NATIVE WINDOW: Native Window

KANSAS-Ableger der ziemlich nach der Hauptband klingt und wirklich gut geworden ist, trotzdem aber natürlich nicht an dieses Niveau heranreichen kann.

Im Prinzip sind NATIVE WINDOW gleich KANSAS, nur ohne die beiden Kreativköpfe Steve Walsh und Kerry Livgren – also eigentlich doch nicht KANSAS!
Jedenfalls haben die beiden Chefs beschlossen nur noch zu touren und keine neuen Songs mehr zu schreiben und da der Rest der Band eben doch gerne neues Material an den Mann bringen wollte, wurde eben NATIVE WINDOW ins Leben gerufen. Ein charismatisches Stimmwunder wie Mr. Walsh wächst nicht gerade auf Bäumen, trotzdem macht Basser Billy Greer seine Sache auch gesanglich richtig gut, es sind sogar kleine stimmliche Ähnlichkeiten auszumachen. In musikalischer Hinsicht sind selbstverständlich ebenfalls Parallelen zur Hauptband zu erkennen, alles andere hätte mich aber auch ziemlich gewundert. NATIVE WINDOW haben ein bisschen was von allem, was KANSAS in der späteren Phase so ab etwa Mitte der Achtziger veröffentlicht haben, klingen aber etwas braver. Damit ist nicht unbedingt der Härtegrad gemeint, sondern auch die deutlich zahmeren Arrangements und etwas glatter wirkenden Strukturen. Die zehn glasklar produzierten Songs könnte man wohl am ehesten als gemäßigten AOR bezeichnen, die Violine setzt die gewissen Farbtupfer und jedes Detail sitzt am richtigen Fleck. Die magischen Momente, diese unfassbaren Melodien, die einem bei KANSAS immer wieder Gänsehaut bescherten, die gibt es bei NATIVE WINDOW nur in kleinen Ansätzen, trotzdem wirkt das Album aber sehr natürlich und nicht wie am Reißbrett entworfen. Die Melodien und Refrains sind alle blitzsauber und wirklich nicht zu klebrig ausgefallen, das letzte Quentchen, um sie zu unsterblichen Hymnen zu machen, fehlt dann letzten Endes aber doch. Das etwas zu arg auf rockig-experimentell getrimmte Blood In The Water kommt melodietechnisch etwas schwach daher, ansonsten haben die Herren aber ihre Lektion gelernt und bieten fast durch die komplette Bank schönes Melodiegut, welches eben nur noch den einen oder anderen Widerhaken vermissen lässt. Als schönes Melodic Rock-Debüt ist Native Window eine absolut gelungene Sache, nur gegen den übermächtigen Gegner zieht man halt den Kürzeren. Alte KANSAS-Recken dürfen sich dem Album aber trotzdem mal zuwenden, während ich alle Liebhaber großer Melodien, die nach wie vor nur genervt Dust In The Wind mitsummen können, überdeutlich darauf hinweisen möchte, sich vielleicht mal mit dem Backkatalog einer der besten Bands dieses Planeten auseinander zu setzen!

Veröffentlichungstermin: 13.11.2009

Spielzeit: 41:20 Min.

Line-Up:
Billy Greer – vocals, bass
David Ragsdale – violine
Richard Williams – guitar
Phil Ehart – drums

Produziert von Steve Rawls
Label: InsideOut

Homepage: http://www.nativewindow.com

MySpace: http://www.myspace.com/nativewindow

Tracklist:
01. Money
02. Still We Will Go On
03. Surrender
04. The Way You Haunt Me
05. The Light Of Day
06. Blood In The Water
07. An Ocean Away
08. Miss Me
09. Got To Get Out Of This Town
10. The Moment