Ich habe ein Faible für die Japaner. Es ist nicht so, dass ich besonders viel Ahnung über deren Kultur oder deren Lebensumstände hätte, aber dennoch freue ich mich immer wieder, etwas von diesem eigenwilligen Volk zu lesen, sehen oder wie in diesem Fall zu hören.
Leider kann die Musik von SAEKO die Erwartungen, die in einem durch die Ankündigungen einer Mischung aus europäischen und asiatischen Einflüssen geweckt werden, zu keinem Zeitpunkt erfüllen. Life ist dazu viel zu wenig konsequent und mutig. Wirklich schade. Denn zutrauen würde man der namensgebenden Bandgründerin und Sängerin vieles. Denn sie ist es auch, die diesem Album leben einhaucht, sie ist Dreh und Angelpunkt von SAEKO. Es ist ihr Gesang, der einen mitreißt, der die Aufmerksamkeit erhält und der vielleicht auch begeistert. Die Art der Performance, das Wechselspiel aus geheimnisvollem Flüstern, aus nach vorne peitschendem Screaming, aus erzählendem Sprechgesang. Und die muss einem zusagen, ansonsten hat dieses Album eh verloren.
Denn rein musikalisch bleibt das Ganze hinter den persönlichen Ansprüchen von Saeko zurück. Das musikalische Fundament fällt zu durchschnittlich Power-metallisch aus, als dass es einen höheren künstlerischen Anspruch verfolgen könnte. Da gibt es viel Doublebass, viele Lead-Spielereien, getragene Gitarrenflächen, ja teilweise erinnert das Gitarrenspiel sogar an WARLORD, ohne dabei aber ähnliche Spannungsbögen aufzubauen. Es ist eben Metal, wie man ihn kennt – sehr gut gemacht und dargeboten, ohne Frage.
Dabei scheint SAEKO doch so viel von sich selbst in diesem Album Preis zu geben. Ohne die Texte näher in Augenschein genommen zu haben, hat man das Gefühl, als würde die Wahleuropäerin uns einen ganz besonderen Einblick in ihre Gedankenwelt gewähren. Und das tut sie mit viel Hingabe und Gefühl. Die Songs an sich sind stimmig und haken sich fest. Mit dem Spiel ihrer Stimme erzeugt sie eine ganz besondere Atmosphäre und stets wünscht man sich, dass sie sich eine andere Plattform gesucht hätte und ihr Ding noch ein Stück konsequenter durchzieht. Ich bin mir sicher, dass sie auch so viele Menschen für ihre Musik erwärmen kann, aber da wäre noch so viel mehr drin gewesen.
Ich fände es falsch, SAEKO keine Chance zu geben und sich die Musik nicht wenigstens mal anzuhören, wenn man denn auf europäisch geprägten melodischen Metal steht und dabei auch mal eine etwas andere Gesangsperformance zu hören bekommen möchte. Aber uneingeschränkt empfehlen lässt sich Life einfach nicht.
Zur Coverversion My Way möchte ich mich gar nicht groß äußern – eine Metal-Version des Stücks mit japanischen Texten ist Unikum in sich. Wer sein Herz dem Frank Sinatra-Original geschenkt hat, wird seine eigene Meinung dazu haben… 😉
Veröffentlichungstermin: 07. April 2006
Line-Up:
Saeko – Vocals
Michael Erhe – Drums & Gitarre
Mariko Inoue – Bass
Satoko Yanagase – Gitarre
Produziert von Lars Ratz & Michael Erhe
Label: Armageddon Products
Homepage: http://www.saeko.biz
Tracklist:
1. Leaving
2. Wings of Broken Drams
3. Tears of Life
4. Sa-Ku-Ra
5. The World of Pain
6. Sky
7. The Call in Us
8. Wanna be free
9. Identity
10. Eternal Destiny
11. My Way