SHADOW´S MIGNON: Midnight Sky Masquerade

Der starke Gesang kann den Hardrock mit starkem US-Metal-Touch nicht aus der Mittelmäßigkeit herausholen.

Bislang war ich von Progrock Records stets mit komplexen, anspruchsvollen Alben verwöhnt worden. Bei den ersten Klängen von Midnight Sky Masquerade glaubte ich deshalb, die CDs vertauscht zu haben. Bodenständiger Heavy Metal dröhnt aus den Boxen. Ein Sänger mit rauer Stimme wird von simplen Riffs nach vorne gepeitscht. Erst im Mittelteil klärt sich meine Verwirrung ein wenig. Hier wird fleißig gefrickelt, ganz so, als würde der Protagonist Henning Pauly nach der Menge der gespielten Noten bezahlt. Danach geht es mit A Slave To Metal weiter. Im Inlay sucht man den Text dazu vergeblich. Stattdessen wird einem mitgeteilt, dass die Kenntnis der Textinhalte den Hörgenuss höchstwahrscheinlich schmälern würde. Dann eben nicht. Eindimensionaler Melodic Metal dominiert das Geschehen. Auch wenn SHADOW´S MIGNON weit davon entfernt sind, Geschwindigkeitsrekorde zu brechen, wirkt die Musik rastlos. Sänger Juan Roos bewegt sich meist in mittelhohen Lagen und hat dabei Spielraum nach oben, den er nur bei Bedarf nutzt. Seine leidenschaftliche Leistung wertet Midnight Sky Masquerade deutlich auf. Die Gitarrenriffs beinhalten häufig Terzen, sprich sie wirken harmonischer als das übliche Power Metal-Geschrubbe.

Einige eingestreute schnulzige AOR-Balladen stören den Fluss des Albums massiv. Hier zeigt sich auch das Problem der CD: Über weite Strecken klingt die Musik zu normal. Eine coole Strophe hier, ein knackiges Gitarrensolo da – das reicht einfach nicht, um den Hörer 70 Minuten bei der Stange zu halten. Hardrock mit starkem US-Metal-Touch hat nicht den nötigen Seltenheitswert, um ein solides Album empfehlenswert zu machen. Ein Blick aufs Info verrät, dass das Album aus einer Laune heraus entstanden ist, altmodischen Heavy Metal zu spielen. Das erklärt ein Stück weit die Präsenz von gelungenen Einzelteilen bei gleichzeitigem Fehlen von gereiften Strukturen. Auch wenn hier gestandene Musiker agieren, klingt der Projektcharakter durch. Das soll nicht heißen, dass es nicht auch gelungene Momente auf Midnight Sky Masquerade gibt. A Beast Abandoned besticht durch schönes Riffing und überzeugende Gesangslinien. Mit platten Epik-Versuchen wie All Hail The Warrior bremsen SHADOW´S MIGNON jedoch selbst aus. Dazwischen ist Platz für Material, das heiter bis wolkig dahinrockt.

Wenn man schon unbedingt eine Retro-Metal-Scheibe machen will, hätte man lieber auch die Ideen auf eine LP-Spielzeit von 40 Minuten zusammengedampft und dem Publikum allerlei Längen gespart. Im aktuellen Zustand kann selbst der starke Gesang die Musik leider nicht aus der Mittelmäßigkeit herausholen. Ansonsten wären die flinken Gitarrensoli noch ein Kaufargument für Frickelfreunde und die betont unmoderne Produktion reizvoll für Nostalgiker.

Veröffentlichungstermin: 06.02.2009

Spielzeit: 71:53 Min.

Line-Up:
Juan Roos: Gesang
Stephan Kernbach: Keyboard
Henning Pauly: Gitarre, Bass, Schlagzeug

Label: Progrock Records
MySpace: http://www.myspace.com/shadowsmignon

Tracklist:
1. A Dragon Shall Come
2. A Slave To Metal
3. Midnight Sky Masquerade
4. Goodnight Boston
5. Darkness Comes To Light
6. A Beast Comes To Light
7. I Will Never Ever Stop
8. All Hail The Warrior
9. Kingdom Of The Battle Gods
10. Spirit Of The Elves
11. No Metal Son Of Mine
12. Out Of Control
13. Midnight Sky Masquerade (Acoustic) (Island-Bonustrack)