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MONOBLOCK: KinderAugenBlicke

Ein Rattenschwanz an musikalischen Ideen und ein trister Ausblick aufs Erwachsenwerden von Illusionen beraubten Kindern… Starker Düster-Metal aus Zwickau.

Als Zeichnung eines kafkaesken Bildes kann der Inhalt des vierten Albums der rund um Zwickau beheimateten Band MONOBLOCK interpretiert werden. Das lyrische Konzept dreht sich um die Wahrnehmung der Kinder, die den Erwachsenen ob ihres Tuns eine Rattengestalt verpassen. Zumindest liegt mir persönlich diese Deutung nahe, insbesondere vor dem Hintergrund, dass jedes fünfte Wort im Text der bereits seit 1998 aktiven Band partiell entweder Kind oder Ratte verwendet. Eine derart pessimistische und düstere Haltung gegenüber der Erwachsenenwelt lässt natürlich den musikalischen Schluss zu, dass sich MONOBLOCK einem Gothic ambivalenten Klang verschrieben haben. Und KinderAugenBlicke ist tatsächlich grob dem Gothic Metal mit symphonischen, metallischen aber auch sachten Elementen zuzuordnen.

Während die ersten Takte zum Opener Rattenmenschenmassen noch an ein typisches Werk ähnlicher Prägung gemahnen, zeigt sich das Album im weiteren Verlauf seiner knappen Stunde als ein äußerst abwechslungsreiches und mit vielen Details versehenes Werk. Die Band umschifft dabei geschickt die Gefahr der Überladung, indem die einzelnen Passagen sich gut voneinander abgrenzen. Mit weichgespülter Plattheit hat KinderAugenBlicke demnach nichts am Hut. Viel mehr lädt die Musik ein, sich am konzeptionellen Rattenschwanz entlang zu hangeln. Doch zum Glück machen MONOBLOCK keine bloße Kopfmusik, sondern verpacken genügend Emotionen, so dass man mit den Songs nicht nur verstandsmäßig, sondern auch gefühlsmäßig mitfiebert. Die inwendigen Regungen werden dabei vor allem vom gesanglichen Pärchen Stefanie und Franz Steinert ausgelöst, das mit seinen – nicht immer perfekt aufeinander abgestimmten – Stimmen für Anteilnahme sorgt. Als atmosphärisches Highlight dient dagegen der Einsatz eines Klaviers sowie die Streicher-Arrangements, bei dem vor allem das Cello melancholische Akzente setzt.

Die metallisches Basis ist dagegen gediegener, aber durchaus songdienlich. Zumeist im Midtempo gehalten mischt Bandgründer und Gitarrist Christian Litzba einfache Basis-Riffs mit klassisch anmutenden Heavy Metal-Leads, was der Musik – entgegen dem betrübten Inhalt – eine etwas optimistischere Ausrichtung verleiht. Als besonders gelungen können die progressiveren Passagen gelten, wenn beispielsweise Ingo Höbald mit den Synthies einfallsreiche Brücken zwischen den Songteilen schlägt.

Einzelne Songs exemplarisch aus dem Kontext heraus zu reißen, widerspräche zwar der Grundintention des Albums, aber zur Veranschaulichung sollte erwähnt werden, dass die Band in einer Reihe von Passagen wirklich enormes und vielschichtiges Potenzial hat. So zaubert der Refrain von Ein Kindertraum eine Ohrwurm artige Eingängigkeit aus dem Hut, die im krassen Gegensatz zu wirren Genre-Collagen wie in Kinderaugentränen steht. Und auch neoklassische sowie teilweise A-cappella-Passagen (Heller noch…) bilden einen Gegenpol zu rassigen Metal-Strukturen wie im instrumentalen Rattenspiel.

Für Freunde etwas außergewöhnlicherer Klänge, die sich gerne von Emotionen und Abwechslung leiten lassen und dabei ein Auge bezüglich makelloser, glattgebügelter Produktion zudrücken können, stellt KinderAugenBlicke einen ähnlichen Kaufanreiz dar, wie es im letzten Jahr ARBOR IRAs Und krankt mein Selbst vor Leidenschaft getan hat, die im Übrigen aus derselben Ecke Deutschlands kommen.

Veröffentlichungstermin: 19.02.2007

Spielzeit: 56:04 Min.

Line-Up:
Franz Steinert – Gesang
Stefanie Steinert – Gesang
Christian Litzba – Bass, Gitarre, Background Vocals
Ingo Höbald – Keyboards, Synthies
Frank Koppe – Schlagzeug
Thomas Nötzold – Texte

Gastmusiker:
Christian Schleife – Gitarre
Peter Wagler – Gitarre
Christian Nolte – Sprecher
Marek Arnold – Piano, Streicher-Arrangement

Label: FNR / Radar Music

Homepage: http://www.monoblock-gothic-metal.de

Tracklist:
1. Rattenmenschenmassen
2. Ein Kindertraum
3. In der Ruinen hellem Glanz
4. Heller noch…
5. Rattenspiel
6. Kinderaugentränen

Kinderaugenblicke
7. Teil I
8. Teil II
9. Teil III

10. Mein Freund, der Traum (ist tot)
11. Hör auf zu weinen!