Zugegeben, so wirklich klasse finden konnte ich PSYCHE noch nie. Zu gleichförmig und unspektakulär kamen sie bislang daher. Die für Gothic/Elektro zwingend vorgeschriebenen großen Emotionen konnte die stets zu zahme Musik nicht wirklich erwecken. Doch es ist Besserung in Sicht, wenn man sich The 11th Hour so anhört. Allen voran das hitverdächtige Defenseless besitzt alle Merkmale eines tanzbaren Melancholie-Melodiemonsters. Dabei ist der Track bewusst schlicht gehalten mit den klaren Pianoakkorden und dem beständig treibenden Drumloop. Doch gerade dieser Minimalismus lässt dem Stück die nötige Luft, um große Gefühle atmen zu können. Und auch die zehn anderen Spießgesellen erreichen ein hohes Maß an Flair und Dynamik. So düster, kalt und mysteriös wie bei 15 Minutes habe ich zumindest die Band noch nicht gehört. Sicher, wer mit der etwas zu hellen Stimme von Sänger Darrin C. Huss seine Probleme hat, wird nach wie vor keinen Gefallen an PSYCHE finden, doch für alle anderen lohnt sich das Reinhören dank großartiger Hooklines, die in unkonventionelle Kleinode düstermusikalischer Art eingebettet sind. Eins von vielen Beispielen: das episch angelegte September Moon, das von erstklassig ausgewählten Keyboardsamples und einer bei aller Harmonie schrägen Atmosphäre lebt. Punktgenau passen da die Sounds und Melodien, statt den Hörer mit undurchdringlichem Klangdschungel zuzukleistern. Prima!
Veröffentlichungstermin: 24.01.2005
Spielzeit: 60:15 Min.
Line-Up:
Darrin C. Huss – Gesang, Samples
Per-Anders Kurenbach – Synthies, Loops, Programming
Produziert von Tim Schuldt
Label: Accession Records/Indigo
Homepage: http://www.psyche-hq.de
Tracklist:
Bloodcurse
Yearning
Defenseless
15 Minutes
September Moon
Until
The Belonging Kind
Justice and Damnation
11th Hour
Buried Alive
Theme 7
Assassin Reprise