blank

MAGICIAN: Tales Of The Magician

Brasiliens Antwort auf SYMPHONY X

Die Beweislage ist erdrückend. Doch um das Urteil vorwegzunehmen: MAGICIAN können in fast allen Anklagepunkten freigesprochen werden. Bandname, Fantasy-Konzeptstory und GAMMA RAY-Referenzen (Dirk Schlächter war mitverantwortlich für den transparenten Mix) zum Trotz hat das Quintett ein überraschend progressives Debüt abgeliefert. Die großen Vorbilder heißen eindeutig SYMPHONY X. Neben fettem Riffing gibt es MALMSTEEN-mäßige Solo-Passagen. Sporadische Keyboard-Tupfer unterstreichen die Atmosphäre und die akzentuierte Schlagzeugarbeit macht ordentlich Dampf. Spätestens bei Sandstorm wird klar, wo der Hammer hängt. Hier haben die Riffs die gleiche orientalische Schlagseite wie die von Michael Romero. Hier ist Sänger Dan Rubin voll in seinem Element. Variabel und kraftvoll behauptet er sich gegen die Klangmauer der Instrumente. Dank seiner melodischen und zugleich rauen Stimme besitzt die Musik eine gewisse Eigenständigkeit. Irgendwie wirkt er metallischer als die Coverdales, Landes und Edmans da draußen.

Die Songs sind komplex, aber nicht überfrachtet. Ein paar Nummern fehlt die nötige Eingängigkeit. Als Ersatz gibt es Uptempo-Einschübe und leidenschaftliche Gitarrenarbeit. Bestes Beispiel dafür, dass MAGICIAN auch schlüssige Lieder schreiben können, ist Minstrel`s Domain. Statt (unnötiger?) Geschwindigkeitsausbrüche gibt es Flötenklänge, die dem ansonsten treibenden Song eine folkloristische Schlagseite. Hört man nach dem Intro aber genau hin, erkennt man klar die Spuren von Alben wie Twilight In Olympus.

Bedenkt man, dass SYMPHONY X nicht gleich mit ihrem ersten Album der große Wurf gelang, ist die Leistung von MAGICIAN umso bemerkenswerter. Die Brasilianer müssen nun zeigen, dass sie die DREAM THEATER-Elemente (z.B. beim Mittelteil von Dark Ritual und dem Bass-Solo bei Siege Of Zelgian) durch originelle Eigenkreationen ersetzen können. Bis dahin dürfte die größte Herausforderung darin bestehen, nicht mit RHAPSODY OF FIRE in einen Topf geworfen zu werden. Das theatralische Intro wirkt diesbezüglich ziemlich kontraproduktiv. Einzelne Melodic Metal-Elemente lockern die Kompositionen zwar auf. Im Mittelpunkt stehen aber kernige Riffs und Gesang mit Eiern. Die Harmonien bewegen sich überwiegend in dramatischen Moll-Gefilden – wie bei MALMSTEEN und SYMPHONY X.

Fans von Metal im Spannungsfeld zwischen Prog und tightem Metal bekommen auf Tales Of The Magician eine knappe Stunde lang hörenswerte Kost ohne nennenswerte Ausfälle geboten. Also nicht vom Namen/Konzept abschrecken lassen, sondern kennen lernen! Es lohnt sich!

Veröffentlichungstermin: 19.09.2008

Spielzeit: 55:57 Min.

Line-Up:
Dan Rubin: Gesang
Renato Osorio: Gitarre
Cristiano Schmitt: Gitarre
Elizandro Max: Bass
Zé Bocchi: Schlagzeug

Produziert von Renato Osorio und Elizandro Max
Label: Dockyard1

Homepage: http://www.magician.com.br

MySpace: http://www.myspace.com/magicianband

Tracklist:
1. Intro: Let The Spell Begin
2. Prime Evil
3. Underworld Terror
4. Sandstorm
5. Terminal Day
6. Dark Ritual (Hear Your Master`s Call)
7. Minstrel`s Domain
8. Siege Of Zelgian
9. Crossing The Last Gate
10. Let The Harmony Endure