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SUBWAY: Lola´s Themes

Guter, in den 80ern verwurzelter Melodic-Hardrock einer Band, die herausgefunden hat, wie man sich unsterblich macht.

Ist “Lola´s Themes” jetzt ein Comeback-Album oder nicht? Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Im Fall von SUBWAY bedeutet das nämlich, dass Francis Soto, der 1996 als Nachfolger des Nachfolgesängers zur Band kam, neue Mitstreiter um sich versammelt hat, um die im Jahr 2003 Band wiederzubeleben. Von der Urbesetzung der 1986 gegründeten Melodic-Rocker ist schon lange niemand mehr dabei. Nachdem es Anfang/Mitte der Neunziger schon zu massiven Besetzungswechseln kam, und es nicht nur im U-Bahn-Tunnel immer dunkler für den Hardrock wurde, ließen es schließlich auch die beiden letzten Gründungsmitglieder Bemy Bitzer (Gitarre) und Frank Sauter (Keyboards) nach dem Split mit SUBWAY gut sein. Die Namensrechte der Band hat sich anscheinend Francis Soto gesichert, welcher “Lola´s Themes” ursprünglich unter dem Banner seiner FRANCIS SOTO BAND herausbringen wollte. Hätte ja irgendwie auch Sinn gemacht, macht es so aber auch.  

Es ist schließlich kein Geheimnis, dass SUBWAY nie wieder so erfolgreich sein werden, wie Anfang bis Mitte der 90er Jahre. Die damalige Bandbesetzung konnte immerhin Chartplatzierungen in der Schweiz und in Asien feiern. Umso ausgiebiger scheint man nun von der glorreichen “bandeigenen” Vergangenheit zehren zu wollen, in der man noch mit Bands wie AXXIS und TALISMAN auf Tour war. So informiert der mir vorliegende Promoflyer hauptsächlich über die erfolgreichste Bandphase. Ansonsten weist man lediglich kurz darauf hin, dass die Band nach Sotos Einstieg noch eine Platte unter verschiedenen Namen veröffentlicht hat (“Subway” erschien 1998 nur in der Schweiz / “Don´t Look Back” erschien 2000 in Japan und Deutschland), man vor dem Split mit KANSAS und ASIA auf Tour war und Soto 2009 den Beschluss fasste, wieder U-Bahn zu fahren. Oh du liebes Namedropping. Beim neuen Line-Up fällt auf, dass Mathias Holm zwischenzeitlich schon wieder durch Sebastian Wittmann und Harry Uitz an der Gitarre abgelöst wurde. Den Tiefsaiter bedient mittlerweile Frank “Mampf” Herold. Das fliegende Bandkarussell wurde anscheinend ebenso nahtlos übernommen, wie die Tradition des verpfuschten Plattencovers. Wenn das so weiter geht, wird es SUBWAY noch ewig geben. Mal sehen, ob sich das lohnt.

Mit dem wir-würden-gerne-so-grooven-wie-DISTURBED-Opener “My Life” haben sich SUBWAY nicht unbedingt einen Gefallen getan. Das wirkt einfach nicht authentisch auf mich, der Song klingt irgendwie hölzern. Im Vergleich zum absoluten Tiefflieger der Platte ist das aber Kritik auf sehr hohem Niveau. Ich begrüße das mit dem Experimentieren ja wirklich immer, aber auch der Großteil der aufgeschlossenen Rocker wird mit den bei “Save Me From Myself” eingesetzten, einfach nur grottigen Drumloopsounds, welche in dezenterer Form leider auch im sowieso schon recht drögen “Dedicated” auftauchen, nichts anfangen können. Da wollte man zu trendy sein. Glücklicherweise bleibt das die Ausnahme, denn SUBWAY verstehen es ansonsten wirklich gut, in sich stimmige Songs zu schreiben. Über weite Strecken bietet man gutklassigen, melodischen Hardrock, der sich am liebsten auf der Midtempo-Spielwiese (Highlights des mittleren Tempos: das COREY HART-Cover “Sunglasses At Night” und “Control And Power”) austobt, aber auch gelegentlichen Ausflügen in den Balladen- und Uptempo-Bereich nicht abgeneigt ist. Ruhige Nummern wie das im Duett mit der Niederländerin MARY AMORA vorgetragene “Don´t Try” und die Klavierballade “Old Photographs” haben durchaus das Potential, Fans der klassisch-kitschigen Rockballade zu begeistern. Am straightesten nach vorne gerockt wird dagegen auf dem treffend betitelten “Metalapolis”, das auf der ansonsten etwas blassen zweiten Albumhälfte noch einmal aufhorchen lässt. Mathias Holm tobt sich hier, wie bei allen Songs der Platte, auf denen er in Erscheinung tritt, so richtig aus und prägt mit seinen geschmackvollen Gitarrenspiel, zusammen mit Francis Soto, der seine kraftvolle Stimme durchaus variabel einzusetzen weiß, nicht nur maßgeblich den Bandsound, sondern verleiht den Songs mit seinen Licks, Fills und Soli auch die nötige Abwechslung. Der Mann an den sechs Saiten greift tief ins Schatzkistchen der Gitarrenhelden aus den 80ern und klingt so, als hätte er eine Menge Spaß bei dem, was er tut. Ich vermute mal schwer, dass YNGWIE MALMSTEEN und JOHN NORUM zu seinen Lieblingsflitzefingern zählen. Aber auch alle übrigen Bandmitglieder verstehen ihr Handwerk. “Lola´s Themes”, das Francis Soto´s großer Liebe Lola Morena gewidmet ist und lyrisch wahrlich kein Feuerwerk abbrennt, wäre ansonsten sicherlich etwas langatmig geraten. Im Gegensatz zu DAVID COVERDALE kann Francis Soto aber wenigstens noch richtig singen. Die Platte endet mit dem Bonustrack “Talk” aus dem Vorgängerwerk “Don´t Look Back”. Dieser macht deutlich, dass sich SUBWAY treu geblieben sind, dabei aber eine ganze Ecke frischer tönen als vor 10 Jahren.

An die Großen ihres Metiers kommt die Band zwar nicht heran, aber wer etwas mit melodischem Hardrock im Stile neuer EUROPEJOURNEY, JEFF SCOTT SOTO oder PINK CREAM 69 anfangen kann, könnte Gefallen an SUBWAY finden. Eigentlich schade, dass “Lola´s Themes” in der zweiten Albumhälfte ein wenig die Luft ausgeht. Etwas mehr Biss und ein echter Ohrwurm, und schon könnte man aus dem oberen Mittelfeld heraus noch ein paar Plätze gut machen. Vielleicht klappt das ja bei der nächsten Platte. Bin schon gespannt, wer dann mit von der Partie ist. Auf der Bandhomepage kann man sich “Lola´s Themes” komplett im Stream anhören.               

Veröffentlichungstermin: 08.10.2010

Spielzeit: 55:57 Min.

Line-Up:
Francis Soto – Vocals
Mathias Holm – Guitars
Markus Metzger – Keyboards
Conny Payne – Bass
Bernd Heining – Drums

Gäste:
Mary Amora – Vocals (Don´t Cry)
Axel Winkler, Theo Heidfeld – Drums

Produziert von Subway / Markus Metzger
Label: Fastball Music

Homepage: http://www.subway-band.de

MySpace-Seite: http://www.myspace.com/subwaymaniac

Tracklist:
1. My Life
2. Lola´s Dream
3. Still Want The Moon
4. Sunglasses At Night
5. Control And Power
6. Don´t Cry
7. Dedicated
8. Wasting My Time
9. Metalapolis
10. The Journey
11. Save Me From Myself
12. Old Photographs
13. Talk (Bonustrack)

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