THE LOU GRAMM BAND: The Lou Gramm Band

Die zehn Stücke bieten den üblichen 80er-Melodic Rock, der nicht mehr ganz so mit Keyboards und Hintergrundgesang überfrachtet wurde, gleichzeitig aber auch nicht mehr die zwingenden Hooklines von damals hat. Das Rockäquivalent zu Kaffee und Kuchen am Sonntagnachmittag.

Während Mick Jones mit FOREIGNER in erster Linie mit Liveauftritten von sich Reden macht, legt ex-Ausländer LOU GRAMM nun ein Solo-Album mit neuem Songmaterial vor. Stilistisch bewegen sich die zehn Stücke im üblichen 80er-Melodic Rock-Rahmen. Die Lieder wurden jedoch nicht mehr ganz so mit Keyboards und Hintergrundgesang überfrachtet, haben gleichzeitig aber auch nicht mehr die zwingenden Hooklines von damals. So weit gibt es im Vergleich zu Gramms früheren Solowerken keine nennenswerten Unterschiede. Die unnachahmlich charismatische Gesangsleistung verdient eindeutig Respekt, wenn man in Betracht zieht, dass die Goldstimme nach der Entfernung eines Gehirntumors Ende der 90er eine ungewisse Zukunft hatte. Natürlich ist die Zeit nicht ganz spurlos vorbeigegangen. Doch ähnlich wie Bobby Kimball (TOTO) hat Lou Gramm seinen Gesang in tieferen Registern weiterentwickelt. Neben den typischen Hardrock-Gesangslinien gibt es dadurch Momente, in denen neue Facetten auftauchen, die reifer und kontrollierter klingen. Spiel- und produktionstechnisch gibt es erwartungsgemäß nichts an dem Album auszusetzen. Durchaus bemerkenswert ist jedoch, dass die LOU GRAMM BAND den Namensgeber mit seinen Brüdern Richard (Bass) und Ben (Schlagzeug) vereint.

Wo liegt nun also der Hund begraben? Was hebt dieses selbstbetitelte Bandalbum von Lou Gramms früherem Schaffen ab? Die Antwort lautet Jesus Christus. Nach dem Motto Waiting For A God Like You und Church Box Hero zelebriert Lou Gramm seinen Glauben. In den Texten findet sich keine Spur mehr von Frauen, Parties und Rock`n`Roll. Im Prinzip wurde hier eine Konstante durch eine andere ersetzt, so dass man sich nur einmalig der neuen Ausrichtung anpassen muss. Danach bietet sich einem wieder das gewohnte Bild. Man hört souverän arrangierten Melodic Rock, bei dem man ungezwungen im Takt mitnickt und anerkennend die griffigen Refrains und die prägnanten Synthesizer zur Kenntnis nimmt. Die Gitarre agiert minimalistisch und kann weder bei den härteren Passagen, noch bei den soften Akustikteilen überzeugen. Das Endergebnis klingt nett, freundlich, kumpelhaft. Das Rockmusikäquivalent zu Kaffee und Kuchen am Sonntagnachmittag. Willing To Forgive hinterlässt auch bei konzentriertem Zuhören keine Spuren im Langzeitgedächtnis. Andere Stücke schlagen sich schon besser: Der Opener Baptized By Fire bemüht sich immerhin um einen griffigen Wiedererkennungsmoment; So Great wartet mit einer hypnotischen Riff-Gesang-Mischung auf und Rattle Yer Bones rockt hart genug, um in bestimmten Kreisen als Teufelsmusik angesehen zu werden. Ganz anders dagegen das hymnische Ballade You Saved Me: Dieser Song passt in jeden halbwegs zeitgemäßgen Gottesdienst und evoziert förmlich das Bild einer lobpreisenden Gemeinde im Hintergrund.

Mit seinen 59 Jahren rockt Lou Gramm nicht mehr bis zum Umfallen, sondern liefert lieber ein unverbindliches Rockalbum mit christlicher Botschaft ab. Was für den Urheber befriedigend ist, hinterlässt beim Hörer jedoch diverse Fragezeichen. Das größte steht hinter der Frage, ob man sich die CD kaufen sollte. Die Antwort darf jeder selbst im Gebet finden. Wer sich von weltlichen Dingen wie Hörproben leiten lassen möchte, möge das nett betitelte Single Vision zum Antesten nehmen; hier begegnen sich hörenswerte Ansätze und melodische Unentschlossenheit auf Augenhöhe.

Veröffentlichungstermin: 05.06.2009

Spielzeit: 39:16 Min.

Line-Up:
Lou Gramm: Gesang
Don Mancuso: Gitarre
Richard Gramm: Bass
Andy Knoll: Keyboard
Ben Gramm: Schlagzeug

Label: Frontiers

Homepage: http://www.lougramm.com

MySpace: http://www.myspace.com/lougrammofficial

Tracklist:
1. Baptized By Fire
2. Made To Be Broken
3. Willing To Forgive
4. That`s The Way God Planned It
5. I Wanna Testify
6. So Great
7. Redeemer
8. Single Vision
9. Rattle Yer Bones
10. You Saved Me