SCARVE: Irradiant

"Irradiant" bietet eine gigantische Bandbreite, zwischen Melodien und Brutalität, komplexen Arrangements, intelligentem Songwriting und macht diese Band zu einer der großen Metalhoffnungen der Zukunft.

Meine französischen Lieblinge bringen endlich ihr neues Album raus, da ist es klar, dass erstmal ein Fass aufgemacht wird. Und das gleich zweifach, denn Irradiant ist nicht nur ein wie erwartet gutes Album geworden, es toppt die beiden Vorgängerscheiben um Längen. Höher, schneller, weiter und lauter, das sind die Maxime, die sich SCARVE stellen und diese – scheinbar mit Leichtigkeit – einhalten.

Ihr Mix, ordentlich weiterentwickelt und verfeinert, geht auch dieses Mal wunderbar auf. So treffen STRAPPING YOUNG LAD-mäßige, sehr moderne Thrash Metal-Elemente auf brutalen Gesang und gnadenlose, souverän gespielte Blast-Beats. Doch Geknüppel ist nicht alles, was die Franzosen drauf haben, Gewalt steckt nicht allein in ihrem Potential. SCARVE trauen sich an Asphyxiate, einem sehr an MESHUGGAH angelehnten Song heran, für den auch niemand geringerer als Fredrik Thordendahl (Gitarrist eben dieser Band) ein dissonant-typisches Solo einspielte. Auch wenn nach diesem Song eine weiterere Kloppnummer (HyperConscience) steht, so macht das Album an absolut jeder und auch an dieser Stelle einen geschlossenen Eindruck.

Eine weitere große Veränderung liegt auch im Gesang: Während Sänger numero eins, Pierrick Valence sein Geschrei verbessert hat, ist von dem melodischem Gesang Guillaume Bideaus nicht mehr viel zu hören, er verleugnet seine erstklassige Stimme zu keiner Zeit, klingt aber um einiges rauher, den Songs besser angepasst und auch seine Gesangseinsätze wurden zurückgeschraubt. Außerdem sind SCARVE mir Irradiant nicht nur schneller, sondern auch merklich komplizierter, die Melodien erschließen sich durch die Dissonanzen nicht sofort, man muss mit den Ausbrüchen – egal ob brutal oder melodisch – erst zurecht kommen und sich in den Songs, die von Midtempostücken (The Perfect Disaster) über von MESHUGGAH inspirierten Tracks (Fire Proven) bis hin zu unendlich brutalen Ausbrüchen (Molten Scars) reichen, zurecht finden. Da hilft es sicherlich, wenn man die Vorgänger bereits kennt, doch auch ohne diese Scheiben kann man sich in SCARVE hineinfinden, Geduld wird allerdings benötigt.

Irradiant bietet eine gigantische Bandbreite, zwischen Melodien und Brutalität, komplexen Arrangements, intelligentem Songwriting und macht diese Band zu einer der großen Metalhoffnungen der Zukunft. Nicht zuletzt durch die erstklassige Gitarrenarbeit, das unglaubliche Drumming und dem Soundgewand von Klangmagier Daniel Bergstrand ist dies möglich geworden, denn aus den bahnbrechenden Kompositionen holen die Musiker das Beste raus. SCARVE bleiben mit diesem erstklassigem Album hoffentlich mehr als ein nur ein Underground-Tipp und da könnt ihr, wenn ihr einen guten Musikgeschmack habt durchaus dazu beitragen. Kaufen und liebhaben!

VÖ: 26. Januar 2004

Spielzeit: 42:45 Min.

Line-Up:
Pierrick Valence – Screams

Guillaume Bideau – Melodies & Screams

Patrick Martin – Rhythm Guitars

Sylvain Coudret – Rhythm & Lead Guitars

Lioc Colin – Bass

Dirk Verbeuren – Drums

Produziert von Daniel Bergstrand
Label: Listenable Records

Homepage: http://www.scarve.net

Email: scarve@free.fr

Tracklist:
1. Mirthless Perspectives

2. An Emptier Viod

3. Irradiant

4. Asphyxiate

5. HyperConscience

6. The Perfect Disaster

7. Molten Scars

8. Fire Proven

9. Boiling Calm

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner