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LEICHENWETTER: Letzte Worte

Pathos, Provokation und Poesie, das sind die Grundfesten, auf denen LEICHENWETTER ihre Vision von elektronisch beeinflusstem Gothic Metal erbauen.

Pathos, Provokation und Poesie, das sind die Grundfesten, auf denen LEICHENWETTER ihre Vision von elektronisch beeinflusstem Gothic Metal erbauen. Und wäre da nicht dieses ständige Stibitzen von Stilmitteln bei den Vorbildern von RAMMSTEIN, könnte man uneingeschränkt in Lobesgesänge ausbrechen. So aber fällt zunächst beim Opener Nur dich die Parallele, parrrdon: Parrrallele besonderrrs ins Gewicht, wenn Sänger Numen mit Mein Herrrz… im identischen Rhythmus und Gestus ansetzt (um dann mit …pocht statt brennt weiterzumachen). Und auch das laut Info provokante Skandieren von Deutschland zu Beginn von Die schlesischen Weber scheint zunächst nach billigem Kokettieren mit nationalem Gefühl bis Gewürge auszusehen.

Doch ähnlich wie man beim genaueren Hinhören die Ironie hinter Die schlesischen Weber bemerkt (die leider musikalisch nicht umgesetzt wurde – sonst hätte es nämlich vermutlich auch keiner Extraerklärung im Info bedurft, gell?), so offenbaren sich etliche Momente in der Musik von LEICHENWETTER, die eine stilistisch vollkommen autarke und textlich überaus ambitionierte Band portraitieren. Bereits auf ihrem ersten Lebenszeichen Nachtwerke zeichnete sich die Band dadurch aus, dass sie Gedichte berühmter Dichter aus verschiedenen Epochen mit düsterem Grundthema kongenial in den Gothicmetal-Kontext umsetzte. Zwei dieser Kompositionen, Weltende und das Schnitterlied, haben sich in modernisierten Fassungen auch auf Letzte Worte geschmuggelt und passen dort wunderbar zu den neueren Songs, die ebenfalls mit Texten von Werfel, Hesse, dem guten alten Goethe und vielen anderen versehen wurden.

Musikalisch treffen simple, aber effektive Stakkatoriffs auf epische Momente und geschickt dosierte Elektroelemente, was zusammen eine kraftvolle, in den eigenständigeren Momenten auch überaus begeisternde Mischung ergibt. Klar, Operngesang-Gehversuche von Numen oder das Röhren im Titeltrack sind Geschmackssache. Doch ansonsten unterstützt er die wechselnden Stimmungen von Musik und Texten sehr gut und sorgt für eine Extraschippe Pathos. LEICHENWETTER zeigen zudem, dass sie sehr gut wissen, wie ein eingängiges Lied zu funktionieren hat, und angesichts des Booms in diesem Bereich wäre es ihnen zu gönnen, dass sie ein größeres Publikum für sich erspielen können. Dazu brauchen sie bei einer musikalisch derart starken Leistung auch keine komischen Flokatiwesten und Eishockeymasken des FC Mittelalter Eisenhüttenstadt…

Veröffentlichungstermin: 31.01.2005

Spielzeit: 60:33 Min.

Line-Up:
Numen – Gesang

Dawe – Gitarre, Gesang

Rudiator – Keyboards

Cpt. Loft – Bass

Rawen – Schlagzeug

Produziert von Rudolf Heimann & Leichenwetter
Label: Metal Axe Records/Point Music

Homepage: http://www.leichenwetter.com

Tracklist:
Nur dich

Letzte Worte

Verführer

Mutter

Grenzen der Menschheit

Mondnacht

Die schlesischen Weber

Weltende

Im Nebel

Schnitterlied

Dort und hier

Verführer

Nur dich

Jenseits von Eden