOOL anno 2019 auf „Fear Inoculum“. Das wollen wir gar nicht als Kritik verstehen, schließlich geht das Trio um James Lascelles selbst mit viel Sachverstand ans Songwriting: Ohne Wendungen kommt keines der Stücke aus, zumal sich die Band glücklicherweise auch zu schade ist, dieselben Parts ad infinitum zu wiederholen.

Kein Progressive Metal aus dem Baukasten also, den wir mit „Resident Human“ serviert bekommen. Auch deshalb freuen wir uns über die knackigeren Songs, die ihrerseits so einiges zu bieten haben. „Movement“ überzeugt mit verspielten Drumpatterns und wilder Hintergrund-Szenerie, während „Fugue“ musikalisch auch als Instrumentalstück hätte konzipiert sein können. Tatsächlich kommen WHEEL hier zwischenzeitlich Post Rock-Veteranen wie PG.LOST oder GOD IS AN ASTRONAUT durchaus nahe, setzen dann aber doch noch mit etwas Klargesang gewisse Akzente.

WHEEL bleiben zugänglich, aber fordernd

Sowohl in den vielen ruhigen als auch in den lauten Momenten („Ascend“) gibt sich „Resident Human“ keine Blöße. Vielmehr bleiben WHEEL durchgehend zugänglich, aber fordernd: Wir können uns in den Songs verlieren oder aber bewusst in sie eintauchen, um sie uns Stück für Stück zu erschließen. Dass wir dazu überhaupt bereit sind, bringt uns wieder zum eingangs erwähnten Grundkonzept: „Resident Human“ ist auch deshalb so interessant, weil es den Perfektionismus weiter anstrebt, aber sich nicht mehr für seine eigenen Schönheitsfehler schämen will. WHEEL haben das menschliche Element für sich entdeckt.

Veröffentlichungstermin: 26.03.2021

Spielzeit: 50:13

Line-Up

James Lascelles – Vocals, Gitarre
Aki Virta – Bass
Santeri Saksala – Drums

Label: OMN Label Services

Homepage: http://wheelband.net/
Facebook: https://www.facebook.com/wheelband

WHEEL “Resident Human” Tracklist

1. Dissipating
2. Movement (Video bei YouTube)
3. Ascend
4. Hyperion (Audio bei YouTube)
5. Fugue (Audio bei YouTube)
6. Resident Human
7. Old Earth

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