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VAFURLOGI: Í vökulli áþján

Neues aus der Talentschmiede Island: VAFURLOGIs Debütalbum oszilliert zwischen Chaos und Harmonie, zwischen Thanatos und Epos. „Í vökulli áþján“ ist ein Album, das ratlos macht, aber auch Potenzial hat.

Aus dem isländischen Schneegestöber fräst sich eine neue musikalische Gestalt heraus, und scheinbar hatte sich diese Wesenheit ziemlich lange verlaufen. „Í vökulli áþján“, das Debütalbum von VAFURLOGI, ist sechs Jahre nachdem Þórir Garðarsson (SINMARA, ex-SVARTIDAUÐI) die Band gegründet hat, bereit, die Szene zu bereichern. Zunächst als Ein-Mann-Projekt gestartet, schließlich mit Drummer Ragnar Sverisson tauglich für die Aufnahmen gemacht und nun mit Bassist Samúel Ásgeirsson und Gitarrist Eysteinn Orri Sigurðsson zu einer vollen Band erweitert, rüsten sich VAFURLOGI für den Erstschlag. Und tatsächlich bringen sie stellenweise frischen Wind in die isländische Black Metal-Szene, nur leider nicht im vollen Umfang.

VAFURLOGI positionieren sich zwischen den Polen der isländischen Black Metal-Szene: „Í vökulli áþján“ wirkt frisch, aber auch unentschlossen.

Es ist für die Positionierung der jungen Band von Vorteil, dass VAFURLOGI in keine der Black Metal-Strömungen hundertprozentig hineinpassen. Einerseits ist da viel Chaos und Dissonanz, was durch den gekonnt verwaschenen Sound aus dem Studio Emissary unwirklich und bizarr klingt, dann gehen sie wieder den gegensätzlichen Weg – „Í vökulli áþján“ verströmt so ein ganz eigenes Flair. Schade nur, dass VAFURLOGI über längere Strecken recht beliebig klingen. Der konfuse, achtminütige Opener „Reikul Vofa“ gibt als ersten Eindruck nicht das beste Bild ab und auch der straighte Black ´n´ Roll-Song „Helgrindur“ ist eher belanglos, ebenso das schroffe „Hvíldarsálmur“, aller Wildheit zum Trotz. Daneben haben VAFURLOGI Songs wie „Viðjar Holdsins“ stehen, die mit heroischen Riffs voller BATHORY-Pathos bestens geeignet sind, die Fäuste in die Luft zu recken, und zeigen sich dort auch abseits von Originalität von einer besseren Seite.

Es ist also nicht überraschend, dass VAFURLOGI auch verflucht melodiös sein können – genau hier erzeugt „Í vökulli áþján“ echte Gänsehautmomente. „Dreyrrauði“ und „Úr Iðramyrkri“ verbinden Pathos mit eingängigen Harmonien im rohen Soundbrei und werden so beinahe surreal magisch. Und schließlich zeigt das von dissonanten Tremoloriffs angeführte „Iðrun Og Ótti“, dass VAFURLOGI auch ein Händchen für straighte Brutalität haben, wenn sie sich auf das Wesentliche beschränken. Dass „Í vökulli áþján“ mit dem fiebrigen, zwischen Epos und Thanatos oszillierendem „Duftið Eitt“ mitreißend endet und somit die zweite, starke Hälfte des Albums den schwächeren Start ausmerzt, versöhnt am Ende.

„Í vökulli áþján“ glänzt nach einem durchwachsenen Start mit einer starken zweiten Hälfte: VAFURLOGI finden ihre Form etwas zu spät.

Und doch wäre mehr drin gewesen. Dass VAFURLOGI sich für „Í vökulli áþján“ so lange Zeit gelassen haben, tat dem Material nicht unbedingt immer gut. Das damalige Duo verliert im Laufe der Dreiviertelstunde immer wieder den Fokus und überzeugt gerade in den chaotischen Momenten nur selten. Den Vorteil, dass VAFURLOGI nicht in eine bestimmte Black Metal-Strömung passen, können sie somit leider nicht ganz ausspielen. Dass in den Isländern aber eine Menge Potenzial steckt, beweisen sie im Laufe der acht Songs zu genüge, auch wenn sie nicht DER neue dunkle Stern am Szenehimmel sein mögen, der aus der schicken Gaswolke des Covers entsteht.

Wertung: 5 von 8 Schneefräsen

Spielzeit: 43:26

VÖ: 13. September 2023

Line-Up:
Þórir Garðarsson
Ragnar Sverisson

Label: Norma Evangelium Diaboli / Oration

VAFURLOGI „Í vökulli áþján“ Tracklist:

1. Reikul Vofa
2. Viðjar Holdsins
3. Helgrindur (Official Audio bei Youtube)
4. Dreyrrauði
5. Hvíldarsálmur (Official Audio bei Youtube)
6. Iðrun Og Ótti
7. Úr Iðramyrkri
8. Duftið Eitt

VAFURLOGI „Í vökulli áþján“ Full Album Stream bei Youtube

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