REWIRING GENESIS: A Tribute To The Lamb Lies Down At Broadway

Durch den Einsatz von Streichern und Bläsern wurde das Klangbild deutlich verändert. Andererseits wurden die Kompositionen aber intakt gelassen. Das Ergebnis strotzt vor Musikalität und ist somit ein frisches, hörenswertes Progrock-Abenteuer.

Der Produzent Mark Hornsby aus Nashville und SPOCK`S BEARD-Frontmann Nick D`Virgilio haben den GENESIS-Klassiker The Lamb Lies Down At Broadway vorgeknüpft und ihm eine Frischzellenkultur verpasst. Zusammen mit einer Riege Studiomusiker haben die beiden das Doppelalbum neu aufgenommen, wobei sie einerseits durch den Einsatz von Streichern und Bläsern das Klangbild deutlich verändert, andererseits aber die Kompositionen intakt gelassen haben. War das Original bereits ein eklektischer Haufen mainstreamfremder Eskapaden, treiben es Mark und Nick nun noch bunter, schrecken nicht einmal vor New Orleans-Jazz in Counting Out Time zurück. Dank der modernen Aufnahmetechnik klingt das Ergebnis trotzdem erfreulich homogen. Viele der beteiligten Gäste waren zwar mit dem Songmaterial nicht vertraut, begnügten sich jedoch nicht damit, die von Mark Hornsby und John Hinchey arrangierten Partituren gelangweilt umzusetzen. Über die gesamte Spielzeit strahlt die Musik Leben und Virtuosität aus. Die Stücke klingen folglich kein bisschen angestaubt.

Die ursprüngliche Dramatik ist ein wenig der Spielfreude gewichen. Angesichts des überwältigenden Abwechslungsreichtums fällt einem das nur beim ersten Hördurchgang auf. Später kommen dadurch die lebhaften Streicher und die funkelnden Bläsereinwürfe bei Stücken wie In The Cage erst so richtig zur Geltung. Wenn dann noch weitere exotische Instrumente wie Banjo, Querflöte oder Akkordeon ins Geschehen eingreifen, macht diese Veröffentlichung richtig Spaß. Wer in der kreativen Neuauslegung der Vorlage ein Sakrileg sieht, hat immer noch die Tribute-Show THE MUSICAL BOX. Doch wer die erfolgreiche Reanimierung des totgeglaubten 70er-Progrocks erleben will, sollte dieser Doppel-CD eine Chance geben.

Der variable Gesang von Nick D`Virgilio trägt seinen Teil dazu bei, dass dieses Tributalbum genügend Eigenständigkeit besitzt, um eine Veröffentlichung zu rechtfertigen. Parallelen mit SPOCK`S BEARD sind natürlich unvermeidlich, allerdings weniger ausgeprägt, als ich erwartet habe. Das ganze Album strotzt nämlich dermaßen vor Musikalität, dass man kaum Gelegenheit hat, Einzelleistungen besonders zu würdigen. Die Songs sind die eigentlichen Stars. Die frische Herangehensweise macht aus ihnen bisweilen fast schon einen Filmsoundtrack, der auch ohne dazugehörige Videos Bilder vor dem geistigen Auge des Hörers evoziert. Die Neuerungen sind jedoch nie Selbstzweck und wurden wohldosiert, so dass sich beispielsweise The Carpet Crawlers sehr nahe an die Vorlage hält.

Halbwegs aufgeschlossene Kenner des Originals erwartet ein frisches, hörenswertes Progrock-Abenteuer. Auch jüngere Progger, denen die 70er zu altbacken klingen, sollten hier eine angenehme Überraschung erleben. Einfach gute, komplexe Musik!

Spielzeit: 98:02 Min.

Line-Up:
Nick D`Virgilio: Gesang, Schlagzeug
Don Carr: Gitarre
Dave Martin: Bass
Jeff Taylor: Klavier, Akkordeon, Electric Piano, Wurlitzer

Produziert von Mark Hornsby und Nick D`Virgilio
Label: ProgRock Records

Homepage: http://www.ndvmusic.com

MySpace: http://www.myspace.com/ndvmusic

Tracklist:
CD1:
1. The Lamb Lies Down At Broadway
2. Fly On A Windshield
3. Broadway Melody Of 1974
4. Cuckoo Cocoon
5. In The Cage
6. Grand Parade Of Lifeless Packaging
7. Back In New York City
8. Hairless Heart
9. Counting Out Time
10. The Carpet Crawlers
11. The Chamber Of 32 Doors

CD2:
1. Lilywhite Lilith
2. The Waiting Room
3. Anyway
4. Here Comes The Supernatural Anaesthesist
5. The Lamia
6. Silent Sorrow In Empty Boats
7. The Colony Of Slippermen (Arrival – A Visit To The Doktor – Raven)
8. Ravine
9. The Light Dies Down On Broadway
10. Riding The Scree
11. In The Rapids
12. It

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