Dass „Solar Clorex“, das dritte Album des spanischen Duos PESTILENGTH unter dem Banner DEBEMUR MORTI erscheint, ist nur folgerichtig. Immerhin wurde die Band von keinem Geringeren als Vindsval selbst (BLUT AUS NORD) geadelt. Konkret: „Basom Gryphos“ landete auf dessen Jahresbestenliste 2022 ganz oben. So richtig gekickt dieses Album den Rezensenten zwar nicht, doch mit „Solar Clorex“ steht eine neue Chance an. Und die Neugierde wird belohnt: PESTILENGTH präsentieren das Genre nicht nur von seiner abstrakten, hässlichen Seite, sondern haben auch erstaunlich zugängliche Songs zu bieten.
Auch als Duo schlagkräftig: PESTILENGTH fokussieren sich auf „Solar Clorex“ auf Rohheit, Riffs und Rhythmen.
PESTILENGTH profitieren von der scheinbaren Beschränkung ihrer Duobesetzung: Rohheit, Riffs und Rhythmen sind die drei großen „R“ hinter „Solar Clorex“ und gleichzeitig das Geheimrezept. Trotz der Abstraktion in der Musik haben PESTILENGTH die alten Werte des Genres verinnerlicht und bleiben erstaunlich direkt. Keine zahllosen Schichten, keine Tricks und kein doppelter Boden, sondern die drei „R“ plus echt sicke Vocals. Das Duo klingt dabei in den besten Momenten wie nachvollziehbare PORTAL, wie doomige IMMOLATION oder ANGELCORPSE im Lovecraft-Universum.
Gerade die Riffs sind, mit Verlaub gesagt, geil, und zwar richtig geil. Auch wenn bei „Occlusive“ oder den von MORBID ANGEL inspirierten „Oxide Veils“ und „Verbalist Aphonee“ hier Innovation keiner der Treiber ist, sind sie äußerst treffsicher und wirken durch die sie umgebende unheimliche und fiese Atmosphäre äußerst gefährlich. Selbst, wenn PESTILENGTH Blast Beats einsetzen und dadurch das Chaos dominieren lassen, bleibt die Musik griffig. Dass sie daneben auch Atmosphäre beherrschen zeigt „Enthronos Wormwomb“ mit seinem schleppenden Mainriff und dem andersartigen Drumming, das in der zweiten Hälfte mit cleanen Gitarren semi-proggig klingt und durch die im Hintergrund fast schon ekelleregend gurgelnden Vocals geradezu grotesk wird.
Obwohl Innovation kein Treiber hinter „Solar Clorex“ ist, funktioniert PESTILENGTHs drittes Album in seiner Gesamtheit.
Dass nicht alle Songs in diesem Maße mitreißen, ist etwas bedauerlich, „Neerv“ und Dilution Heap“ fehlt das Besondere der oben genannten Tracks. Dennoch, der Gesamteindruck des Albums funktioniert durch das Facettenreichtum der Songs sehr gut. Passenderweise überzeugt auch die Produktion von „Solar Clorex“: Der voluminöse Gitarrensound passt zu den urigen Drums. Das funktioniert auch im Mix, der genügend Transparenz aufweist. Das kommt dem persönlichen Traumsound des Rezensenten von diesem Genre überraschend nahe. Nicht zuletzt das surreale Artwork fasziniert und verstört mit seinem giftig-beunruhigenden Farbenspiel, sodass der Gesamteindruck von „Solar Clorex“ ein sehr geschlossener ist.
Die erst 2018 formierten PESTILENGTH haben neben ihren Alben bereits eine ganze Reihe EPs, Demos und Splits veröffentlicht, und diese Erfahrung ist „Solar Clorex“ anzuhören: Die Songs sind auf den Punkt geschrieben und performt, mit einem gewissen Understatement, denn so richtig lassen PESTILENGTH weder die Tech-Sau raus, noch reißen sie auf einen surrealen Abgrund der Marke PORTAL auf – sie bewegen sich sicher zwischen diesen Polen und fokussieren sich auf Atmosphäre und Songmaterial. Und auf dieser Linie fahren PESTILENGTH genau richtig.
Wertung: 7 von 9 Schleimsonnen
VÖ: 16. Februar 2024
Spielzeit: 36:21
Line-Up:
M.: Guitars, Bass & Vocals
N.: Drums & Keys
Label: Debemur Morti Produktions
PESTILENGTH „Solar Clorex“ Tracklist
1. Intraexsanguination
2. Neerv (Official Audio bei Youtube)
3. Occlusive
4. Enthronos Wormwomb
5. Baleful Profusion (Official Audio bei Youtube)
6. Dilution Heap
7. Oxide Veils
8. Chors Of None
9. Verbalist Aphonee
PESTILENGTH „Solar Clorex“ Official Full Album Stream bei Youtube
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