STRING CHEESE INCIDENT: One Step Closer

Eine schöne Platte für entspannte und gemütliche Momente, nicht mehr und nicht weniger.

So langsam fasst nun auch die in den USA recht angesagte Jam-Band-Szene bei uns Fuß. Diese Bands, die ohne Trendzwänge eine bunte Mischung aus Blues, Jazz, Country, Folk, Bluegrass und Rock ineinander fließen lassen, erinnern dabei stark an die grosartigen GRATEFUL DEAD, die seit 28 Jahren eben dieser wirklich feinen und freien Musik ihren Stempel aufgedrückt haben. Ziel ist es, die Musik speziell live nur begrenzt in einen Rahmen zu stecken und sich alle Freiheiten offen zu halten. So entwickeln die Songs ein Eigenleben und ufern oft zu reinen Jam-Monstern aus.

So ein Feeling auf CD zu bringen ist sicher unmöglich, aber in komplett freier Umgebung – etwa im Haus eines Freundes in den Bergen von Colorado und ohne Zwänge – durfte jeder in der Band mal das Zepter übernehmen, selbst Produzent Malcolm Burn (BOB DYLAN, EMMYLOU HARRIS, NEVILLE BROTHERS) wurde integriert und komponierte und spielte bei einigen Songs des mittlerweile fünften Albums von STRING CHEESE INCIDENT mit. Auch Robert Hunter, Texter bei GRATEFUL DEAD, steuerte ein paar Lyrics bei. Im Vergleich zu den Vorgängern geht man aber weniger progressiv und freakig zu Werke. Mal denkt man an die BEATLES, beim bluesigen Drive an ERIC CLAPTON, der Opener Give me the love hat was von BRUCE HORNSBY & THE RANGE und Silence in your head klingt stark nach PINK FLOYD. Hauptsächlich finden sich aber Parallelen zu GRATEFUL DEAD in deren relaxteren Momenten und zu den ALLMAN BROTHERS, die mir in den countryhaften Songs immer wieder in den Sinn kommen. Zum Schluss hin wird es mit dem schon älteren Shuffle Swampy waters auch mal etwas lauter, der wie The 45th of novermber und One step closer neu aufgenommen wurde. Den Refrain von Farther trägt man lange mit sich. Es gibt keine großen Solospielchen, die Songs fließen als Einheit mit warmem, natürlichem Sound aus den Boxen. Verschiedenste Instrumente lassen immer mal wieder verzückt genauer hinhören, nur die Vocals kommen hier und da etwas schräg rüber.

Durch One step closer zieht sich eine sehr entspannte Stimmung. Man kann sich gut vorstellen, wie die Herren in kumpelhafter Laune die Songs gemeinsam eingespielt haben und nebenbei ein Bierchen oder eine Flasche Wein genossen haben. Ihre größte Wirkung erzeugen diese Songs aber sicher live auf der Bühne, dort dürften sie eher die Intensität rüberbringen, die hier auf CD leider etwas fehlt. Eine Platte, die man mal hört, wenn man vom Job nach Hause kommt und etwas abschalten will. Nur muss man aufpassen, dass die Songs nicht berührungslos an einem vorbeiziehen, denn wirkliche Aufhorcher oder Hooks, die einen an den Song fesseln, findet man eigentlich nicht. Die Kollegen UMPHREY`S MCGEE kommen da zum Beispiel etwas vielfältiger und mit etwas mehr Drive. Dagegen lebt One Step Closer hauptsächlich von der ruhigeren Atmosphäre der Songs. Aber bei den Jam-Bands kocht eben jeder sein ganz eigenes Süppchen aus ähnlichen Zutaten, und das ist prima so!

Eine schöne Platte für entspannte und gemütliche Momente, nicht mehr und nicht weniger.

Veröffentlichungstermin: 29.08.2005

Spielzeit: 53:20 Min.

Line-Up:
Kyle Hollingsworth – Vocals, Keyboards, Akkordeon

Michael Kang – Vocals, Gitarre, Mandoline, Geige, Bass

Keith Moseley – Vocals, Bass, Gitarre, Harmonica

Billy Nershi – Vocals, Gitarre, Dobro

Michael Travis – Vocals, Drums, Percussion, Bass, Gitarre

Guests:

Malcolm Burn

Jason Hann – Percussion

Produziert von Malcolm Burn
Label: InsideOut Music

Homepage: http://www.stringcheeseincident.com

Tracklist:
1. Give me the love

2. Sometimes a river

3. Big compromise

4. Until the music’s over

5. Silence in your head

6. Farther

7. Drive

8. Betray the dark

9. 45th of November

10. One step closer

11. Rainbow serpent

12. Swampy waters

13. Brand new start

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