Sabaton - Legends Cover

SABATON: Legends

Ein Album für den harten Kern der Fangemeinde: Selbst für SABATON-Verhältnisse ist „Legends“ überraschend konservativ.

In mancherlei Hinsicht haben SABATON möglicherweise den einfachsten Job der Welt. Indem sie schon vor geraumer Zeit entschlüsselt haben, was die eigene Anhängerschaft erwartet, ist die Innovation keineswegs der dringendste Punkt auf der Agenda. Was nicht heißen soll, dass die Schweden nicht ab und an mit unerwarteten Klangfarben experimentieren: „To Hell And Back“, „Blood Of Bannockburn“ oder die Hammondorgel in „Red Baron“ sind einige prominente Beispiele.

Eingebettet in ein vertrautes Fundament ist jedoch selbst hier sofort klar, wer in die Saiten haut. Der klassische SABATON-Sound ist eine Art Bollwerk im Power Metal: stampfend, heroisch, eingängig und im Idealfall aufrüttelnd. Dazu gesellt sich eine Ladung Pathos, den mal kitschige Synthesizer, mal Orchester und Chor oder aber Sänger Joakim Brodéns warmer bis brummender Baritongesang bereitstellt.

„Legends“ zeigt SABATON bisweilen im Autopiloten

So weit, so gut. Schließlich setzt auch „Legends“, das sich textlich diesmal nicht mit historischen Schlachten, sondern mit großen, teils sagenumwobenen Persönlichkeiten der menschlichen Geschichte auseinandersetzt, auf exakt diese Trademarks. Der Haken an der Sache ist allerdings die fehlende Spritzigkeit, die der Platte im Gesamten anhaftet. Man habe zwar erstmals alle Bandmitglieder am Songwriting beteiligt, so die Formation, herausgekommen ist aber statt einer Frischzellenkur oder eines bislang unentdeckten Ideenfundus eher ein Werk, das SABATON im Autopiloten zeigt.

Gerade der Opener „Templars“ ist in seiner Einfallslosigkeit beinahe eine Beleidigung, als hätte man sich unfreiwillig selbst parodiert. Nur haben NANOWAR OF STEEL in ihrer Persiflage „Pasadena 1994“ die Essenz aus stampfendem Bombast und ruhmgeschwängerter Entschlossenheit deutlich spritziger eingefangen. Es ist ein Makel, der „Legends“ auch im Weiteren immer wieder anhaftet: Zu oft bewegen sich SABATON an der Selbstkopie, ohne jedoch die packenden Hooks aus dem Ärmel zu schütteln, mit welchen sich das Quintett einen Namen gemacht hat.

Wenn SABATON das Tempo anziehen, stechen zumeist die Gitarren hervor

Wobei die Platte durchaus ihre Stärken hat: Der synth-getragene Auftakt von „A Tiger Among Dragons“ ist atmosphärisch und bereitet effektiv die breitbrüstige Eruption im Refrain vor. Auch treffen SABATON in der Regel den richtigen Ton, sobald sie das Tempo in „Hordes Of Khan“ oder „Maid Of Steel“ anziehen und damit den Gitarren etwas mehr Raum zugestehen, sei es mittels Riffing oder im letztgenannten in Form eines starken Solos.

Catchy bleibt die Power-Metal-Größe ansonsten auch weiterhin, insbesondere im Midtempo, wo das pompöse „I, Emperor“, „Crossing The Rubicon“ und das von der Leadgitarre angeführte „Lightning At The Gates“ bei der Fangemeinde wohl leichtes Spiel haben werden. Doch selbst hier bedienen sich SABATON Melodiebögen und Gesangslinien, welche mit Blick auf die eigene Diskografie arg vertraut wirken.

„Legends“ ist ein Album für den harten Kern der Fangemeinde

Aufhorchen lässt dagegen „The Duelist“, wo gerade die melodieverliebte Instrumentalspur ein ums andere Mal an AMON AMARTH erinnert – nur ein wenig handzahmer arrangiert. Fröhlich-majestätitsch beschließt wiederum das auf Schwedisch vorgetragene „Till Seger“ ein Album, das irgendwie zwischen den Stühlen zu sitzen scheint: SABATON durch und durch, jedoch ohne die belebende Komponente, die man dem Werk der Truppe bislang selbst als Skeptiker zugestehen musste.

Stattdessen präsentieren sich die elf Tracks risikoscheu sowie arg konservativ. „Legends“ ist somit ein Album für den harten Kern der Fangemeinde, die darauf selbstverständlich all das findet, was sie an der Band zu schätzen weiß. Ein Glücksfall vor allem für SABATON, die dadurch selbst mit angezogener Handbremse nicht ins Stocken geraten dürften: Sie haben eben in mancherlei Hinsicht tatsächlich den leichtesten Job der Welt.

Veröffentlichungstermin: 17.10.2025

Spielzeit: 45:42

Line-Up

Joakim Brodén – Gesang
Pär Sundström – Bass
Chris Rörland – Gitarre
Thobbe Englund – Gitarre
Hannes Van Dahl – Schlagzeug

Produziert von Jonas Kjellgren

Label: Better Noise

Homepage: https://www.sabaton.net/
Facebook: https://www.facebook.com/sabaton/
Instagram: https://www.instagram.com/sabatonofficial/
Bandcamp: https://sabaton.bandcamp.com/

SABATON “Legends” Tracklist

  1. Templars (Video bei YouTube)
  2. Hordes of Khan (Video zu Hordes Of Khan)
  3. A Tiger Among Dragons
  4. Crossing the Rubicon
  5. I, Emperor
  6. Maid of Steel
  7. Impaler
  8. Lightning at the Gates (Video bei YouTube)
  9. The Duelist (Video bei YouTube)
  10. The Cycle of Songs
  11. Till Seger