SILENT EDGE: The Eyes Of The Shadow

Mit "The Eyes Of The Shadow" ist SILENT EDGE ein richtig starkes Prog Metal–Debüt europäischer Prägung gelungen, welches vielen auf den Markt geschmissenen Genre-Veröffentlichungen überlegen ist, es aber dennoch etwas an Eigenständigkeit missen lässt.

Na, das ist doch mal eine nette Überraschung. Mit The Eyes Of The Shadow feiern die Prog-Metaller SILENT EDGE einen ziemlich starken Einstand und klingen dabei erfreulicherweise im Gegensatz zu den meisten ihrer Kollegen nicht wie ein Abziehbild von SYMPHONY X oder DREAM THEATER. Dennoch gilt mit Abstrichen immer noch das, was Fierce bereits in seinem Bericht vom PROGPOWER-Festival 2001 zu berichten hatte: Musikalisch auf höchstem Niveau, aber so richtig eigenständig klingt die Musik der Niederländer noch nicht. Statt aber bei den Amerikanern abzukupfern, zeigt man sich deutlich vom europäischen Prog beeinflusst (ARENA hört man des öfteren raus, etwa im instrumentalen Mittelteil von Wasted Lands), aber nicht selten scheinen auch typisch italienische Elemente durch, wenn etwa wie in Savage Symphony schnelle Doublebass-Drums mit Keyboard-Gedudel kombiniert wird. Auch die Vocals erinnern bei diesem Song typisch italienisch, was einerseits an den Melodiebögen liegt, andererseits an der Stimmcharakteristik von Willem Verwoert, der hier teilweise sehr hohen Tonlagen unterwegs ist. All diese Kritikpunkte sind jedoch zu vernachlässigen, wenn man bedenkt, mit welchen Qualitäten die Niederländer aufwarten können. Da wäre zum einen eine angenehme Zurückhaltung, was den Einsatz von allzu komplizierten Breaks und Taktarten betrifft, andererseits ein sehr ausgeprägtes Gefühl für eingängige Melodien mit Langzeitwirkung. Einmal gehört, geht einem etwa der Refrain des Openers Through Different Eyes wochenlang nicht mehr aus dem Kopf. So richtig groß sind die Niederländer aber immer dann, wenn sie auf langsameren Pfaden wandeln. Bei schleppenden Songs wie Wasted Lands läuft Willem Verwoert zu Höchstleistungen auf, hier kommt seine Stimme irgendwie viel besser zur Geltung als bei den schnelleren Stücken und wirkt um einiges voller. Die Krönung ist in dieser Hinsicht aber das getragene Lost Conscience, welches deutlich klassisch geprägt ist, eine beeindruckende Dramatik entwickelt und fast schon musical-mäßig rüberkommt. Mit The Eyes Of The Shadow ist SILENT EDGE ein richtig starkes Debüt gelungen, welches vielen auf den Markt geschmissenen Prog-Veröffentlichungen überlegen ist. Um restlos zu überzeugen, wäre es aber trotzdem wünschenswert, wenn die Band in Zukunft noch eigenständiger agieren, dabei ihre Stärken ausbauen und noch mehr zu Nutzen machen würde.

VÖ: 21.07.2003

Spielzeit: 63:53 Min.

Line-Up:
Willem Verwoert – lead & backing vocals
Emo Suripatty – electric & acoustic guitars, bass guitar
Minggus Gaspersz – keyboards & backing vocals
Marco Kleinnibbelink – drums
Label: DVS Records

Homepage: http://www.silentedge.com

Email: info@silentedge.com

Tracklist:
1. Through Different Eyes
2. Savage Symphony
3. Wasted Lands
4. The Curse I Hold Within
5. Crusades
6. For Ancient Times
7. Lost Conscience
8. Under A Shaded Moon
9. Rebellion
10. Rebellion (The Awakening)