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MEGATON SWORD: Might & Power

Wer auf Epic Metal steht, kommt anno 2023 auch an der Schweiz nicht mehr vorbei! MEGATON SWORD hauen mit “Might & Power” ein derart mächtiges & kraftvolles zweites Album raus, dass man kaum mehr weiß, wo einem das Schwert steht. Aufgepasst, Goblins, das geht nicht gut aus für euch!

Was für ein schöner Zufall: War ich letztes Jahr noch leicht enttäuscht von der neuen SUMERLANDS, weil ihr das gewisse Etwas dann doch fehlte, kommt nun nur weniger Monate später eine Band daher, die sich am gleichen Rezept bedient, es aber schlicht und einfach besser umsetzt. Schön ist das deshalb, weil ich die Idee, Epic Metal US-amerikanischer Prägung mit klassischem Hard Rock zu vermählen, grundsätzlich klasse finde – beide Stilrichtungen leben von totalem Pathos, totaler Hingabe an das Gefühl, totaler Ablehnung von allem, was cool, hip oder trendy ist; ja, man könnte sogar sagen, dass es dem US Epic Metal völlig wumpe ist, was gerade in dieser Welt passiert oder gar in welcher Welt er sich befindet, er könnte sonstwo sein, er ist völlig autark in seinem künstlerischen Selbstverständnis. Und das ist geil.

MEGATON SWORD kommen aus der Schweiz. Das hört man nicht. Was man stattdessen hört, sind zwei Typen namens “Chris The Axe” und “Seth Angel” mit ihren kolossal bratenden und galoppierenden Gitarren, die sehr nach ETERNAL CHAMPION klingen, und einen Sänger namens “Uzzy Unchained”, der zum Niederknien herrlich zwischen Knödeln, Reibeisenreiben und Herz-Schmerz-Schmachten changiert, unterlegt von den donnernden Drums eines “Dan Thundersteel”. Wie der Bassist heißt? Ach so, ja: “Simon The Sorcerer” natürlich!

MEGATON SWORD laden ein zum epischen Ritt durch die Metal-Geschichte

Verdammte Axt, diese Band weiß einfach, was gut ist: “The Raving Light Of Day” groovt wie Hölle in unverschämt unterhaltsame vierzig Minuten rein, bis Uzzy plötzlich anfängt, in bester Glam-Rock-Manier Herzen zum Schmelzen zu bringen – meins jedenfalls. Und dann kommt, wie schon beim Ewigen Helden, mit “Iron Plains” ein zweiter Song voller Melancholie, zu dem unsere Helden auf ihren wackeren Rappen in voller Montur in den Sonnenuntergang reiten. Doch was ist das? “Power” ist erneut ein Groovemonster – ja, auch Simon The Sorcerer ist sehr gut in seinem Metier -, diesmal im Midtempo. Nach dem drängenden, klassischen Heavy-Metal-Ohrwurm “Cowards Remain”, in dem selbstverständlich eine Cowbell vorkommt, brauche ich dann wieder großes Gefühl, und siehe da, in “Raikaszi” warten zuckersüße Gitarren- und Gesangsharmonien auf mich, eine Hymne einleitend, die es tatsächlich mal mit den großen Vorbildern aufnehmen kann, aber 1:1. Hab ich was im Auge?! Nein, das sind Tränen der Rührung, denn ein echter Mann hört Heavy Metal und weint!

Doch MEGATON SWORD wären nicht MEGATON SWORD, wenn das schon alles wäre, sie sind noch nicht fertig mit ihrem abwechslungsreichen Ritt durch die Metal-Geschichte: “All Wicked Schemes Unite” beschwört kraftvoll die okkulten Seiten des Heavy Metals, ehe “Might” logischerweise an “Power” erinnert, aber einen herrlichen Nackenbrecher in bester SACRED STEEL-Manier darstellt – das alles aber nur, um uns auf das große Finale vorzubereiten: “Babe Eternal” hat ein Klavier-Intro und ist – ja! – eine Ballade. Hier ziehen MEGATON SWORD nochmal alle Retro- und Bombast-Register und lassen mich in Gedanken ein Stadion nach dem anderen mit meinem testosterongeschwängerten Schweiß vollmachen. Dieser Refrain, diese Euphorie! Fuckin’ Hell.

“Might & Power” ist ein Epic-Metal-Meisterwerk

Ja, ich hätte es nach dem m.E. eher schwachen Debüt “Blood Hails Steel – Steel Hails Fire” nicht für möglich gehalten, aber MEGATON SWORD haben es durch die Hinzunahme eines zweiten Gitarristen, eine beeindruckende gesangliche Weiterentwicklung und dem schamlosen Zulassen von Einflüssen aus dem klassischen Hard Rock geschafft, ein nahezu perfektes Epic Metal-Album zu erschaffen. “Might & Power” ist nicht nur genial simpel betitelt, es ist auch schlicht genial in seiner Hingabe an die Trademarks, die das Genre groß gemacht haben. Dabei schafft es das Kunststück, diese in die Gegenwart zu transferieren: Die Produktion ist ganz großes Kino, druckvoll ohne zu dröhnen, mit einem unwiderstehlichen und sehr präsenten Gitarrensound – wobei dem Sänger immer der nötige Raum gelassen wird; einem Sänger wohlgemerkt, der genau weiß, was er kann und was er will.

Und auch ich weiß genau, was ich kann und was ich will, nachdem ich MEGATON SWORD vierzig Minuten lang zugehört habe: In meiner Eigenschaft als Superheld mit Lendenschurz ziehe ich aus, die Welt vor fiesen Goblins (vgl. das Cover-Artwork) zu retten! Welche, ist egal.

Veröffentlichung am 24.2.2023 auf Dying Victims Productions

Spielzeit: 39:22 Min.

MEGATON SWORD “Might & Power” Tracklist

1. The Raving Light of Day
2. Iron Plains
3. Power (Audio bei YouTube)
4. Cowards Remain (Audio bei YouTube)
5. Raikaszi
6. All Wicked Schemes Unite
7. Might (Audio bei YouTube)
8. Babe Eternal

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