UNDER-RADIO: Bad Heir Ways

Viele Facetten, die an allen Instrumenten musikalisch überzeugend präsentiert sind. Aber insgesamt fehlt "Bad Heir Ways" eine klare Linie.

Wenn man die Ankündigung, das Line-Up und das Cover von UNDER-RADIO studiert, erwartet man ja ganz klar eine progressive und experimentelle Schlacht, die einen vor Ehrfurcht erstarren lässt. Unter den Protagonisten um Eric Zimmermann, findet man unter anderem auch Mark Zonder (FATES WARNING) an den Drums und Matt Bissonette, der bei JOE SATRIANI den Bass zupft und slappt, ist auch für eben diesen bei UNDER-RADIO verantwortlich.

Startet man dann das Zweitwerk der Jungs, ist man erstmal etwas irritiert. Wenn man den Gitarrensound zu Beginn von „Bad Heir Ways“ hört, ist das etwa wie ein Sprung ins kalte Wasser. Man bekommt erstmal keine Luft und manchmal ist einem auch etwas schwarz vor Augen. Der Sound ist dermaßen mittig, rau und rockig, dass man sich erstmal aus der zuvor geöffneten ProgRock Schublade begeben muss, um Bad Heir Ways richtig zu erfassen. Die Gitarrenarbeit rockt definitiv und der Refrain zeigt schöne harmonische Synergieeffekte zwischen Gesang und Gitarren, dass ein angenehmer Flow entsteht. Auch eine ruhigere Passage und Gitarrensolo sowie ein paar Interludes gibt es zu hören. Alles kein Gefrickel, aber angenehm anspruchsvoll. Man erkennt immer noch eine klare Songstruktur. „Centerpiece“ geht dann in eine ähnliche Richtung, wieder schön groovende Gitarren, super angenehmer Gesang, der sich in mittleren Regionen bewegt und ein Refrain mit angenehmer und aufwühlender Melodie. Mit Noel (The Christmas Truce) folgt dann ein ruhigerer Song, der über die meiste Zeit psychedelisch wirkt. Nach zwei Zwischentracks ist dann Cornerstone der nächste markante Track. Während den acht Minuten widmen sich die Musiker dann doch etwas progressiveren Thematiken mit ein paar musikalischen Seitenblicken, ohne jedoch dabei den rockigen Grundtenor zu verlieren. Auf einmal bekommt die Platte auch noch Western/Country Einflüsse: Devil`s From A Midwest Town und 1916 werden von diesen beherrscht. Da auch der Gesang mitzieht, wirkt das ganze auch recht schlüssig und stellt eine weitere Facette von „Bad Heir Ways“ dar. Danach präsentieren uns UNDER RADIO mit Build A Monument einen straighten Rocktrack mit ein paar bluesigen Interludes. Das Ende bildet Safety In Numbers, bei dem man kurz sogar schwarmetallische Ansätze präsentiert und dann ins Experimentelle abdriftet.

„Bad Heir Ways“ ist eine wirklich bunte Scheibe, die viele einprägsame Momente hat, vor allem die ersten beiden Songs sind ganz stark. Danach zeigt man viele Facetten, die an allen Instrumenten musikalisch wirklich überzeugend präsentiert sind. Einzig der Drumsound hätte das ein oder andere Mal lauter sein können. Das Problem ist, dass die Scheibe einen kaum dazu einlädt, sich weiter mit ihr zu beschäftigen. Alles ist irgendwie angenehm und gut, nichts fordert oder tut weh. Und so plätschern wirklich viele großartige Ansätze in ihrem rockigen Gewand einfach vor sich hin und lassen eine klare Linie vermissen. Gerade der sphärische Ausklang mit Chören im Hintergrund zeigt noch mal, wie viel hier mit etwas mehr Zielstrebigkeit möglich gewesen wäre.

Veröffentlichungstermin: 17.05.2004

Spielzeit: 46:51 Min.

Line-Up:
Matt Bisonette – Bass

Greg Bisonette – Drums

Mark Zonder – Drums

Eric Zimmermann – Guitars

Robbie Wyckoff – Vocals

Produziert von Eric Zimmermann
Label: Lion Music

Homepage: http://www.under-radio.com

Tracklist:
1. Bad Heir Ways

2. Centerpiece

3. Noel (The Christmas Wedding)

4. Wedding Song

5. You Won`t See The Blood Until You Throat Has Been Cut

6. Cornerstone

7. Devil`s From A Midwest Town

8. 1916

9. Build A Monument

10. Safety In Numbers