SCHIERLING: Gestrandet [EP] [Eigenproduktion]

Deutsche Texten dürfen auch mal gut sein!

Die Bereitschaft moderner Metalbands, ihre Stücke in deutscher Sprache darzubieten, scheint sich zur Zeit mal wieder größerer Beliebtheit zu erfreuen. Neben den belangslosen Kellercombos, die dies womöglich getan haben, blieben in der Vergangenheit eigentlich nur recht wenige Bands, denen dieses (eigentlich gar nicht so weit hergeholte) Kunststück auf irgendeine Weise gelang. Sprich: die Bands waren zählbar, mutig und oft eigenständig. Der Rest der deutschen Sprache blieb eher für peinliche Deutschpunkbands, RAMMSTEIN -Epigonen, dem Schmelztiegel Neue Deutsche Härte oder dem prolligen Suff-Rock.
In letzter Zeit schießen aber wieder mehr Bands aus dem Boden, die deutschsprachigen Metal machen. Offenherzigen, modernen Metal, oft lose am Hard- oder Metalcore orientiert, aber immer noch Metal. Aber keine Angst: Solange in einschlägig bekannten Print-Medien noch nicht die New Wave Of German Heavy Metal verkündet wurde, ist noch alles im grünen Bereich. Viele der Bands werden niemals an deine Ohren dringen und bei vielen ist dies kein großer Verlust. Die Rate der Bands, die an der Hürde deutsche Sprache scheitern, ist zum Verzweifeln groß.
SCHIERLING gehören nicht dazu. Auf Gestrandet finden sich vier Tracks zusammen, die sich aus mannigfaltigen Einflüssen zusammensetzen. Da ist sowohl simples Genre-übergreifendes Shredder-Riffing, als auch schöne melodische Riffs. Stakkato und düstere Anleihen. Da sind sowohl raue, aber verständliche Shouts, als auch fiesere Screams und leicht melancholischer Cleangesang. Klingt alles in allem nach etwas, das ich hassen könnte, oder? Klingt auch nach etwas, an dem schon bekanntere Bands gescheitert sind. SCHIERLING umschiffen all diese Probleme scheinbar mühelos. Wie? Die Hannoveraner meiden Untiefen wie zu sehr am Trend orientierte Sounds, Sandbänke wie deutliche Zitate bekannterer Bands oder Riffe wie die fiesen Peinlichkeiten, die die deutsche Sprache manchmal so mit sich bringt. Das Quartett bringt sowohl Härte als auch Melodien, beherrscht seine Instrumente und hat mit Christian Kähler einen unglaublich variablen Mann am Mikro, der den SCHIERLING -Kahn mit Leichtigkeit auf die hohe See der Musikwelt manövriert. SCHIERLING sind nicht überzogen hart, nicht zu fiedelnd melodisch, der Gesang nicht schleimig, trendig und die Texte gelungen, nachdenklich, aber nie ungewollt komisch. Gut gemacht!

Veröffentlichungstermin: 2006

Spielzeit: 17:09 Min.

Line-Up:
Giuseppe Pino Calderaro – Gitarre
Christian Kaehler – Gesang, Gitarre
Gerrit Mohrmann – Bass, Backings
Max Dietzmann – Schlagzeug

Produziert von Henning Pfeifer und Norbert Geiseler
Label: Eigenproduktion

Homepage: http://www.schierling.net

Tracklist:
01. Vorwärts Nach Zurück
02. Angst
03. Bitte Versteht
04. Sinnlose Gedanken